Nun ist es raus. Untersuchungsausschüsse und Sonderermittler können nachhause gehen. Der Präsident persönlich hat bekanntgegeben, dass er Amerika, mit allem was wir bisher darüber dachten und glaubten, für 450 Mrd. $ an einen saudi-arabischen Kronprinzen verkauft hat. So erfahren wir es heute, mal wieder, von Frauke Steffens/FAZ. Meine US-amerikanischen Freundinnen und Freunde meinen ja, von der GOP (“Grand Old Party”) der Republikaner sei nichts mehr übrig geblieben. Steffens zitiert noch ein paar gesunde Reflexe. Letzte Zuckungen?
Steffens’ nahostkundiger Kollege Rainer Hermann analysiert die politische Lage des Herrn Mohammed Bin Salman. Wir könnten mal wieder an einem geopolitischen Wendepunkt stehen. Sind uns Demokratie, Menschen- und Bürgerrechte, unser freier Wille, unsere Lebensweise, unsere Daten mehr wert, als soundsoviele Milliarden Dollar oder Euro? Wir könnten doch aus so ein “gehobene Mittelschicht”-Leben wie Friedrich Merz leben – viele von uns wären sicher zufrieden damit.
Wenn Sie nun glauben, bei “uns” in Europa oder Deutschland sähe das alles noch entscheidend besser aus, … Vorsicht! Die Bundesregierung gab spektakulär ungenaue Stellungnahmen zu angeblichen Rüstungsexportbeschränkungen gegen Saudi-Arabien ab. Deutsche Werftbürgermeister sind bereits in Panik. Müssen sie nicht. “Wir” können ja an die nicht minder feudaldiktatorischen und solventen Bündnispartner der Saudis liefern.
Wenn wir auf diese Weise unsere “Werte” zu verkaufen bereit sind, dann haben wir halt gegenüber den arabischen Feudaldiktaturen, amerikanischen Faschismen (in Nord/USA und Süd/Brasilien) oder dem chinesischen “Kommunismus” kein Alleinstellungsmerkmal mehr. Dann bleiben tatsächlich nur noch unsere ollen Autos.

Über Martin Böttger:

Martin Böttger ist seit 2014 Herausgeber des Beueler-Extradienst. Sein Lebenslauf findet sich hier...
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