Die Kriegserklärung der Fifa gegen die globalen Großklubs ist jetzt auf dem Tisch. Eine WM mit 48 Teilnehmerstaaten soll Marktanteile der Kontinentalverbände in Europa (Champions League) und Südamerika (Copa Libertadores) zurückerobern und die ökonomisch schwächeren Länder und Kontinente in einem Bündnis vereinen.

Die Fifa war bisher in der Defensive. Die USA, keine Fußballgrossmacht, gingen aggressiv mit ihrer staatlichen Justiz gegen ihre globale Korruption vor. Es war gleichzeitig Teil des Schleifens des Schweizer Bankgeheimnisses, jedenfalls sind die USA davon nicht mehr betroffen, wenn sie es nicht wollen. Ökonomische Interessen der USA wurden dabei nicht geschädigt, im Gegenteil.

Auf einer anderen Seite steht die – im Fußball durchaus heterogene – Grossmacht China. Darum geht es im Kern bei dem Fifa-Beschluss: wer leitet das unüberschaubare chinesische Businesskapital in seine Kanäle? Werden die Großvereine profitieren? Mit lukrativen Spielerverkäufen und aufwendigen Asientourneen, Verlagerung wichtiger europäischer Spiele auf den asiatischen Markt? Oder die Fifa, indem sie für einen einfacheren Aufstieg der Fußballzwerge mit ihren gigantischen Kapital-Märkten Indien, China, Katar oder Gabun (nicht lachen: der Präsident Omar Bongo hatte immerhin die politische Klasse Frankreichs durchfinanziert) in den globalen Fußballmarkt sorgt?

Die Klubvereinigung ECA ist jetzt strategisch gefordert. Bisher hat sie sich darauf konzentriert, durch Manipulation der Wettbewerbsregeln für “Planungssicherheit” der Großklubs in der Champions League zu sorgen. Für Nationalmannschaftsabstellungen wurden höhere Gebühren durchgesetzt. Afrikanische Spieler werden genötigt, zum alle zwei Jahre im Januar stattfindenden “Africa Cup Of Nations” abzusagen und damit auf ihren lebensgeschichtlichen Erlebnishöhepunkt zu verzichten – “Planungssicherheit” des Arbeitgebers ist eben wichtiger.
Was macht der Lippstädter Weltpolitiker Rummenigge nun? Kann er sich vom Fuchs Hoeness in seinem Bayern-Stall losreissen und um wichtige Dinge kümmern? Ist er Gianni Infantino gewachsen? Man kann es kaum glauben.

Nicht dass Sie jetzt denken, dass mir das wichtig sei. Ob die einen oder anderen Mafiosi siegen, ist mir egal. Den Fußball müssten wir beiden Seiten wegnehmen. Das ist leider illusorisch. Sie müssen ihn wohl erst vollständig zerstören, damit wir ihn zurückbekommen. Das meine ich mit der “Weltkrieg”-Metapher. Die beste deutsche Demokratie der Geschichte hats auch erst danach gegeben.

Update: In der Berichterstattung (11.1.) wurde deutlich, dass die DFB-Deutschen mit ihrer Gegnerschaft zur WM-Blähung in der Fifa weitgehend isoliert waren. Feiner Kontrast dazu, dass ein Michael-Kohlhaas-artiger Hasardeur, wie der ehemalige Spvg.-Unterhaching-Vorsitzende Kupka das publizistische Vakuum für den deutschen Amateurfussball fast ganz alleine füllt. Die Duckmäuserei im DFB muss schlimm sein.

Über Martin Böttger:

Martin Böttger ist seit 2014 Herausgeber des Beueler-Extradienst. Sein Lebenslauf findet sich hier...
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