Küppi ohne TV

Meine Berliner Quellen sagen mir, sie wolle “immer noch Bundeskanzlerin werden”. Ob das stimmt, weiss ich nicht. Für ihren Realitätssinn spräche das nicht. Für ihn sprach dagegen kürzlich ein Paywalltext in der Berliner Zeitung, der ihr eine bewusste durchdachte Strategie unterstellte. Die geht ungefähr so: mit der EU ist nicht mehr zu rechnen – eine Einschätzung, die ich teile – sie werde politisch zerfallen. Für alle die das nicht glauben: nach der Wahl des EU-Parlaments am 9. Juni 24 werden auch Sie es glauben. Damit bleibt in der Weltherrschaftspolarisierung zwischen China und den USA nur noch der schützende Mantel des Grossen Bruders. Und zwar auch, wenn Trump oder eins seiner Geschwister im Geiste in gut einem Jahr die Wahl gegen den greisen Joe Biden gewinnt.

Ich wäre ja schon froh, wenn die US-Demokrat*inn*en wenigstens eine Vizepräsidentschaftskanidatin präsentierten, die auch amtsfähig ist. Denn alle Washingtoner Quellen sind sich einig, dass es Kamala Harris nicht ist.

Zu der Frage, wie amtsfähig Annalena Baerbock ist, hat unser Freund Friedrich Küppersbusch eine eigene Meinung, die ich zum Zwecke Ihrer persönlichen Meinungsbildung hier aus seiner taz-Kolumne zitieren möchte:

“Baerböcke gibt es in der Geschmacksrichtung ‘unkonzentriert’ – der ‘Frühstücksspeck der Freiheit’ in Südafrika oder ‘Putin muss seine Haltung um 360 Grad ändern’ bei der EU. Stressiger Job, Flugreisen, wenig Schlaf, neu im Amt. Okay. Dann die Kategorie ‘Hardcore-Patzer’, etwa die ‘Sanktionen, die Russland ruinieren’ sollen oder gleich ‘wir sind im Krieg mit Russland’, beides wieder bei EU-Gremien. Die dritte Kategorie – weder Versprecher noch versehentlich ehrlich – kann bei der aktuellen Schmähung gegen China angenommen werden: Köpper in den Fettnapf. China ist nach unseren Kriterien eine Diktatur, klar; so wie Katar, wo Kumpel Habeck den Kotau machte; oder Saudi-Arabien, das Baerbock mit Waffen beliefert sehen möchte, ‘weil Lisa sonst nicht genug Geld für die Kindergrundsicherung hat’. Deutschland ist 150 Jahre alt und hat in dieser kurzen Spanne zwei Weltkriege und den größten Völkermord der Menschheitsgeschichte hinbekommen. China ist 3.000 Jahre alt und sicher sehr gespannt, was es hier an weisen Lehren mitnehmen kann. Eine Politikerin, die mal patzt, mal sich verplaudert und mal für die Galerie daheim spricht, ist ein interessanter Versuch im Außenamt.”

Dä.

Über Martin Böttger:

Martin Böttger ist seit 2014 Herausgeber des Beueler-Extradienst. Sein Lebenslauf findet sich hier...
Sie können dem Autor auch via Fediverse folgen unter: @martin.boettger@extradienst.net