Klassenkampf in München

Wenn sich über die Gesellschaft Mehltau legt, müssen immer wieder mal Fussball-Ultras den Wecker stellen, damit die Öffentlichkeit politische Prozesse wahrnimmt. So geschah es gestern in München. Ich weiss nicht, ob die Zensoren von Uefa und Pay-TV es durchgelassen haben – ich habe es selbstverständlich nicht geguckt. Wenn auf beiden Seiten der gleiche Investor sitzt, kann das für die Profitrate günstigste Ergebnis in einer Vorstandssitzung verabredet werden. Aber es scheint noch unabhängig arbeitende Fotografen im Stadion gegeben zu haben.

Unabhängig sind definitiv relevante Teile der echten Fans des Fussballkonzerns aus dem süddeutschen Raum, die das Unternehmen vor einigen Jahren schon erfolgreich dazu gezwungen haben, sich seiner Nazi-Vergangenheit zu stellen. Mit dem grossen Josef Bierbichler in der Rolle des Kurt Landauer wurde diesem hochpolitischen Vorgang ein filmisches Denkmal gesetzt. Aussenaufnahmen für diesen Film wurden u.a. in meiner alten Heimatstadt Gladbeck gedreht – dort gibt es noch die geeigneten Ruinen, an denen es im Schickeria-München fehlt.

Es hat also eine gute Tradition, wenn die Münchener Ultras auch zu aktuellen Vorgängen eine eigene Meinung haben, die kaum stärker von der ihrer Konzernführung abweichen könnte.