Zum ersten Mal las ich heute substanzielle Argumente gegen das Northstream2-Projekt. Sie betreffen jedoch nicht deutsche Interessen, sondern russische. Was Ute Weinmann/Jungle World schreibt, wird als öffentliches Thema die Putin-Administration nicht amüsieren. Im Kern ist ihre These, dass unter ihrem Deckmantel die Ausplünderung des Staates, in diesem Fall des Staatskonzerns Gazprom, durch (regimetreue) Oligarchen fortgesetzt wird, wie zu “besten” Jelzin-Zeiten.
Von hiesiger Öffentlichkeit unbemerkt ist im bevölkerungsreichsten Land Afrikas, Nigeria, gerade Präsidentschaftswahlkampf. Martina Backes/Jungle World berichtet und lässt uns wissen, dass in der Subsahara-Region z.Z. pro Einwohner*in zwei Waffen in Verkehr sind. Offen bleibt, wie hoch daran der deutsche Marktanteil ist.
Zu einem Schlüsselmarkt dieser Verbrecherbranche droht jetzt auch Venezuela zu werden. Das Trump-Regime mobilisiert für eine gewaltsame “Lösung”, und die Bundesregierung reiht sich mal wieder solidarisch dahinter ein. Um zu mässigen? Ich hoffe es nicht wirklich, und mag es noch weniger glauben. Hier der Stand der Dinge von Harald Neuber/telepolis.
Der heutige NDR-Tatort ist besonders, weil – es ist jetzt 2019, 21. Jahrhundert – erstmals eine Schwarze eine Hauptrolle spielt, die Essenerin Florence Kasumba neben Blondie Furtwängler. Matthias Dell/DLF-Kultur hat das gestern treffend kommentiert. Weniger treffend dagegen Harald Kellers/taz Schlenker gegen den Dortmund-Tatort. In seiner Hymne auf die NDR-Macher*innen fantasiert er in Bezug auf Dortmund von “theatralisch aufgeblasenen Psychoexzesse”, eine ziemliche Unverschämtheit. Aber in erster Linie ein Zeichen von Kenntnislosigkeit. Was die Dortmunder an betrieblichen Konflikten schauspielend zeigen, und zwar erstklassig, ist beständiger Teil der Wirklichkeit in unserer Arbeitswelt, Teile davon habe ich persönlich miterlebt. Wenn Keller davon nichts mitbekommt: herzlicher Glückwunsch, bleiben Sie glücklich!

Über Martin Böttger:

Martin Böttger ist seit 2014 Herausgeber des Beueler-Extradienst. Sein Lebenslauf findet sich hier...
Sie können dem Autor auch via Fediverse folgen unter: @martin.boettger@extradienst.net