Als Frame in unserer Erinnerung hat sich eingeprägt, dass jede Epidemie vorzugsweise “die Schwarzen” in Afrika dahinrafft, die nur durch tapfere weisse “Albert Schweitzers” gerettet werden können. Und so entstand die deutsche “Entwicklungshilfe” – jedenfalls in meinem Kindskopf in den 60er Jahren. Und jetzt sterben (weisse) Europäer*innen und US-Amerikaner*innen, während die “Gelben” Chines*inn*en vorgeben, selbige Gefahr schon hinter sich zu haben? Tiefe Weltbilder stürzen ein, und müssen revidiert werden. Ein Fortschritt. Mann soll ja die guten Seiten sehen und erkennen.
Dem Glauben, dass die Seuche harmlos an Afrika vorbeigeht, ist dennoch nicht ganz zu trauen, auch wenn es erfreulich wäre. Die weit jüngere Bevölkerung ist – statistisch – weit weniger vom Tod bedroht, was den Betroffenen am Ende nicht hilft. So wackelig wie alle Statistiken sind, mit denen uns Medien pausenlos beballern, sind es auch die in Afrika. Wo nicht getestet wird (oder werden kann), gibt es scheinbar auch keine Infizierte. Heute morgen debattierte im DLF Volkhart Wildermuth das Afrika-Thema (Audio, 7 min.), hier ein weiterer Beitrag von telepolis-Redakteur Thomas Pany.
Brasilien hat einen angeblich von der Seuche unverwundbaren Präsidenten. Denn der war Leistungssportler und ist heute ein quasi vollkommener gottgläubiger Faschist. Was soll dem also passieren? (Ich wüsste da einiges …) Dumm nur, dass die brasilianische Bevölkerung so vielfältig und viel verwundbarer ist. Einem Faschisten spart eine lebensgefährliche Krankheit da eine Menge Arbeit. Die deutsche Ute Craemer lebt seit 1975 in einer Favela in São Paulo und gab dem FAZ-Feuilleton ein informatives Interview.
Die “Spanische” Grippe war so wenig spanisch, wie das Corona-Virus chinesisch ist. Nur wenige Bildungsbürger*innen unter 80 haben überhaupt schon mal von ihr gehört. Sie war aber wohl die “Mutter” der Virologie, wie wir sie heute alle zu kennen glauben. Alle, die die Welt beherrschen wollen, versuchen ihren Virusstamm zu hüten, wie sie es ansonsten mit Atomwaffen tun, und forschen und forschen, koste es was es wolle. Die meisten, die daran forschen, unterstelle ich hoffnungsvoll, haben keine so kriminelle Motive. Andererseits zweifle ich nicht, dass es sie gibt. Darum ist es richtig und wichtig, dass sich nicht nur “die” Wissenschaft, sondern auch eine breitere Öffentlichkeit mit dem Thema beschäftigt, wie hier ein anregendes Interview von Joachim Frank/FR mit dem Medizinhistoriker Harald Salfellner.
Und weil Sie bis hierher durchgehalten haben, die meiner Meinung nach beste Empfehlung am Schluss: Andreas von Westphalen/telepolis macht sich, wie viele Andere, Gedanken über die Lehren für das Danach.

Über Martin Böttger:

Martin Böttger ist seit 2014 Herausgeber des Beueler-Extradienst. Sein Lebenslauf findet sich hier...
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