Nicht, dass es mir wichtig wäre. Aber ein Symptom für den Kampf um die Weltherrschaft in den Medien ist es. Die Uefa und die europäischen Fußballkonzerne wollen vom dicksten aller Fische gefressen werden: Amazon. In dieser Liga spielt sonst nur noch das saudische Feudalregime. Und das ist bei der Uefa z.Z. nicht sooo beliebt, weil es im Medienkrieg gegen Katar die Uefa-Champions-League in Piratenmanier parallel ausgestrahlt hat, ohne um die TV-Rechte nachzusuchen.
Der Fußball verzichtet damit freiwillig für Geld auf gesellschaftliche Relevanz. Denn in meinem Freundeskreis geht die Champions League den Leuten am Arsch vorbei. Die Gruppenphase liegt in ihrer Bedeutung noch hinter der Regionalliga West. Ausnahmen sind allenfalls Spiele mit Barca- oder Liverpool-Beteiligung. An der KO-Phase im nächsten Halbjahr nehmen sowieso immer die Gleichen teil. Da interessiert allenfalls, wenn ein Aussenseiter wie jüngst Ajax Amsterdam den ganzen Laden mal aufmischt. Mehr als einmal gelingt das in der Regel nicht, weil als Rache der Geldsäcke solche Teams anschliessend sofort auseinandergekauft werden.
Ich hatte schon bei Sky eine Allergie, weil es dem Trump-Macher Rupert Murdoch gehörte, der alle Puppen tanzen lässt, die ihm Macht und Geld einbrachten. Der hat an Comcast verkauft, gerade rechtzeitig, weil Sky jetzt gegen die Streaming-Konkurrenz die Luft aus seinem Geschäftsmodell entweicht. Sein Dazn-Konkurrent Leon Blavatnik ist zwar diskreter im öffentlichen Auftritt, aber in seinem Dominanzstreben nicht sympathischer. Sie kaufen den Fußball nicht, weil es sich rechnet, sondern um sich damit einen massenwirksamen Imagetransfer zu kaufen; sie habens nötig. Aus dem gleichen Grund muss Amazon in die Vollen gehen, und kann es mit seiner Kapitalkraft auch. Verbrecher sind sie nicht weniger als Murdoch. Zwar trägt Besitzer Bezos PR-wirksame Kämpfe mit Trump und MBS aus, hat sich dafür sogar extra eine Zeitung gekauft, gibt sich aber gleichzeitig beleidigt, das US-Militär nicht mit teuerster, mörderischster Rüstungstechnologie ausstatten zu dürfen (der Job ging an das Bill-Gates-Geschöpf Microsoft). Hierzulande betätigt sich sein Konzern als tarifflüchtender, gewerkschaftsfeindlicher Sklavenhalter, als Zerstörer des Einzelhandels und städtischer Infrastrukturen, und als Klimaverdrecker ersten Ranges im Verkehrssektor – sie nennen das “Logistik”. Konkurrenz belebt nicht das Geschäft, sondern muss schon vor dem Heranwachsen vernichtet werden, zur Not halt durch Aufkaufen.
Ich war schon skyabstinent und werden die nächsten 100 Jahre ganz gewiss auch kein Amazonkunde. Auf guten Fußball muss ich dabei nicht verzichten. Den gibts unter weit angenehmeren Umständen auch im Sportpark Nord (Bonner SC, 4. Liga) oder bei Beuel 06 (wenn der Bezirksligist denn auch im schönsten Stadion Bonns spielt, und nicht auf dem scheiss-Nebenplatz mit Kunstrasen). Die sind als Aufsteiger 4. und haben jüngst tapfer ein Unentschieden gegen den Spitzenreiter geholt. Und wenn dann mal ein unentbehrliches Spiel von Barca läuft, dann ist die TV-Versorgung bei Pepe in Dottendorf immer gesichert, gerne mit spanischem/katalanischem Kommentar. Sogar “Golf-Cup”, so eine Art Araber-Meisterschaft, lässt sich in Bad Godesberg gucken: Glenn Jäger/Junge Welt kennt dazu immer die passenden Imbissbuden.

Über Martin Böttger:

Martin Böttger ist seit 2014 Herausgeber des Beueler-Extradienst. Sein Lebenslauf findet sich hier...
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