mit Update 28.6.
Ist es der böse Wolf? Oder ein Wal? Nein, das sind geschützte arten. Das Bild stimmt nicht. Es ist was Neues, ein Produkt des staatsmonopolistischen Kapitalismus, für das es noch kein geeignetes Bild und keinen Namen gibt. Es gibt Widerstände, die sogar so weit reichen, dass dem Abräumerfilm der Oscar-Preisverleihung vorgeworfen wird, mit dem Bösen nicht kritisch genug umzugehen. Kein Widerstand kommt dagegen aus dem Bereich, dessen originäre Aufgabe es wäre: aus der Politik der Staaten des staatsmonopolistischen Kapitalismus. Reformist*inn*en müsste daran gelegen sein, sie müssten kämpferisch werden. Die, die sich für Revolutionäre halten, begnügen sich vielleicht mit einem “Siehste”.
Einzelhändler*innen dieser Welt, auch dieser Stadt, wissen längst, was Amazon bedeutet. Gewerkschafter*innen wissen es. Und selbst die wenigen Grünen, die gegen mit parkendem Blech verunstaltete Wohnstrassen und auf Radwegen parkende Lieferfahrzeuge kämpfen. Letztere werden getröstet werden, wenn der Amazon-Konzern, gewiss als einer der Ersten, mit Drohnen und Robotern ausliefert. Was machen dann die unterbezahlten menschlichen Liefersklav*inn*en?
Nebenbei macht Amazon auch die Medien platt, die manche immer noch für eine “vierte Gewalt” halten. Deutschlands Verlegermilliardär*inne*n kratzen bei Google und Facebook an der Tür – sie können sich noch Politiker*innen leisten, die für sie diesen Job machen – um vom Algorithmen-Profit was abzubekommen. Amazon dagegen kann – die kurze Zeit – warten, bis ihm die reifen Früchte in die Krallen fallen: alles zu lernen am Profifussball gleich nebenan in Frankreich.
Rassismus-Virus geht nicht weg
So weit ist es in Deutschland noch nicht. Vielleicht ist es erst in drei Jahren so weit, wenn der jetzige DFL-TV-Vertrag ausläuft. Hemmungen, sich von Amazon fressen zu lassen, existieren hierzulande so wenig wie in Frankreich. Wenn Sie sich vergewissern wollen, spazieren Sie durch ein beliebiges Innenstädtchen.
Die Zersetzung des deutschen Fussballs geschieht immer noch durch den Rassismus, der wortreich bestritten und zugekleistert wird, bei der “Wahrheit auf’m Platz” aber unübersehbar ist. Christoph Kneer/SZ (eingemauert) und Michael Horeni/FAZ (noch nicht eingemauert) sorgen sich, benennen aber das Problem nicht. Soll etwas, was “wir alle” dem bösen Orban vorwerfen, etwa auch “bei uns” möglich sein? Was für ein Kartenhaus!
Ich erinnere an den Fall des nicht minder hochbegabten Gelsenkircheners (Stadtteil Bismarck, bald ein Umbenennungsfall?)) mit türkischem Familienhintergrund Mesut Özil. Leroys Vater war senegalesischer Herkunft. Als einer, der selbst “betroffen” ist, bin ich sicher: es handelt sich um klassische Fälle von Gelsenkirchener-Diskriminierung! “Scheiss-DFB!” wurde schon in der Glückauf-Kampfbahn skandiert.
Update 28.6.: ein früher Fall der Gelsenkirchener-Diskriminierung war Stan (Reinhard) Libuda, aufgewachsen im gleichen Stadtteil wie später Mesut Özil. Stefan Laurin/Jungle World ist eine realistisch-pathosfreie Erinnerung an ihn gelungen. Hier noch mal das Video mit seinem schönsten und wichtigsten Tor (für den BVB).

Über Martin Böttger:

Martin Böttger ist seit 2014 Herausgeber des Beueler-Extradienst. Sein Lebenslauf findet sich hier...
Sie können dem Autor auch via Fediverse folgen unter: @martin.boettger@extradienst.net