von Rainer Bohnet

Unsere dumme Angewohnheit, per PC, Tablet oder Smartphone bei Amazon & Co. alles zu bestellen, was grundsätzlich auch im stationären Einzelhandel zu bekommen wäre, ist zwar bequem, löst allerdings hinter den Kulissen eine Maschinerie an, die es in sich hat. Weltweit tätige Logistikfirmen mit bunten Flugzeugen und Lkws kommen in Wallung. Oftmals werden deren Beschäftigte nur prekär bezahlt. Sie sind in gewisser Weise die Arbeitssklaven der Moderne. Und durch unser Bestellverhalten wird ein zusätzlicher Verkehr generiert, der sich sehr negativ auf die Kommunen auswirkt.

Um das Verkehrsaufkommen zu kanalisieren kommt die Citylogistik wieder ins Spiel, die auf Bonn bezogen vor etlichen Jahren mal zaghaft versucht wurde, damals am Widerstand der Spediteure scheiterte. Angesichts von Smog-Warnungen, drohenden Dieselfahrverboten und einem brachliegenden Bonner Güterbahnhof könnte die Citylogistik hingegen ein Lösungsansatz sein. Der Güterbahnhof, der zwischen Viktoriabrücke und Tausendfüßler liegt, könnte als Logistikzentrum für Bonn und den Rhein-Sieg-Kreis fungieren. Idealerweise würden vom Flughafen Köln-Bonn aus flexible Gütershuttle-Züge nach Bonn fahren. Ab Bonn Güterbahnhof würden sich die Paketlogistiker die Region fair aufteilen. Pro Bonner Stadtbezirk (Bonn, Bad Godesberg, Hardtberg, Beuel) und für den linksrheinischen und rechtsrheinischen Rhein-Sieg-Kreis würde jeweils ein Zustellbezirk definiert.

Das Zustellchaos mit unzähligen unterschiedlichen Paketdienstleistern wäre dann vorbei. Das innerstädtische Verkehrsaufkommen, das Parken in der zweiten Reihe, die Blockade von Radfahrstreifen und die Behinderungen von Straßenbahnen würden nachlassen. Weitere positive Aspekte wären die Reaktivierung des Bonner Güterbahnhofs, Zusatzeinnahmen für die DB Netz AG und die Schaffung einiger neuer Arbeitsplätze im neuen Logistikzentrum.

Der schwierigste Part bei der Umsetzung dieser Idee sind die Paketdienstleister, die untereinander in einem gnadenlosen Wettbewerb stehen. Es wäre daher die Aufgabe der IHK Bonn/Rhein-Sieg und der Stadt Bonn, diese Akteure unter einen Hut zu bekommen. Mit der Deutschen Bahn AG müssten Verhandlungen zum Bau eines Logistikzentrums mit Gleisanschluss geführt und der Zugbetrieb könnte europaweit ausgeschrieben werden.

Wir sollten es versuchen. Denn Kooperation ist oftmals sinnvoller als sture Konkurrenz.

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