Ob, wie und wann der Brexit vollzogen wird, steht einen Monat vor dem angepeilten Termin immer noch nicht fest. Allein dieses Szenario ist ein Synomym für Chaos und Irrationalität. Und wie sich der Brexit für Großbritannien und die EU konkret auswirken wird, ist derzeit spekulativ. Völlig unverantwortlich wird die Sache, wenn man befürchten muss, dass an der Grenze zwischen Nordirland und Irland wieder ein gewaltsamer Konflikt entstehen kann.

Von “Global Britain”, einer relativ unrealistischen Vision der Brexit-Befürworter, hört man aktuell nichts mehr. Das britische Unterhaus führt einen skurrilen Kleinkrieg, der eine sachliche Debatte und dringend notwendige Kompromisse völlig unmöglich macht.

Das Vereinigte Königreich war diplomatisch und außenpolitisch stets ein einflussreicher Mitgliedsstaat der EU. Rein zahlenmäßig unterhält Großbritannien den größten diplomatischen Dienst aller EU-Staaten und hat insbesondere zu vielen afrikanischen Ländern sehr gute Kontakte. Dies war in der Entwicklungspolitik hilfreich. Daraus folgt, dass sich die EU nach dem Austritt der Briten neu aufstellen muss.

Ich hoffe sehr, dass es wenigstens zu einem geordneten Brexit kommt. Lieber wäre mir allerdings ein neues Referendum, mit dem die irrationale Austrittsentscheidung wieder umgekehrt werden könnte. Denn Großbritannien ohne EU wird es im globalen Wettbewerb sehr schwer haben, sich zu behaupten. Und die EU ist ohne Großbritannien kulturell und menschlich, aber auch entwicklungspolitisch ärmer.

Take care, Great Britain!

Über Rainer Bohnet: