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Trickreich: Teheran Tabu

Eine besondere Perle, die keinen Aufschub duldet, weil ihr Ablaufdatum in der Mediathek schon wieder unerbittlich näher rückt:

Für Fabian Tiedke (taz) war 2017 die Konzeption von Ali Soozandehs, vom ZDF koproduzierten, Regiedebüt „Teheran Tabu“ eine technische Verlegenheitslösung. Für mich macht gerade sie seinen besonderen Reiz aus. Und ist auch erzählerisch ein Kunstgriff, einen eigentlich in Wien gedrehten Film, vor der authentischen Kulisse Teherans spielen zu lassen. Denn die Schauspieler*innen, die Menschen und Geschichten sind zwar verfremdet, doch immer “echt” während die Kulissen gemalt sind – sozusagen als Hintergrundprojektion aus dem realen Iran.

Mir erschließt dieser ultra-moderne “Trickfilm” gerade aufgrund der “Künstlichkeit” eine abstrakte, doch sehr intime Nähe zu den Protagonist*innen. Und eben diese “Künstlichkeit” wird zur Waffe gegen die Zensur, diese Geschichten aus dem modernen Iran überhaupt erzählen zu können. Spannend ist es allemal!

Sex, Korruption, Drogen, Kunst und Prostitution sind keine Phänomene einer repressiv-reaktionär-religiösen Gesellschaft. Freiheit, ihre Ausprägung bzw. Unterdrückung dagegen steht im Mittelpunkt der gesellschaftlichen Kämpfe. Sechs Jahre vor “Frau – Leben – Freiheit” nahm Soozandeh vieles vorweg. Er erzählt aus dem sehr privaten, individuellen, persönlichen. Noch politischer geht es gar nicht mehr. Eben weil das private politisch ist… erst recht in einem restriktiven und bigotten “Gottesstaat”.

Während die Berlinale den Film 2017 noch abgelehnt hatte – Hanns-Georg Rodek spekulierte in der Welt seinerzeit über die Gründe – hat sie ihren Fehler in diesem Jahr wieder gut gemacht, und dem Film eine Sonderaufführung gewidmet. Arte geht mit und schenkt dem Film am 6. März um 00:35 ebenfalls eine Wiederholung im Nachtprogramm.

Regie: Ali Soozandeh. Buch: Ali Soozandeh, Griet Kienzlen. Mit Elmirah Rafizandeh, Zahra Ebrahimi, Arash Marandi. – Deutschland, Österreich 2017

“Teheran Tabu” – (wieder) in der Arte Mediathek verfügbar bis zum 14.03.2023

Über Der Maschinist:

Der Maschinist lebt und arbeitet in einem tiefen Keller irgendwo im südwestlichen Münsterland. Früher hat er als Bergmann, Taxifahrer, Regaleinräumer im Möbelhaus und auch mal ca. 4 Wochen bei der WAZ-Lokalredaktion in seiner Geburtsstadt gearbeitet. Seit über 30 Jahren macht er "was mit IT". Im Extradienst schreibt er unter Pseudonym, weil er gerne mit dem Google-Algorithmus spielt. Mit dem Herausgeber ist er verwandt aber nicht verschwägert. #FußgängerFirst!

Ein Kommentar

  1. Martin Böttger

    Ich bekräftige ergänzend, weil ich sie mittlerweile gesehen habe, und sehr beeindruckt und gut unterhalten bin:
    “Stalk” (nur bis 22.3. verfügbar)
    https://www.ardmediathek.de/serie/stalk/staffel-1/Y3JpZDovL3dkci5kZS9vbmUvc3RhbGtvbmU/1
    und “Deadlines” (bis Februar 24 verfügbar)
    https://www.zdf.de/serien/deadlines

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