Das Forsa-Institut hat neue Daten veröffentlicht, und zwar unterteilt in den Umfragezeitraum 11.6.-13.6. und 14./15.6., also Mo.-Mi. und Do./Fr. letzter Woche. Damit soll offensichtlich versucht werden, in Blitzumfragen-Art die Wirkung der von der CSU provozierten Regierungskrise abzubilden. Forsas Chef Manfred Güllner, ein Freund Gerhard Schröders und des rechten SPD-Flügels, ist bekannt für seinen Ehrgeiz, mit seiner demoskopischen Arbeit in die Politik zu intervenieren. Unter diesem Vorzeichen müssen diese Publikationsstrategie und die Daten gesehen werden.
Angenommen, sie stimmen, dokumentieren sie ein Erdbeben. Die CSU könnte nicht nur die Bundesregierung Merkel und die EU, sondern auch das deutsche Parteiensystem und unsere Verfassungsordnung zum Einsturz bringen – ganz wie wenn jemand aus einem Kartenhaus ein einzelnes Kärtchen entfernt.
Die Wähler*innen sind in ihrer Mehrheit längst zu Flugsand geworden, Stammwähler*innen sterben aus. Forsa meldet zum Wochenende hin nur noch 30% CDU/CSU (-4) und 16% SPD (-2). Das verteilt sich an Grüne (+2), Linke (+1) einerseits und FDP (+1) und AfD (+2) andererseits. Das ist natürlich nur der Beginn einer Entwicklung. Die CSU dreht ja nicht bei, sondern eskaliert besinnungslos. Wenn Sie nach der bayrischen Landtagswahl nicht aus ihrem Fiebertraum erwacht, wird die EU spätestens nach der Europawahl im Frühjahr nächsten Jahres Geschichte sein. Die Bayern müssen sich fragen lassen, ob sie das wollen. Nach meiner Erinnerung gibt es dort eine grosse Menge exportorientierter grosser Arbeitgeber. Gibt es in diesem vermaledeiten Bundesland Parteien, die ihnen diese Frage vorlegen? Oder sind die als Organisator*inn*en politischer Willensbildung dort faktisch alle schon tot?
Das konkurrierende Emnid-Insitut, das heute seine Daten in der BamS veröffentlicht, bestätigt dieses Erdbeben nicht. Der angegebene Befragungszeitraum von einer Woche endete aber auch schon am Mittwoch, also vor diesen Forsa-Daten. Alle Institute beteuern immer im Chor, ihre Umfrageergebnisse seien “nur Momentaufnahmen”, was von den veröffentlichenden Medien immer gern geschlabbert wird. Da CSU-Absichten, mit ihrem Tun einzuhalten, nicht zu erkennen sind, müsste in der neuen Woche beim Vergleich mit weiteren Umfragern zutage treten, ob Forsa spinnt, oder der erste Bote war.

Über Martin Böttger:

Martin Böttger ist seit 2014 Herausgeber des Beueler-Extradienst. Sein Lebenslauf findet sich hier...
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