Wundersame Bahn LIX

Als ich vor einigen Wochen im Hauptbahnhof Koblenz Aufenthalt hatte, schaute ich mich etwas gelangweilt um und entdeckte an einer Seitenwand der Haupthalle einen roten Leuchtschriftzug, der an die Tatsache erinnerte, dass im Hauptbahnhof Koblenz und im Güterbahnhof Koblenz-Lützel die Juden aus der Stadt und der Umgebung zusammengetrieben wurden, von dort auf Reichsbahnwaggons nach Osten in die Vernichtungslager deportiert worden waren und dort ermordet wurden.

Das war das erste Mal, dass ich eine solche Leuchtanzeige sah, und ich wollte dem Bahnhofsmanagement meinen Dank aussprechen, aber die Leute waren leider nicht mehr erreichbar. Und die Bahnangestellten wußten nicht, wer das veranlaßt hatte. Also mein Dank jetzt hier.

„Zug der Erinnerung“ hieß vor 12 Jahren eine Ausstellung, die die Bedeutung der Reichsbahn für die Durchführung der Massenvernichtung der Juden durch die Nazis zeigte. Erst hatte die Deutsche Bahn sich jahrelang geweigert, diese Ausstellung in ihren Hallen zeigen zu lassen, gab aber später unter massivem Druck von Gewerkschaften, Bürgerinitiativen und politischen Organisationen nach. Vorangegangen war in Frankreich die Ausstellung „Zug der Erinnerung“, die die Deportation französischer Kinder nach Auschwitz durch die SNCF im Auftrag der Reichsbahn zeigte und von Serge und Beate Klarsfeld organisiert worden war.

An diese Ausstellung mußte ich beim Anblick dieser Leuchtschrift denken.

Ohne die Reichsbahn wäre der massenhafte Transport der Millionen Menschen aus ganz Europa in die Vernichtungslager nicht möglich gewesen.

Über Annette Hauschild / Gastautorin: