Beueler-Extradienst

Meldungen und Meinungen aus Beuel und der Welt

Monat: Januar 2017 (Seite 2 von 3)

Neue Syrienverhandlungen mit geringen Erfolgsaussichten

Von Andreas Zumach

Am Montag (23. Januar) beginnen in der kasachischen Hauptstadt Astana neue Syrienverhandlungen unter gemeinsamer Schirrmherrschaft von Rußland, der Türkei und Iran. Was bei diesen Verhandlungen rauskommen soll und kann, ist völlig offen. Die drei Schirmherren gaben keine Verhandlungsziele bekannt. Für die von der UNO vermittelten und zunächst gescheiterten Genfer Syriengesprächen des letzten Jahres existierte hingegen ein im November 2015 von allen äußeren Akteuren des Konflikts – Rußland, USA, Iran, Saudiarabien, Türkei, Katar und Irak sowie der Arabischen Liga und der EU – vereinbARTEr und vom UNO-Sicherheitsrat abgesegneter Verhandlungsplan mit konkreten Zielen und Fristen: landesweiter Waffenstillstand und ungehinderte humanitäre Versorgung aller notleidenden Menschen; Vereinbarung einer aus Vertretern der Regierung Assad und der Opposition gebildeten Übergangsregierung in Damaskus; Ausarbeitung einer neuen Verfassung und ihre Verabschiedung durch eine Volksabstimmung; und spätestens im Sommer 2017 Neuwahl von Parlament und Präsident. Alle wesentlichen Streitfragen, die zum Mißerfolg dieses Verhandlungsansatzes und zur vorläufigen Aussetzung der Genfer UNO-Gespräche führten, sind weiterhin ungelöst. Weiterlesen

Michael Mennen gestorben

Ein feiner Kerl hat uns verlassen.
Unser gemeinsamer Freund Stefan Keller, sein Nachfolger im Institut für Sprechpraxis und Rhetorik, übermittelte mir die traurige Nachricht.
Ich lernte Mike erst vor gut 10 Jahren kennen. Er stieg auf der Rheindorfer Straße von seinem Rennrad: “Du kennst doch den Karl Uckermann” – “Ja, das ist mein Chef” – “Dann kümmert Euch mal um das Bistro El Horizonte. Das hat einen ganz tüchtigen Wirt. Und der hat Ärger mit der Stadt.” Und so geschah es. Der Ärger endete mit einem einstimmigen Beschluss der Bezirksvertretung, dass Kamel Bsissa nicht mitten auf seine ökonomisch lebenswichtige Außengastronomiefläche einen Baum pflanzen lassen musste. Und meine Freundschaft mit Mike Mennen begann.
Ich ernannte ihn zu einem “kleinen Walter Jens”, dem langjährig berühmtesten Professor für Rhetorik. Mike war ein genauso intellektueller Kopf, mit Erdung durch seine Liebe zum Fußball. Er hat zahlreiche Mannschaften, am liebsten Jugendmannschaften trainiert, u.a. beim Bonner SC und beim Fußballverband Mittelrhein. Und diese ehrenamtliche Arbeit immer als Sozialarbeit und Gesellschaftspolitik begriffen. Die so gewonnene Lebenserfahrung würde vielen Politiker*inne*n und Sportfunktionär*inn*en heute guttun. Ich profitierte durch unsere Freundschaft davon, weil es auch mir Bodenkontakt in meinem Stadtteil und ausserhalb des betriebsblinden Rathausbetriebes gab.
Mike gelang eine gute Abrundung seines Lebensabends. Noch mit 80 die Regie einer Theateraufführung, deren Erfolg ihn sehr glücklich machte, aber auch körperlich an seine Grenzen brachte. Das gleiche galt für den Deutschunterricht, den er für Flüchtlinge gab – die Abende nach dem Unterricht wirkte er körperlich völlig geschafft und geistig erfüllt und beseelt. Mit Stolz erfüllte ihn die Lebensleistung seiner Söhne Fabian (Schul- und Fußballlehrer) und Felix (Schriftsteller und Drehbuchautor). Schade, dass es zuende ist, aber für ihn war es ein gutes Ende.
Ich bin froh, dass ich ihn nach seiner letzten Herz-OP noch im Krankenhaus besucht habe. Er wirkte körperlich scheinbar wiederhergestellt, aber war mental zuletzt immer mehr in sich gekehrt. Vielleicht hat er geahnt, was kommt.

Seesslen über Trump / Lachen über “Schwarze Null” / wie wärs mit Journalismus?

Georg Seesslen, in meinen Augen bester Essayist unter deutscher Sonne, hat ein Buch über Trump geschrieben. Und siehe da, neben seinen regelmässigen Arbeitgebern taz, Jungle World und DLF gibt jetzt sogar das FAZ-Feuilleton Texte bei ihm in Auftrag. Im Telepolis-Interview gibt es Auskunft über seine Trump-Sicht. Seine Berlusconi-Bezüge sind interessant und zutreffend – Trump ist zwar sehr US-amerikanisch, aber nicht nur. Das Problem, das er darstellt und repräsentiert, lässt sich in Europa nicht aussitzen. Ein Teil der herrschenden neoliberalen Klasse ist zum Bündnis mit Rassismus, Machismus und dem, was früher mal “Lumpenproletariat” genannt wurde, entschlossen.
Ein Mitarbeiter der Rosa-Luxemburg-Stiftung beschrieb im Deutschlandradio, wie der kluge Karl Marx die heutige strategische Lage – vielleicht – erfasst hätte.
Eine “Schwarze Null” ist aus US-amerikanischer Sicht allenfalls Wolfgang Schäuble, und Ausweis für seinen lächerlichen Provinzialismus. Für die Politik einer Großmacht ist die Höhe der Schulden irrelevant – entscheidend ist Vertrauen in ihre Macht.

Die ganze Woche habe ich überlegt, was ich kluges zum allgemeinen “Fake-News”-Gequatsche schreiben könnte. Ausgeruhte kritische Einschätzungen gab es Weiterlesen

Fall Amri – Organisierte Unverantwortlichkeit

Hans-Christian Ströbele rang nach der Sitzung des parlamentarischen Kontrollgremiums am vergangenen Montag sichtlich um Fassung. So ein Behördenversagen, an dem niemand Schuld sei, habe er in seinem Leben noch nicht erlebt. Den ironischen Unterton, der an rechtsstaatlichen Galgenhumor grenzte, verstanden nicht alle. CDU-Ausschussvorsitzender und SPD-Obmann ergingen sich in langatmigen Erklärungen, warum der neunzehnseitige, vertrauliche Bericht des Bundeskriminalamts über die Chronologie Anis Amri so überraschend wenig über Verantwortlichkeiten der beteiligten Sicherheitsbehörden enthalte.

In der Tat ist es bei der Lektüre des Papiers schwer zu erkennen, inwieweit Landeskriminalamt NRW, Verfassungsschutz NRW, Ministerium für Inneres und Kommunales oder die Ausländerbehörden Kleve und Oberhausen, Verfassungsschutz und Landeskriminalamt Berlin, Generalstaatsanwaltschaft Berlin, die dortige Landesausländerbehörde oder Bundesamt für Verfassungsschutz, Bundeskriminalamt, Bundesanwaltschaft, BAMF oder der Bundesinnenminister nun jeweils für Amri verantwortlich waren. Aber trotzdem ist der Bericht interessant und wirft neue Fragen auf. Weiterlesen

Preiswerten Wohnraum schaffen! Z.B. so:

Ich habe einen Sparvertrag bei der Bochumer GLS-Bank. Zinsen wirft er z.Z. nicht wirklich ab. Bei Abschluss eines Sparvertrages kann man dort angeben, im welchem Bereich das angespARTE Kapital von der Bank eingesetzt werden soll. Ich habe damals Wohnraum angegeben. Ich bin also Mitfinanzier eines alternativen Wohnprojekts in Bornheim-Alfter, das gestern hier im Deutschlandradio vorgestellt wurde.
Die Darstellung erinnerte mich an das von Freiburg ausgegangene und mittlerweile bundesweit populäre Mietshäusersyndikat. Lobenswerte Projekte, allerdings weniger als Tropfen auf den heissen Stein des Immobilienkapitalismus.
Nachdem jetzt bei den Grünen entschieden ist, dass sie mehrheitlich Merkels Macht nicht gefährlich werden wollen, ist auch geklärt, dass die Eigentumsfrage und damit die Grundlage des Immobilienkapitalismus vorläufig nicht in Gefahr geraten wird. Selbst bei einer rot-rot-grünen Koalition wäre das zweifelhaft, wie aktuell in Berlin studiert werden kann.
Wenn wir also im Bund eine Koalition bekommen sollten, wie sie aktuell Bonn regiert, CDU/Grüne/FDP, dann bleibt als Möglichkeit allenfalls sowas, wie die erwähnten Projekte, oder, worum sich die Bonner Grünen immerhin kümmern, eine Stärkung kommunaler Wohnungsbaugesellschaften wie z.B. der Vebowag. Denn private Wohnungsunternehmen haben kein Renditeinteresse an preisgünstigen Wohnungen, wenn sie doch mit teuren viel mehr verdienen können. Die Vebowag ist durch schwarz-grüne Stadtratsbeschlüsse mit ausreichend Kapital ausgestattet; ihr Problem: in Bonn gibts zuwenig Grundstücke und gegen Nachverdichtungen rebellieren überall die Anwohner*innen, die dort keine Wohnung mehr suchen, sondern schon eine haben (funktioniert imgrunde identisch, wie Flüchtlingspolitik: “Das Boot ist voll” für alle, die es reingeschafft haben).

EU&Bundesregierung lassen Verbrecher Flüchtlinge jagen

Libyen – das war das Land, wo unsere Bündnispartner eine kritikwürdige Regierung weggebombt haben. “Wir” haben uns dank der Weisheit des damaligen Aussenministers Westerwelle, er hatte eben auch gute Seiten, daran nicht beteiligt. Was haben die Bomben gebracht? Keine Regierung, ein Land ohne Staat, im Bürgerkrieg zahlreicher Milizen. Was es aber geben soll, ist eine “Küstenwache”, das ist ohne Staat zwar eine Fiktion, aber die Bande wird einfach von EU und Bundesregierung so ernannt, ausgebildet und dafür bezahlt, Menschen daran zu hindern das zerstörte Libyen zu verlassen und sie dort unter mörderischen Höllenbedingungen einzusperren. Entsprechende Dokumente liegen der Monitor-Redaktion des WDR vor und wurden heute gesendet. Angefragte Ministerien unserer Regierung waren zu keiner Stellungnahme vor der Kamera bereit. Diese Tauchstation deckt sich mit den Vertuschungen in der NSU-Mordserie oder im Fall des Attentäters von Berlin. Wenn Sie eine Regierungskoalition wissen, die diese Praxis nach der Bundestagswahl beenden würde, sagen Sie mir Bescheid – das wäre wichtig für meine Wahlentscheidung.

Fluchtursachen schaffen ist der rote Faden dieser Politik. Ist Ihnen auch nicht aufgefallen, dass wir seit ein paar Tagen keine Berichte mehr aus Aleppo bekommen? Von meinen Eltern und Großeltern weiss ich, dass die ersten Nachkriegsjahre nur geringfügig weniger schlimm als der Krieg selbst waren – Hungersnöte, Kindersterblichkeit, “gewohnt” wurde in Trümmern. So ähnlich muss es jetzt in Aleppo sein. Doch warum informiert uns (fast) niemand? Wo sind die Spendenaufrufe für Hilfsgüter und Wiederaufbau? Ich finde das gespenstisch, und ich gestehe, genauso gespenstisch ist mir, dass ich mich da in voller Übereinstimmung mit der doktrinären Jungen Welt befinde. Wird hier publizistisch schon eine Vorkriegszeit simuliert?

Passend dazu die faktische Unmöglichkeit, Informationen über das Kriegsgeschehen rund um das irakische Mossul zu bekommen, selbst für die wenigen Journalist*inn*en, die sich darum bemühen. Kriegselend und -opfer bleiben unbekannt, keine Bilder = kein Entsetzen.

Geisterhaus DuMont

Wie hier schon kommentiert, macht der Kölner Zeitungsverlag DuMont-Schauberg Berliner Konzernteile dicht, um sie anschliessend zu schlechteren Bedingungen für seine Beschäftigten neu zu eröffnen. Manchmal fragt man sich ja, was “die Politik in Berlin” so den lieben langen Tag eigentlich macht. Hier hätte sie ein dankbares Betätigungsfeld: seit Jahrzehnten bekämpfen die Milliardärsfamilien, denen die deutschen Zeitungsverlage gehören, das Tarif- und Arbeitsrecht mit dieser Methode. In der Wirklichkeit schaffen sie damit Machtverhältnisse, wie sie nicht im Betriebsverfassungsgesetz, aber auf lateinamerikanischen Latifundien üblich sind. Es wäre die ureigene Aufgabe des Gesetzgebers, also des Parlaments, die scheunentorgroßen Gesetzeslücken, durch die diese fetten Elefanten spazieren, zu schliessen. Bekannt geworden ist darüber bisher leider nichts.
Stattdessen spielt in der Wirklichkeit des bald ehemaligen Berliner Verlags ein falscher Film, den eine eindrückliche Reportage der Medienjournalistin Ulrike Simon, eine Autorin, die gewöhnlich nicht zu einseitiger Polemik neigt, beschreibt. Der Mediendienst “Horizont”, in dem sie diese Reportage publiziert, wird übrigens von einem ehemaligen Chefredakteur des Hauses DuMont verantwortet.
Simon formuliert die naheliegende spekulative Frage, wann der gleiche Film im Rheinland abgespielt werden dürfte. Fast symbolisch ist das Haus am Bonner Suttner-Platz, in dem sich jahrelang die Bonner Express-Redaktion befand (und auch die BfG, Bank für “gemeine Wirtschaft”), bereits durch Abriss verschwunden.

DFL an Amateure: Ihr seid lästig

Klar, dass die Bundesliga den Kampf um Marktanteile mit den Fußballdachverbänden Fifa und UEFA beklagt. Noch klarer aber ist die Ansage an die Millionen Amateure im DFB: nehmt Eure 25 Mio. und seid still. Und wenn ihr nicht still seid, dann seid dankbar.
Geld macht nicht glücklich, aber bekloppt. Mehr Hybris geht nicht.
Update 26.1.: Im Sportressort der FR ein informatives Interview mit zwei Frankfurter Amateurvereinen, das an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig lässt.

Trumps Lüge “America first” treibt EU/Merkel in die Defensive

Wie ärmlich sich die deutschen “Qualitäts-” und “Leitmedien” darstellen und selbst verstehen, haben sie gestern und heute erneut bewiesen: von der “BILD-Zeitung” liessen sie sich die Agenda diktieren und am Nasenring durch die Manege ziehen. Die Frage, was der zukünftige US-Präsident vorhat, ist natürlich relevant. Die Antwort hätten sie gestern billiger haben können. Gabriel Simon hat sie auf Telepolis beantwortet.
“America first” wird sich als Lüge erweisen. Trump symbolisiert den Abstieg der USA als Weltmacht. Das irritiert ihre engsten Bündnispartner in Europa schon lange. Diese Irritation nimmt zu. Geländegewinne im Welthandelskrieg gibt es für die Schwellenländer, Simon nennt namentlich die “BRICs” Brasilien, Russland, Indien, China, die einen Plan haben und ihn verhältnismässig stringent verfolgen.
Wer das genauer erklärt haben will, sollte sich das aktuelle Geschehen im globalen Fußballbusiness näher anschauen, Gunter Gebauer (FAZ) und Jens Weinreich (Sp-on) liefern dafür Hinweise.
Jetzt rächt sich die Ökonomie-Diktatur, die Wolfgang Schäuble in der EU errichtet hat, Weiterlesen

“Strangers in their own land”

von Alexandra Geese

Die amerikanische Soziologin Arlie Russel Hochschild hat mit „Strangers in their own land“ ein hochinteressantes Werk über die Rolle von Gefühlen in der heutigen US-amerikanischen Politik verfasst. Mit großer Empathie zeigt sie das Drama der Weißen in Louisiana auf, die in einem der ärmsten und am stärksten von der Umweltzerstörung durch die Ölkonzerne betroffenen Bundestaaten trotz aller Misere die Unternehmen um jeden Preis verteidigen und jede Form der Kontrolle durch die Regierung abschaffen wollen. Menschen, die aufgrund der Profitgier der Petrochemie ihre Häuser und Fischgründe verlieren oder an schweren Krankheiten erkranken, stellen dennoch den freien Markt über alles.

Selbst diejenigen, die sich selbst zeitweise nur mit Sozialhilfe über Wasser halten können, sprechen sich gegen staatliche Leistungen aus. Wie irrational kann Politik sein? Weiterlesen

Tatort – beim WDR geht noch was

Der von mir seit einiger Zeit favorisierte Dortmunder Tatort hat seinen Drehbuchautor Jürgen Werner nach Köln ausgeliehen. Kann das gutgehen: von Westfalen in die ganz andere Kultur des Rheinlandes? Dem Kölner Tatort hat es jedenfalls gutgetan. Wie Jürgen Becker immer so schön sagt: “Es ist furchtbar, aber es geht!” Der Film ist eine Parabel über eine paranoide Gesellschaft. Wer sich Krieg wünscht, bekommt ihn auch. Wer dagegen Frieden will, muss hart arbeiten. So ist das schon immer, als Zeitgenosse und beim Betrachten dieser gelungenen Produktion muss man jedoch immer denken: heute besonders.

Frankfurter Schule, alte

Micha Brumlik versucht mit den Instrumenten der klugen, epochemachenden Gesellschafstheoretiker, die uns in der Tat noch einiges mitzuteilen haben, wenn wir nur die Zeit hätten, sie noch zu lesen, in den Blättern die komplizierte, gefährliche Lage für demokratische Politik zu erfassen.
Bemerkenswert, dass sie einem Jungle-World-Interview mit Stefan Gandler zufolge, im lateinamerikanischen Wissenschaftsbetrieb gegenwärtig eine Renaissance erfahren. Mexiko könnte zu einem Brennglas avancieren, weil schon vor Trumps Amtsantritt, der die Lage noch verschlimmern dürfte, die gesellschaftlichen Konflikte dort weiter eskalieren.
Die Zapatist*inne*en wollen erstmals eine eigene Präsidentschaftskandidatin nominieren.
Und die Frauen werden ihren Widerstand gegen die Gewaltkultur verstärken müssen; jetzt hat es eine Senatorin und ehemalige Leichtathletikweltmeisterin erwischt. Mexiko ist, verstärkt durch seinen Drogenkrieg und katholisch konnotierten Machismo eine globale Hochburg des Femizids.

Und hier noch die gute Nachricht: seit Jahren ist Peru der Hotspot der globalen Gourmets. Sein gutes und aus seltenen originär peruanische Zutaten entwickeltes Kochen ist zum Branding des ganzen Landes geworden. Das hat nun sogar das deutschnationale Spiegel-online schon bemerkt, für das es natürlich eine Deutsche gewesen sein muss ….wer sonst?

Feudalismus wieder da?

Es wäre alles amüsant, wenn es die Atomwaffen nicht gäbe ….
Es sind die herrschenden Klassen, de aus der Geschichte nichts lernen wollen. Die USA hatten in ihrer Geschichte noch nicht einmal Feudalismus. Dafür ist der Staat dort zu jung.
Matthias Bröckers beschreibt die dortige Auseinandersetzung zwischen Trump und “Intelligence” – noch launig – wie eine Königs-Geschichte.
Mark Siemons macht es in der FAS ernster, das Zepter wird durch Twitter ersetzt. Der Bedeutungsgewinn von Twitter durch Trump verdeutlicht, wie abgeriegelt und selbstbezogen sich der Diskurs der Herrschenden und ihrer Medien heute gestaltet. So vergisst Siemons auch den richtigen Hinweis auf die Silicon-Valley-Leute nicht. Die gehören im neuen Feudalismus natürlich zum Adel.

Frankreich

Es gibt eine Welt da draussen, in der in diesem Jahr auch wichtige politische Entscheidungen fallen. Noch vor der NRW-Landtagswahl werden wir wissen, wer neuer französischer Präsident – eine Frau hoffentlich nicht – wird. Der linke Kandidat Jean-Luc Melenchon kommt heute im FR-Interview selbst zu Wort; Rudolf Walther kommentiert beim oxiblog seine strategische Ausgangslage.
Der seit einigen Jahren beste deutsche Frankreich-Korrespondent Bernhard Schmid veröffentlichte in der jüngsten Jungle World eine zeitgeschichtliche Beschreibung des ideologisch-intellektuellen Hintergrunddiskurses hinter den französischen Politikdebatten. Zu Melenchon hat er eine deutlich-kritische Einschätzung (Jungle World eine Woche zuvor).

Noch eine Bemerkung zu weiblichen Kandidatinnen: es “gibt” genug gute Frauen. Meistens sind sie leider selbst ihre schärfsten Kritikerinnen und kandidieren erst gar nicht bei wichtigen Wahlgängen und Personalentscheidungen. Es ist eine Schwäche der Grünen, dass keine linke Frau die Traute hatte, sich gegen KGE um die Spitzenkandidatur zu bewerben. Es ist eine ebensolche Schwäche, wenn die Linken meinen, eine Populistin mit kaputtem Kompass einer Frau mit einer klaren emanzipatorischen Linie vorziehen zu müssen. Wahlen, zu denen frau nicht kandidiert, sind schon verloren. Ich hoffe inständig, dass das wenigstens in Bezug auf Frankreich widerlegt wird.

Rassistische Arroganz: kein Free-TV vom Africa-Cup

Beim Africa-Cup gibt es oft schlechte Spiele. Bei der letzten EM gab es das auch. Bei den WMs sowieso. Der Africa-Cup wird in einem diktatorisch regierten Land ausgetragen. Ach so. Die nächsten WMs, die TV-Rechte sind längst “gesichert” worden, finden dagegen in den Musterdemokratien Russland und Katar statt.
Diese “Argumente” sind vorgeschoben. Das ökonomische Kalkül ist, dass die rassistischen Deutschen sich für billige, fussballspielende Negerkinder zu wenig interessieren. Der früher sendende TV-Kanal Eurosport hat die Rechte sogar für andere europäische Länder erworben, für den großen deutschen Markt aber diesmal nicht. Die neuen US-Besitzer dieses Senders haben vor kurzem die TV-Rechte für Olympia für 1,3 Mrd. gekauft, zur Freude des deutschen Wirtschaftsanwalts Thomas Bach, und jetzt kauft sie ihnen in Deutschland – bisher – keiner ab. Sie müssen also sparen, und sind verunsichert, was diesen Teilmarkt betrifft. Da sparen wir als erstes Mal risikolos bei den Negern.
In Deutschland wird den Internet-Livestream vom Africa-Cup ein Wettanbieter, den ich hier nicht verlinke, senden, der dafür eine Login verlangt, also Daten sammeln will. Negerfussball wollen also nur Suchtabhängige gucken, bzw. wer das sehen will, könnte mit hoher Wahrscheinlichkeit auch wettsüchtig werden. Keine menschliche Logik, aber Algorithmen kriegen das hin.
So verpassen wir hier also die Zukunft des Fußballs. Denn woher kommen die preisgünstigsten Talente? Die Spielerberaterkonzerne sitzen in Gabun alle auf der Tribüne.

Nichts mit Macht

Der Beueler (und New Yorker) Musikjournalist Michael Kleff nahm heute in einem “Kalenderblatt” für Deutschlandradio/Deutschlandfunk die Legende vom “Summer Of Love” 1967 (vor 50 Jahren) auseinander.
Meine erste Assoziation nach dem Hören: war die Wahl von Trump vielleicht nur die Rache für diesen Shit? Nein, diese These in meinem Kopf ist wieder viel zu steil geraten. Besser erklären, und weg von Trump wieder bei uns zuhause, tut es Götz Eisenberg in der Jungen Welt: “Das Gespenst des Populismus”.

Beueler Ratten zu Tode gequält

Und ich bin mitschuld. Tierfreundliche Rattenbekämpfung gibt es nicht. Vor einigen Wochen, die Blätter fielen gerade, bemerkte ich einen lebhaften Rattenclan in einem Mini-Grünbereich am Rande eines Gastronomieparkplatzes am Beueler Rheinufer. Die Tiere liessen sich auch von menschlichen Spaziergänger*inne*n nicht weiter belästigen, sie schienen sich pudelwohl wie zuhause zu fühlen.
Ich meldete das bei der Stadtverwaltung, Weiterlesen

Köln-Sylvester II / Algerien / Lebensmittelmonopole / Frankfurter Schule / Autozukunft / Trauern / BVB

Die Sau scheint durchs Dorf durch. Das heisst, dass tatsächliche Aufklärung jetzt erst beginnt. Sebastian Weiermann trägt dazu bei: Sylvester in Köln II.
Unruhen in Algerien. Ach, das haben Sie nicht bemerkt? Ist auch nicht so einfach zu erklären, wie es deutsche Leitmedien lieben würden. Junge Welt und Jungle World versuchen es trotzdem.
Marktwirtschaft? Lächerlich: der globale Lebensmittelhandel ist in der Hand weniger Konzerne, die mit ihren Geschäftsmodellen und Konzernstrategien die Welternährung komplett erobern wollen. Unter Weltherrschaft tuts wohl keiner mehr. Eine Bestandsaufnahme dieser antihumanistischen Front haben mehrere Stiftungen und Organisationen in einem “Konzernatlas” zusammengetragen, der hier heruntergeladen werden kann.
Die Frankfurter Schule ist an mir vorübergezogen. Als mit und gegen sie demonstriert wurde war ich 11. Erst mein Freund und Mitautor Dieter Bott, Hartz-IV-“Kunde” in Düsseldorf, hat sie mir nahegebracht. Er lernte beim echten Adorno, kannte auch seine Frau und langjährige Witwe, deren eigene intellektuelle Beiträge (von wegen “Frau, die den Rücken freihält”) in der Öffentlichkeit nie hinreichend gewürdigt wurden. Weiterlesen

Wir sind alle Afris

Z.B. der neue Einwanderungsminister von Kanada Ahmed Hussen. Er ist, wie eine meiner besten Freundinnen, somalischer Herkunft. Für die global verzweigte somalische Community ist das heute ein Feiertag. Update: zwei Tage später ein Porträt in der taz.
Die eritreische Exil-Community ist dagegen von ausländerrechtlichem Rassismus bedroht; ein Telepolis-Interview mit Nicole Hirt erklärt, warum das von Sachkenntnis nicht getrübt ist.
Dass wir alle sowas Ähnliches wie Ahmed Hussen sind, gebräuchlicher Fachbegriff dafür ist “Mensch”, das weist die Genforschung in Zusammenarbeit mit der Archäologie und der Geologie schon lange nach, aber es schadet nicht, das in aktualisierter Form ausführlich zu wiederholen, wie im FAZ-Wissenschaftsteil, bis es irgendwann jede*r verstanden hat – wir lassen niemanden zurück!
Auch die “Gelben” sind sowas wie wir. Darum wäre es nicht verkehrt, ein wenig deutschsprachigen Journalismus in Korea zu investieren: dort sitzt der fast wichtigste IT-Konzern der Welt, der dieses Land der Early-Adopters so ähnlich zu regieren scheint, wie VW Niedersachsen. Berichte und Analysen im deutschen Sprachraum? Blamable Fehlanzeige. Update: zwei Tage später endlich eine Analyse in der deutschen Le Monde Diplomatique.
Hollywood ist schon “gelb”. Der Chinese hat bereits die Kapitalmehrheit. Wir wird Trump das finden? Das schafft Raum, große und zahlreiche kleine Nischen, für neues, zensurunabhängiges Filmschaffen. Und das Fußballbusiness kann studieren, was ihm kurz bevorsteht.
Vor diesem Hollywood-Geschehen wird noch bedeutsamer, was Klaus Kreimeier, den ich als langjährigen Kolumnisten des Freitag sehr genossen habe, nun in der FAZ zur digitalen Rettung des deutschen Filmerbes aufgeschrieben hat.

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