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EM: Mädels, ihr werdets den Männern nie recht machen ….

Seit 1991 seid ihr zweimal Weltmeisterinnen geworden, also genauso oft wie die Jungs (1990 und 2014). Achtmal wurdet Ihr Europameisterinnen, davon die letzten sechs Male hintereinander. Die Jungs? Vergesst es, das letzte Mal vor 21 Jahren. Wie diese unterschiedlichen Leistungen bezahlt wurden – Mantel des Schweigens der Männer darüber. In den USA verklagen die Mädels die Männer jetzt dafür. Ihr dagegen seid schon mit 37.500 Euro zufrieden? Super, dann könnten wir den Tarif ja jetzt auch den Jungs vorschlagen, wg. Grundgesetz Art. 3, und so ….
1990 wurden die Jungs Weltmeister mit Rumpelfussball. Durch einen Elfmeter! Danach waren die Strassen voll mit Besoffenen (Männern), wie sonst nur beim Karneval. Ähnlich bei der EM 1996 (Golden Goal von Bierhoff), bei der die Jungs das Finale nur erreichten, durch ….. ein legendär gewordenes Elfmeterschiessen. Über die Schönheit ihres damaligen Fußballspiels lieber den Mantel des Schweigens, der Männer.
Gestern habt ihr 2:0 gegen Russland gewonnen? Russland? Was is das für ein Zwergstaat? Liegt der noch in Europa? Schweden und Italien hinter euch gelassen. Schweden? Wohnt da einer? Italien? Oh, 2006 Halbfinale, dumm gelaufen, del Piero …(schon vor der WM 2006, die mit dem “Sommermärchen”, gabs ein 1:4 in Florenz, nach 7 Minuten stand es schon 0:2). Ihr ward überlegen? Gewonnen durch Elfmeter? Wie habt ihr das gemacht?
Alle bisherigen drei Spiele habt ihr dominiert, mit Ballbesitzfussball, wie Barca? Ball vom eigenen Tor fernhalten, wie bei Guardiola? Nee, das ist langweilig. Wenig Foulspiel, keine Raufereien, keine Diskussionsgruppen, keine Rudelbildung, kaum Gladiatorenatmosphäre, kein Grasfressen, kaum Malocherei – das nennt ihr Fußball?
Jetzt seid ihr nach acht Titelgewinnen wieder unter den besten 8 in Europa. Ihr müsst euch klarmachen: für Deutschland ist das …. nix! Alles unter Titelgewinn ist eine Verschlechterung, eine komplette Blamage, wenn ihr Männer wärt, würde Merkel danach die Wahl verlieren. Jetzt gegen Dänemark. Ich sage nur: 1992. Und dieses Mal haben die vorher trainiert!

Zur inhaltlichen Vertiefung: Silke Burmester in der SZ zu den breitbeinigen Männern in den Medien. Und Sara Doorsoun-Khajeh sollten Sie sich merken, Superspiel von ihr gestern; sie hat mit der bisher besten deutschen Fußballerin Celia Sasic in Bad Neuenahr zusammengespielt, jetzt in meiner alten Heimat Essen.
Update 27.7.: eine halbwegs fachkundige und kritische Würdigung der Arbeit von Steffi Jones hier von Frank Hellmann/FR, einem der wenigen Fachjournalist*inn*en, die überhaupt zur EM angereist sind.

Über Martin Böttger:

Martin Böttger ist seit 2014 Herausgeber des Beueler-Extradienst. Sein Lebenslauf findet sich hier...
Sie können dem Autor auch via Fediverse folgen unter: @martin.boettger@extradienst.net

2 Kommentare

  1. Bartosz Bzowski

    Der Weltmeistertitel 1990 wurde keinesfalls mit Rumpelfußball gewonnen, Deutschland hat unter Franz Beckenbauer mit die fußballerisch beste Mannschaft seiner Geschichte gehabt. Die Europameister-Mannschaft von 1996 überzeugte zwar vor allem durch Kampf, aber mit dem “Mantel des Schweigens” tut man den Spielern Unrecht. Ein Freundschaftsspiel wie das in Florenz in diese Reihe mit aufzuführen, find ich nicht richtig, entscheidend sind die Turniere, und da hat Deutschland bei der WM 2006 begeistert. Spielerisch hätte die deutsche Mannschaft den Titel verdient gehabt, die Niederlage gegen Italien war unglücklich.
    Ich bin auch ein begeisterter Fan der deutschen Frauenfußball–Nationalmannschaft. Doch ihre Gegner sind andere Frauenmannschaften. Einen Gegensatz zwischen der Frauen- und der Männer-Nationalmannschaft aufzubauen, ist nicht richtig. Es gibt nunmal die Diskrepanz zwischen Männer- und Frauenfußball. Zu Bundesligaspielen der Männer kommen wie beim BVB in Dortmund über 80.000 Zuschauer, während die Spiele der Frauen-Bundesliga oft nur von ein paar Hundert besucht werden.
    Damit wir uns nicht missverstehen: Ich drücke unseren Mädels fest die Daumen und wünsche ihnen den Titel vom ganzen Herzen! Sie spielen auf jeden Fall auch einen super Fußball! Aber dieser Artikel ist wirklich nicht gut geschrieben!

    • Martin Böttger

      Gut lieber Bartosz, Du hättest es lieber sachlich?
      Dann war die “fußballerisch beste Mannschaft” der DFB Geschichte die Europameistermannschaft von 1972, die, die zuvor mit Netzer und Beckenbauer zum ersten Mal überhaupt in England, im guten alten Wembley in der letzten Aprilwoche 1972, der gleichen Woche, in der Willy Brandt das konstruktive Misstrauensvotum der CDU überstand, und die Jusos in Bonn in 24 Stunden einen 5.000-Menschen Fackelzug mobilisierten, mit 3:1 gewann (war übrigens auch ein Elfmeter dabei, von Netzer, beinahe gehalten, im Gegensatz zu dem von Marozsan gestern). Ich kann mich so gut daran erinnern, Netzer ist nie wieder in seinem Leben so hoch gesprungen, wie im Jubel über diesen Elfer, weil wir in der Woche hier in Bonn auf Klassenfahrt waren.
      Wenn es sachlich sein soll, dann kommentiere doch bitte mal sachlich, ich weiss nicht, ob das überhaupt geht, die unterschiedliche Bezahlung, das sich darin äussernde Verhältnis von Preis und Leistung.
      Haupteinnahmequelle des kommerziellen Fußballs sind die TV-Rechte. Aktuell gucken ungefähr 2-3 mal so viele beim Männerfussball in die Glotze, wie aktuell bei den Frauen (gestern: 7 Mio.). Wieviele von den Männerprofis würden denn für 2-3 x 37.500 Euro überhaupt morgens aufstehen?
      Zur sachlichen Ergänzung ausserdem diese Fussball-Dokumentation, die der SWR letzten Sonntag kurz vor Mitternacht in seinem Dritten TV-Programm versenkt hat:
      https://www.swrfernsehen.de/oh-gott-frauenfussball/-/id=2798/did=19698720/nid=2798/sdpgid=1432763/1eldg1q/index.html

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