Wundersame Bahn CLXII

Bei der Bahn kommt keine Langeweile auf – zumindest intern. Denn das Computersystem beschäftigt nicht nur die eigenen Leute, nein es lässt auch die Kunden teilhaben an seinem Unfug. Ein Beispiel: Am Donnerstag, 07. September 2023 um 14:16 Uhr versandte der “BahnCard-Service” an mich eine Email mit dem “Betreff: Ihre Anfrage an den BahnCard-Service” Es folgten ein Hinweis auf meine – nicht erfolgte Bestellung, verbunden mit dem Hinweis – “uns fehlt noch etwas”. Und ein Verweis auf: “Ihre (also meine) Nachricht vom: 2. September 2023.”

Ich bin nur mit dem heimischen Computer online, verfüge weder über Smartphone noch wüsste ich ein Tablet zu bedienen. Wenn ich das Büro verlasse, bin ich offline. Und am 2. September war ich krank und deshalb nur wenige Minuten online, um einen Termin abzusagen. Also eine Nachricht meinerseits an die Bahn kann es vom 2. September 2023 nicht geben. Doch weiter im Text:

“Hallo Helmut Lorscheid, vielen Dank für Ihre Bestellung. Gerne würden wir Ihnen Ihre Folgekarte schon heute zuschicken – doch die uns vorliegenden Angaben sind anscheinend nicht mehr korrekt. Deshalb unsere Bitte: Ergänzen Sie die fehlenden Daten auf diesem Schreiben und schicken Sie es per Brief an den BahnCard-Service in 60643 Frankfurt am Main oder per E-Mail an bahncard-service@bahn.de.”

Es folgt die Aufforderung vom Nachnamen über Geburtsdatum bis Wohnort – alles noch mal anzugeben. Ich vermute Missbrauch, Fishing, Betrug und rufe bei der Servicenummer der Bahncard an. Dort erfahre ich von der Stimme auf einem Tonband, dass die Bahn aktuell viele Anfragen zum Deutschlandticket erreichen und deshalb zu langen Wartezeiten käme. Warum die Menschen bei der Bahncard anrufen sollten, wenn Fragen zum Deutschlandticket haben, weiß ich nicht. Aber für die Bahn scheint dies ein Problem zu sein.

Nach weiteren kleinen Hürden erreiche ich tatsächlich jemanden beim Bahncard-Service. Die sichtlich genervte Frau muss sich erst mal Luft verschaffen und fragt mich, ob ich mir vorstellen könnte wie viele Fragen zum Deutschlandticket ihr hier gestellt würden. “Nein kann ich nicht,” muss ich gestehen. Dazu hätte ich auch keine Frage, sondern zur Bahncard bzw. zu einer Email von der Bahn und einer mir unbekannten Bestellung und dem Umstand, dass sie angeblich meine Daten verloren hätten. Diese, so versichere ich der Frau, Hätten sich seit Jahren nicht verändert. Ich möchte auch gerne erfahren, auf welche angebliche Bestellung sich ihre Email beziehen würde und auf welche Nachricht von mir. Ich hätte am 2. September bei der Bahncard weder irgendwas bestellt, noch überhaupt eine Email an die Bahn an diesem Tag losgeschickt.

Die Antworten verblüffen mich. Das sei ein interner Vorgang, also die Bestellung das sei etwas “Bahn internes.” Wenn ich die Bahncard weiterhin haben möchte, also ein Abo habe, dann liefe das intern als meine Bestellung. Meine Nachfrage: Wenn das alles interne Abläufe seien, warum sie mir denn diese Email schickten? beantwortet sie mit dem Hinweis, das sei “das System, das macht das so”. Die Bahn beschäftigt also sich selbst mit unsinnigen Emails, die an die Kunden verschickt werden.

Warum denn meine Daten nicht mehr vorlägen, möchte ich wissen. Doch, doch die lägen weiterhin vor, lautet die Antwort, aber da sei irgendwas vermerkt worden, dass sich meine Daten verändert hätten. Bevor die Bahncard an eine falsche Adresse geschickt würde, würde das noch mal überprüft. Ich frage, ob denn nun alles klar sei und die Bahncard nun mehr an meine, ihr weiterhin vorliegende Adresse verschickt würde. Ja lautet die Antwort, das sei nun erfolgt. Ich lass mich überraschen.