1999 in Bielefeld, damals gab es das noch wirklich, fuhr ich mit Stefan Lauscher im gleichen Taxi vom Hauptbahnhof zum berühmten “Kosovo-Parteitag” der Grünen. Ich erinnere mich noch, wie der damalige WDR-Chefredakteur Nikolaus Brender von den Phönix-Einschaltquoten von diesem Ereignis schwärmte. Stefan Lauscher fiel mir seitdem als einer der denkfähigen Korrespondenten in der Düsseldorfer NRW-Landespressekonferenz auf. Viele waren es nicht. Heute hörte ich ihn sagen: “Wir können Kitas und Schulen nicht zu lassen, bis ein Impfstoff da ist.”
Ja, den Gedanken hatte ich auch. Als sie geschlossen wurden. Nun haben es die Schliesser*innen mit dem Aufmachen genau so eilig, wie mit dem Zumachen. Und was machen sie, wenn das nächste Virus kommt? Meine These: mag sein, dass das Virus der Anlass ist – der Grund für all das kann es offensichtlich nicht sein.
Die tragische Komik dieser Tatsache wird uns morgen präsentiert, wenn die Kanzlerin und die Bundesländer das Business der DFL wieder anpfeifen. Auch das kann, ungeachtet irgendwelcher Tatsachen, nicht schnell genug gehen. Ein 34-jähriger Profi, aufgewachsen in Côte d’Ivoire, fussballerisch weitgereist und in Berlin karrieretechnisch verendet, hat sie so dumm in die Öffentlichkeit ausgestellt, wie sie offensichtlich tatsächlich alle sind. Salomon – der heisst auch noch so – Kalou ist jetzt 34 und hat hoffentlich vorgesorgt. Ivorische Fußballstars sind ökonomisch für eine dreistellige Zahl von Familienmitgliedern verantwortlich. Und das Fußballbusiness will ihn, den Überbringer der Nachricht, sicher nicht mehr beschäftigen – er kann froh sein, wenn die Mafiosi ihn leben lassen.
Ein befreundeter Fan kommentierte: “Kalou hat per Videobeweis die Saison für mich abgepfiffen.” Ja, viele sehen das so. Für unsere Aufklärung, wie in diesem Land (Lobby-)Politik funktioniert, hat sich Monsieur Kalou verdient gemacht.

Über Martin Böttger:

Martin Böttger ist seit 2014 Herausgeber des Beueler-Extradienst. Sein Lebenslauf findet sich hier...
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