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“Broadchurch” – von der ZDF-Mediathek versenkt

Piraterieförderung
Hier sollte eine begeisterungsheisse Empfehlung für die Dritte Staffel von “Broadchurch” erscheinen, eine britische Krimiserie, die von Staffel zu Staffel nicht ausgeleierter sondern besser wird. Starkes Ensemblestück, mehrere Dutzend spannende, realistische und im besten Sinne “diverse” Charaktere. Es geht natürlich um Sex, um die Sache mit Männern und Frauen, die beschränkten Fähigkeiten der Menschen in Zeiten wie diesen zueinander zu kommen. Eine Bestandsaufnahme aus dem Geschlechterkrieg, einerseits britisch, aber gut übertragbar. Grausamkeiten in einer Rosamunde-Pilcher-Landschaft. Ein 1a-Diskussionsbeitrag zur #metoo-Debatte. Keine Guten, viele Böse – obwohl: die Krimi-Dramaturgie lässt geschickt offen, wie böse.
Ich habs linear gesehen, schliesslich bin ich über 60 und damit in die Kernzielgruppe des ZDF eingetreten. Der Sender versendet das Juwel auf seinem Nischenkanal ZDFneo montags, eine Dreiviertelstunde vor und nach Mitternacht. Das schaffe ich sonst nie in meinem Alter ohne einzuschlafen. In diesem Fall ist es mir bei bisher 3 (von 4) gesendeten Folgen gelungen, ohne jede Konzentrationsschwäche. Paare könnten danach Einschlafprobleme haben, weil es noch so viel zu diskutieren gibt. Ich wollte es hier als Bingewatching-Tip für Weihnachten empfehlen. Das muss ausfallen.
Im Lizenzmanagement des ZDF sitzen nämlich Leute, die die Trüffelschweine in seiner Fernsehspiel-Einkaufsabteilung mal so richtig ins Seitenaus rennen lassen wollen. Konkret sieht es so aus, dass jede der vier Broadchurch-Folgen (das ZDF hat immer zwei Episoden zu einer in Spielfilmlänge verschnürt) erst nach der TV-Erstausstrahlung in der Nacht von Montag auf Dienstag (0.45 h) verfügbar ist (und keineswegs vorab!), und dann nur zwei Wochen. D.h. die erste Folge ist schon raus und die vierte noch nicht drin. Und Weihnachten ist alles raus.
Vor einigen Tagen feierten sich ARD und ZDF noch selbst, weil sie ihre Mediatheken besser miteinander vernetzen wollen. Aber den Sinn, was Mediatheken eigentlich sollen, den haben die alten Herren immer noch nicht verstanden.

Über Martin Böttger:

Martin Böttger ist seit 2014 Herausgeber des Beueler-Extradienst. Sein Lebenslauf findet sich hier...
Sie können dem Autor auch via Fediverse folgen unter: @martin.boettger@extradienst.net

2 Kommentare

  1. Gabriele Löcker

    Ich bin stinksauer- eigentlich sollte man doch in der Mediathek Beiträge (z.B. Filme) ansehen können, die man verpaßt hat. Das habe ich wiederholt versucht,aber alles was ich finde, sind Bilder und knappe Inhaltsangaben. Die habe ich schon in meiner Fernsehzeitschrift – ich will den Film sehen!
    Gerade habe ich gegoogelt und einen Hinweis gelesen, wonach man auf einem Smart-TV. oder mit WLAN zu den Filmen kommt. Beides habe ich nicht. Aber ich bin Gebührenzahlerin und denke, daß ich dadurch das Recht habe, alles zu nutzen,was die von mir finanzierten Sender zu bieten haben.
    Meine Frage: wie kann ich die verpaßten Filme oder Sendungen sehen?

    • Martin Böttger

      Liebe Frau Löcker, Ihre Gefühle kann ich nachvollziehen, geht mir genauso. Leider ist die Sache kompliziert. Viele Filme und Serien, insbesondere die aus dem Ausland, werden von den deutschen Sendern nicht mitproduziert, sondern gekauft. Da kommt es dann darauf an, was in den Kauf-/Lizenzverträgen steht. Da ist die Internet-(=Mediathek)Auswertung u.U. nicht vorgesehen, oder ausdrücklich begrenzt. Und dann ist das, was Sie und ich verpasst haben, wieder weg. Es bleibt nur der Weg, auf der Homepage des Senders nachzuschauen, ob ein Film noch in der Mediathek ist, und wenn ja, wie lange.

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