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Zweite Liga

Schland wies Deutschland gestern den Weg
Der Deutsche – Frauen kaum mitgemeint – hat von Geburt an, seit kurz vor meiner Geburt 1954, ein Bürgerrecht auf Weltmeistersein. Wenn es mal nicht dazu kommt, kann es nicht mit rechten Dingen zugegangen sein. 1958 waren es die fanatischen “Heja, Heja”-Schweden, 1962 der Kommunismus Jugoslawiens, 1966 der Betrug mit dem Wembley-Tor, 1970 die Hinterhältigkeit der Italiener in Verbindung mit der erhitzten Höhenluft Mexikos, und 1974 kamen “wir” endlich wieder zu unserem Recht. 1978 war es die bekannte österreichische Widerwärtigkeit, 1982 wieder italienische Hinterhältigkeit, 1986 kam “Gott” dazwischen, bevor die Sache 1990 wieder ihren natürlichen Verlauf nahm: “auf Jahre unschlagbar”.
Gestern nun konnten 23 Mio. Deutsche ihren Augen nicht trauen. Weltmeister Frankreich verwies die DFB-Elf nicht formal, aber fussballerisch so eindeutig in die Zweite Liga, dass es allen Sachkundigen wehgetan haben muss. Während das gezählte Eigentor zu Ausreden verführt, waren die nicht gezählten Abseitstore der Franzosen an spielerischer Brutalität kaum zu überbieten.
Wer ist also diesmal schuld? Sicher, der Bundestrainer. Der hört sowieso bald auf, da ist einiges abladbar. Wie auf die Merkel, die schon seit Jahren “weg” soll, und die in der Tat ähnlich grundlegende Fehler begangen hat.
Samstag gegen Portugal erfolgt die Weichenstellung. Der amtierende Europameister war gegen Ungarn viel schlechter, als es sein 3:0 ausweist. Der Gegner war gedopt durch ein volles Stadion, aber sportlich stark limitiert. Portugal spielt wie schon 2016 “deutsch”: überhaupt nicht schön, aber mit geschönten Ergebnissen. In Deutschland nennen wir das “effizient”. Schon bei der Missgeburt der Uefa-“Nations League” erspielte sich die DFB-Elf einen sportlichen Abstieg, der sofort aus ökonomischen Gründen eine Reglementänderung nach sich zog, um den Abstieg zu vermeiden (gute deutsche Tradition seit 1965 mit S04). Wenn sie nun gegen dieses Portugal auch wieder nicht gewinnen, müssen sie durch den Noteingang soundsovielter Gruppendritter in die nächste Runde kommen, um das Geschäftsmodell der übertragenden TV-Anstalten nicht vorzeitig zusammenbrechen zu lassen.
Bleibt nur noch zu klären, inwiefern der Russe dahintersteckt.
Streaming-Tipp
Da ich zu Schland-Spielen grundsätzlich keine öffentlichen Gaststätten aufsuche, hatte ich die Fernbedienung selbst in der Hand. Dabei entdeckte ich “Upright”, eine Serie aus Australien. Im deutschen TV habe ich noch nichts Schlechtes aus Australien gesehen. Probieren Sie auch mal.

Über Martin Böttger:

Martin Böttger ist seit 2014 Herausgeber des Beueler-Extradienst. Sein Lebenslauf findet sich hier...
Sie können dem Autor auch via Fediverse folgen unter: @martin.boettger@extradienst.net

4 Kommentare

  1. Roland Appel

    Ich bin überzeugt, dass gestern sogar der FC Kölle besser gespielt hätte. Ich hatte 2:1 für Frankreich getippt – die Tore wurden ja entsprechend geschossen – nur anders gezählt…

  2. Helmut Lorscheid

    Ich werde es nie verstehen, wie sich erwachsene Menschen und hier solche wie meine alten Freunde und Bekannten, die wirklich kluge Menschen sind, mit so etwas wie Fußball befassen können? Ich schwöre: – ich habe mir noch nie in den vergangenen 65 Jahren eine Sportschau oder gar ein Fußballspiel angeschaut. Solange ich noch klar im Kopf bin, werde ich beides auch nie tun. Nie

    • Martin Böttger

      Lieber Helmut, in meiner Fussballkneipe mitten in Beuel treffen Drogen- und Spielsüchtige und Professor*inn*en aufeinander, finden ein gemeinsames Gesprächsthema, und diskutieren es, kontrovers, gleichberechtigt und friedlich! Ein soziales Gesamtkunstwerk eines schwarzen Gastwirtes tunesischer Herkunft in unmittelbarer Nähe eines zivilpolizeilich überwachten Drogenhandelsplatzes. Zeige mir einen oder mehrere Orte in unserer Gesellschaft, wo das noch möglich ist! Während meiner gesamten Berufstätigkeit im deutschen Politbusiness war das für mich aussergewöhnlich gesund, und hat mich nicht dümmer gemacht.

  3. Der Maschinist

    Ich lebe ganz gut damit, mich von Kommentarbereichen anderer Medien (weitestgehend) fernzuhalten. Und aus (a)sozialen Netzwerken halte ich mich gleich schonmal ganz raus. Doch kann ich den Herren Appel als auch Lorscheid versichern, dass ihre Beiträge an anderer Stelle möglicherweise einen Shitstorm epischen Ausmaßes entfesselt hätten… 😉

    Roland & Helmut: Ihr habt meine ganze Sympathie und Solidarität. Für das, was in euerer Sozialisation schiefgegangen sein muss, könnt ihr ja nix.

    Helmut: Du darfst Fußball auch für den Rest deines Lebens einfach ignorieren. Das habe ich nach über 40 Jahren psychischer Abhängigkeit in den letzten 15 Monaten weitgehend auch (fast) geschafft. Vielleicht ist das auch mal ganz gesund. Ich bin aber noch nicht wirklich über den Berg. Deshalb: Beneidenswert!

    Roland: Dir ist leider gar nicht mehr nicht zu helfen. Wenn dir zum Thema Zensur zuerst die F1 einfällt und zum Thema Fußball der Klub aus der Stadt mit der großen Bahnhofskirche… dann verdienst du nur noch unser ehrliches Mitleid. 😉

    Martin: Du bist ganz einfach bekloppt. Daher kommt das.

    Ich zünde jetzt eine Kerze für die Schweiz an… und Christoph Kramer.

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