Jutta Ditfurth gehörte in ihrer Schaffenszeit in den 80ern bei den Grünen zu den Persönlichkeiten, wegen denen ich etliche Jahre Abstand von einem Parteibeitritt genommen habe. Extrovertierte, fanatisch wirkende Egomanie schreckte mich ab. Dennoch hatte ich Respekt vor der politischen Intelligenz, es dahin zu bringen, wo sie war. Dass sich die Grünen viele Jahre vom Lokalkolorit der Ditfurth-Fischer-Feindschaft paralysieren liessen, war ein weiterer Grund für meinen Abstand. Das konnte keine politikfähige Organisation sein. War sie auch nicht.

Das Medienklavier beherrschte Frau Ditfurth jedoch damals schon und tut es noch. Sie ist nie daran interessiert “Everybody’s Darling” zu sein, eher gerne das Gegenteil, und darum eine Freundin klarer Aussprache. Ihre Intervention zum Fall des Frankfurter OB Peter Feldmann ist darum bemerkenswert. Sie bestätigt meine schlimmsten Vermutungen.

Peter Feldmann ist mir Anfang der 80er Jahre als Juso-Hochschulgruppen-Vertreter im AStA der Uni Marburg aufgefallen. Ich war Mitglied im Vorstand der Vereinigten Deutschen Studentenschaften (VDS). Vor den jährlichen VDS-Mitgliederversammlungen, die gewöhnlich auch nachts durchtagten, lag eine castingähnliche mehrtägige – doppelt so lang wie die MVs – Stimmausgabe an die ASten, bei der die meisten Streitereien bereits vorweg ausgetragen wurden. Entsprechend kostümiert traten etliche ASten-Vertreter*innen auf und verhielten sich auch so. Dass Feldmann in diesem Gefüge eine Womanizer-Rolle spielte, war damals schon sichtbar. Das scheint er bis heute nicht geändert oder abgelegt zu haben. Ist das schlimm? Das müssen die betroffenen Frauen entscheiden.

2012 und 2018 legte er als OB-Kandidat in Frankfurt beeindruckende Wahlsiege hin. Rechtspopulistische Ausfälle, wie sie auch vielen Sozialdemokraten nicht fremd sind (auch in Frankfurt nie waren), vermied er, was seine Wahlsiege noch beeindruckender machte. Das scheint dann wohl, auch Ditfurth zufolge, das eigentliche politische Problem seiner Gegner*innen zu sein. Wenn Charaktermängel dazukommen – ob das so ist, entzieht sich komplett meiner Kenntnis – ist das immer genussvoller Stoff für Dirty Campaigning.

Ich fasse zusammen: wie schön, dass ich kein Frankfurter bin. Ich könnte es mir finanziell auch gar nicht leisten.

Über Martin Böttger:

Martin Böttger ist seit 2014 Herausgeber des Beueler-Extradienst. Sein Lebenslauf findet sich hier...
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