Beueler-Extradienst

Meldungen & Meinungen aus Beuel und der Welt

Schlagwort: Essay&Diskurs (Seite 1 von 2)

Stimmen der Vernunft

mit Update nachmittags
Vieles gibt es an dem “Offenen Brief” der Zeitschrift Emma an Bundeskanzler Scholz auszusetzen. In der Medienberichterstattung wird er gerne als Brief “von 28 Intellektuellen” bezeichnet, auf den dann “über 50” aus dem Fücks-Zentrum für angebliche Moderne geantwortet hätten. Den Emma-Brief haben immerhin mittlerweile 250.000 Menschen unterzeichnet. Wenn das Publikum sich abwendet, steigert sich die Agitation. Aber eins hat der Emma-Brief geschafft: im TV-Trash wird jetzt immer ein Stuhl (von 5-7) für diese Position warmgehalten. Weiterlesen

Marcuse / Krankheit&Schuld

Jacobin veröffentlichte einen Vortrag von Herbert Marcuse, den er am 23. Mai 1968 an der University of California in San Diego gehalten hat, ein beachtenswertes Zeitdokument. Marcuse behandelt strategische und taktische Bündnisfragen, die im Grundsatz bis heute relevant geblieben sind. Er stand unter dem unmittelbaren Eindruck hektischer Geschehnisse in Paris und Berlin, die seine Einschätzung umso analytisch und politisch cooler erscheinen lassen. Mit einem mittelschweren Manko. Weiterlesen

Sklaverei und Humanismus

Mein wichtigster Text war heute morgen ein Interview von Miray Caliskan/Berliner Zeitung mit dem Neuropsychologen Lutz Jäncke: “Leben zwischen Online und Offline : Sklaven der Reize: Wie der Mensch sich in sozialen Medien verliert”. Was Jäncke da zusammenträgt sind wichtige Fakten, jedoch mit einem fachlich begrenzten Blickwinkel. Viele der von ihm zurecht beklagten Phänomene gab es schon vor der Internetnutzung (Anorexie, Selbstoptimierung, Mediengeilheit z.B.). Und unerwähnt bleibt in dem Gespräch die radikal verstärkende Wirkung durch die Corona-Lockdowns. Eine Nutzanwendung zu Jänckes Erkentnissen bringt die FAZ in einem Interview mit Unternehmensberater und Coach Peter Modler. Weiterlesen

Humorkritik & Dramen

Von Indien, über Journalismus bis Dinslaken
Seit langem versucht mein Gastautor Dieter Bott die von ihm verehrte Redaktion der Titanic zu einer elaborierten Humorkritik der massenrelevantesten Projekts (5 Mio. Zuschauer*innen, jeden Freitag), der ZDF-heute-show, zu bewegen. Es gibt jetzt eine ernsthafte Erfüllung dieser Forderung, aber nicht von der Titanic, sondern von Markus Metz und Georg Seesslen/”Essay&Diskurs”-DLF. Warnhinweis: es ist nicht lustig, sondern ernsthaft, analytisch und politisch. Der Text ist als Vorkenntnis für die folgenden Hinweise gut geeignet. Weiterlesen

Die Banalität des Guten

Ist der Mensch (“von Natur aus”) gut oder schlecht? Dazu hat wahrscheinlich jede*r eine Meinung, wie zum Wetter. Niemand wird aber durch seine Meinung zum Wetter schon zur*zum Klimaexpert*in*en. Über “den” Menschen meinen wir alles Wesentliche zu wissen, weil wir schliesslich selbst einer sind. Über die meisten anderen informieren wir uns aus recht unterschiedlichen Medien. Die meisten davon bevorzugen die Verbreitung schlechter Nachrichten, weil mit denen mehr Aufmerksamkeit zu erzielen ist. Es kommt ein noch besonders schlechter Grund dazu. Weiterlesen

Mückenstiche, bisweilen tödlich

Das Bild von den Mückenstichen ist von Alice Hasters. Selten habe ich einen Text von solch gedanklicher Klarheit und ebensolcher Formulierung gelesen. Die Tagesschau ist für solche Mitarbeiterinnen zu beglückwünschen. Hasters’ Text ist frei von Larmoyanz und Opfer-Gejammere. Dabei ist es objektiv so: wenn ein*e Schwarze*r hierzulande zur falschen Zeit am falschen Ort ist, kann das tödlich sein. Es wird “No-Go-Area” genannt. Weiterlesen

Aktualisierung emanzipatorischer Strategien

An diesem Wochenende erhielt ich von Extradienst-Gastautor Dieter Bott ein schönes Neujahrsgeschenk. Er schickte mir einen Text, leider in hektographierter Form, zu lang zum Abschreiben, von 1999. Rot-Grün hatte ein Jahr zuvor die Bundesregierung gegen den ewigen Kanzler Helmut Kohl erobert, und war sogleich gegen die serbischen Reste Jugoslawiens in den Krieg gezogen. Bott besuchte damals einen Jubiläumskongress des Frankfurter Instituts für Sozialforschung, der angeführt von Ex-Chef Jürgen Habermas, sich böse verrenkte bei seinen Rechtfertigungsversuchen für die so junge, hoffnungsvolle neue Regierung. Dieter dagegen war enttäuscht und verbittert, und verteidigte in seinem heute noch lesenswerter gewordenen Text seinen Lehrer Weiterlesen

Friedhof oder Pakistan

Faschismus in Indien / Spaniens Kriegsverbrechen / Lieber Stadt als Forst / Schwarz in der Schweiz
Arundhati Roy ist für mich ein ikonenhaftes Muster einer schönen Frau. Zu so unreflektierten Urteilen komme ich in der Regel aus grosser Distanz – ein Medienbild. “Der Gott der kleinen Dinge” hat sie reich gemacht. Ich habs gelesen. Sie nicht? Holen Sies nach. Danach hat sie mich regelmässig mit ihren politischen Essays mitgerissen. Bei gleichem Inhalt von anderen Autor*inn*en hätte ich sie nach wenigen Leseminuten als hilflose Jammerei beiseite gelegt. Weiterlesen

Cliffhanger im Essay

Miniserien sollen in der Glotze z.Z. der heisse Scheiss sein. Sie lassen sich gut Bingewatchen. Wenn das nur auch den öffentlich-rechtlichen Sendern auffallen würde. Sie müssten sie dann nicht als Einzelfolge, sondern als komplette Staffel in ihren Mediatheken anbieten. Aber das begreifen sie sicher erst im nächsten Jahrzehnt. Oder … ääh … doch erst Jahrhundert?
Nehmen wir Matthias Greffraths “Saisonschluss” im Deutschlandfunk, Weiterlesen

“Der souveräne Staat ist überholt”

Macrons Russland-Wende – #unteilbar zeigt das andere Sachsen
Extradienst-Leser*innen wissen, dass ich die sonntägliche DLF-Sendereihe “Essay&Diskurs” (Redaktion: Barbara Schäfer) sehr schätze. Heute bin ich ihr dankbar dafür, den letzten überlebenden Ankläger der Nürnberger NS-Kriegsverbrecherprozesse, Benjamin Ferencz, zu uns sprechen zu lassen. Der Mann ist 99, und hat viel zu sagen (ein Jungdemokraten-Kollege, der vor einiger Zeit einen 103-jährigen Zeitzeugen aufgesucht hatte, wurde von diesem beschimpft: “warum kommen Sie jetzt erst, wo ich schon so viel vergessen habe!”). Ferencz Einsicht, dass der souveräne Staat “überholt” sei, nähert sich auch Ulrich Horn an.
In Frankreich wird die deutsche Hauptstadt Berlin offensichtlich als das politische Vakuum angesehen, Weiterlesen

Die Unsichtbarkeit des Designs

… und die Entstehung der Spaziergangswissenschaft
Die DLF-Reihe “Essay&Diskurs” wiederholt heute und an den nächsten beiden Sonntagen (immer 9.30 h) eine dreiteilige Reihe über Lucius Burckhardt, einem Mann der mir zuvor unbekannt war. Seine ersten Lorbeeren verdiente er sich mit der Verteidigung der Altstadt von Basel gegen ihre Nachkriegszerstörung. Solche Leute hätten Hannover, Köln oder das Ruhrgebiet damals auch gebraucht. Über Stationen u.a. in Dortmund und Kassel avancierte Burckhardt in den 90ern zum Mitbegründer der Spaziergangswissenschaft, der Promenadologie oder englisch Strollology. Hören Sie das nach (30 Min.), oder lesen Sie es durch – es klingt so aktuell, als diskutiere der tote Mann heute mitten unter uns. Der E-Roller-Scheuer kennt ihn wahrscheinlich nicht.

DFB&Nazis / Laschet&Ortega / FC

Ich weiss nicht, ob Sie es schon wussten, aber der DFB lässt sich von Nazis beschützen. Manchen Dinge ändern sich eben nie. Glauben Sie nicht? Sie glauben wahrscheinlich auch nicht, dass Nazis Polizei und Bundeswehr zu unterwandern versuchen. Wählen Sie einfach weiter CDU, dann werden Sie bald mehr erfahren. Die macht es genau so wie der DFB: einfach nichts davon wissen wollen, dann kommt es ganz von alleine. Weiterlesen

Was Grüne mit der EU vorhaben

Der Deutschlandfunk pflegt sonntags in der Regel ein umfangreich hörenswertes Programm. Noch besser ist es, wenn er es schon samstags oder gar sporadisch freitags online stellt, weil es schon vorproduziert ist. Das gilt z.B. für das Interview von Peter Kapern mit dem Grünen Europaabgeordneten und -kandidaten Sven Giegold. Kapern war zu “meiner” Zeit DLF-NRW-Korrespondent in Düsseldorf, ein patenter anständiger Kerl. Sven Giegold ist den Grünen aus der Attac-Bewegung zugelaufen, definitiv eine Bereicherung. Weiterlesen

Kampf um unsere Sinne

… um Istanbul / … um den DFB / Adorno spricht zu mir
Der DLF dokumentierte heute in “Essay&Diskurs” eine Rede und ein Gespräch mit Richard Sennett, einer der lebensklügsten Soziolog*inn*en dieser Welt. Der freundliche alte Mann arbeitet an einer Erklärung, warum und wie die auf Bildsprache fixierte Digitalisierung das Dialogische der menschlichen Kommunikation killen könnte. Eine Frage, die mich gedanklich schon lange beunruhigt. Weiterlesen

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