“Fliegen werden keine Feinschmecker” schrieb mein jüngerer Bruder hier kürzlich. Darum werden sich, sollte man meinen, genug Fliegen finden, die geil auf Minderheitsaktien von Saudi Aramco wären, dem Staatskonzern Saudi Arabiens. Schliesslich finden sich genug insektenähnliche Wesen, die dort Waffen hinliefern und mit denen “Freundschaftsspiele” austragen wollen. Wird ausgerechnet der Finanzmarkt jetzt zur emanzipatorischen Kraft, die den saudischen Mörder-Machos Grenzen zeigt? Das wäre mal ein guter Witz.

Tom Strohschneider amüsiert sich im Oxiblog darüber, wer z.Z. über den allgemeinen Autoritätsverfall lamentiert. Dieter Bott hat eben schon hier die heute-show dabei erwischt. Schuld daran ist der Popanz ’68er – wer sonst?

Susanne Aigner beschreibt anlässlich der Grünen Woche das Dilemma der Landwirtschaft, zwischen Agroindustrie und Verbraucher*innen*wünschen. Ein wichtiger Aspekt scheint ihr gedanklich durchgerutscht zu sein. Die Massentierhaltung produziert weiter, auch wenn “wir” ihr hierzulande nichts mehr abkaufen. Sie verkauft auf dem Weltmarkt, und konkurriert bäuerliche Landwirtschaft nieder – egal wo. It’s capitalism, stupid!

Ich habe hier schon von einer revolutionären Sprengung der öffentlich-rechtlichen Medien, also unserer, fantasiert. Die Führungskräfte in den Sendern denken angesichts solcher Anwandlungen offensichtlich: wenn, dann machen wir das immer noch selbst. Alle wissen, dass der Fall Wedel kein Einzelfall ist. Allein dieser Mann hat als Regisseur für fast alle Sender, übrigens auch Private, schon gearbeitet. Er war ein Star, nicht nur im Saarland. Er war kein Einzelfall unter Regisseuren, und Regisseure waren und sind nicht die einzige Profession, die aus hierarchischer Überlegenheit heraus sexuell übergriffig, nötigend und vergewaltigend marodiert. Die ARD bringt es aber mit ihrer Krisenkommunikation fertig, den Blick auf sich selbst zu verengen, und sich zum willigen Opfer der medienpolitischen Agenda von Rechts zu machen. Ulrich Wilhelm (Bayrischer Rundfunk und z.Z. ARD-Vorsitzender; ehem. Merkel-Regierungssprecher) hat gleich noch ein zusätzliches Feld aufgemacht, damit da auch wirklich nichts schiefgeht.

Über Martin Böttger:

Martin Böttger ist seit 2014 Herausgeber des Beueler-Extradienst. Sein Lebenslauf findet sich hier...
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