Beueler-Extradienst

Meldungen & Meinungen aus Beuel und der Welt

Schlagwort: Frankfurt (Main) (Seite 1 von 2)

Wundersame Bahn (II) – was ist Netzwirkung?

Ich will versuchen es ohne Häme hinzukriegen, “constructive journalism” ist der aktuelle Hype.
Dass die Bahn während der Osterferien die Strecke Duisburg-Essen wg. Brückenbauarbeiten sperrt, die vielleicht meistbefahrene Personenverkehrsstrecke der Republik – wir hier im Rheintal übertreffen sie nur durch unseren so liebgewonnenen, auch viel besser hörbaren Güterverkehr – jut. Man ist ja froh, dass überhaupt noch in Bahnstrecken investiert wird.

Die Sperrung war auch anständig angekündigt. Wer sich überhaupt für die Bahn interessiert, konnte entsprechende Nachrichten kaum übersehen. Ich wusste also, als ich gestern nach Gelsenkirchen-Horst wollte, dass ich nicht Essen Hbf. sondern Essen-Altenessen anpeilen musste, mit einem Umstieg in Duisburg. so weit so klar, gar nicht schwer. Weiterlesen

Frankfurt wählt links

Sie meinen jetzt vielleicht, der ist aber was spät dran. Die OB-Wahl ist doch schon ein paar Tage her. Peter Feldmann kenne ich auch, als er noch in Marburg studiert hat. Er gehörte zu den “Stamokaps“, aber nicht im SHB, sondern in den Juso-Hochschulgruppen. Hat nicht das große Wort geführt, sich eher solidarisch eingereiht. Die Mädels mochten ihn: die Haare waren noch schwarz und lockig, und im Gesicht war ein Cat-Stevens-Bart. Aber den mein ich nicht.

Ich meine Frankfurt an der Oder. Das liegt noch näher an Polen als Berlin (aber nicht viel). In den 90ern, nach der Wende war ich mal dort, auf Einladung der Brandenburger Grünen. Die optischen und atmosphärischen Eindrücke in den Städten Eisenhüttenstadt, Cottbus, Frankfurt waren schon shocking. Weiterlesen

Aus der Schulzeit der “68er”

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Im rahmen des erweiterten zeitgeschichtlichen unterrichts hatte mich oberstudienrat johannes grotecke vor ein paar jahren in die aula unseres alten gymnasiums der ehemaligen august-vilmar schule in nordhessen in die kreisstadt homberg/efze bei kassel eingeladen, in der aula der BTHS wie sie nun hiess – bundespräsident theodor heuss schule —vor der versammelten oberstufe als zeitzeuge über die sogenannte 68er studentenrevolte zu berichten –
ich habe mit dem damaligen schüler–zeitungs-redakteur hanspeter bernhardt das lektüre-programm für die von uns so genannte GEGENSCHULE entworfen (wilhelm reich,karl kraus,sigmund freud,karl marx,adorno und peter rühmkorf:“über das volksvermögen“, die wir im frühjahr 1968 aus protest gegen die zensur vom „homberger schulecho“, und der verweigerten sexuellen und politischen aufklärung durch schule und elternhaus zweimal die woche in einer homberger kneipen-hinterstube nachmittags anboten Weiterlesen

Ohne Hoffnung wird: Nichts

Die hiesigen Kommunalpolitiker (habe in diesem Fall nur Männer wahrgenommen) haben ihren Job und das Thema verfehlt. Stolz, endlich mal in bundesweiten Medien genommen zu werden, spreizten sie sich in einer Lächerlichkeit als Bedenkenträger, dass sie, wenn ihnen ihre Wiederwahl lieb ist, besser geschwiegen hätten. Das gilt ausdrücklich auch für den signifikant schlecht beratenen OB Sridharan.

Selbstverständlich war es eine Panikaktion der Bundesregierung, kostenlosen öffentlichen Personennahverkehr zur Debatte zu stellen. Sridharan kennt seine Parteifreunde am besten, und denkt: von denen kann nichts Kluges kommen. In diesem Fall war die Panik aber ein Fenster der Gelegenheit, Weiterlesen

Gegen die Sportifizierung

Adorno-Schüler und Extradienst-Gastautor Dieter Bott wandte sich schon in den 80er/90er-Jahren gegen die “Sportifizierung der Gesellschaft“. Die hörte nicht auf ihn, sondern machte weiter. Dahin, wo wir heute sind. Das sieht jetzt so aus:

Die Frankfurter Fußballfans, auch das ein spätes Erbe von Dieters Arbeit, inszenierten gestern einen sympathischen und erfreulich medienwirksamen Protest gegen das erste Montagsspiel der Ersten Bundesliga. Nur ein Symptom Weiterlesen

Verteidigung Adornos gegen die Modesoziologie

ER WAR SECHZIG JAHRE ALT –der kleine rundliche mann mit strohhut im sommer und glatze-als ich 20 jahre alt zum ersten mal in seine seminare und vorlesungen ging—ab 1963 kam ich als provinz-bube aus nordhessen nach frankfurt zum soziologie-studium bei ADORNO
Unisono haben sie sich verabredet –von JÜHA jürgen habermas mit seinem herrschaftsfreien diskurs bis zum vergifteten lob des HEIBU heinz bude , von der extra-ordinäiren BOVENSCHEN bis zur kapriziösen KRIMI-AUTORIN –ob sie ihn nun live erlebten –wie ich sechs jahre lang bis zu seinem tod 1969 — oder sich an der „minima moralia“ vergriffen hatten -allesamt und unisono : –SIE HÄTTEN — zunächst und sehr lange– KEIN EINZIGES WORT VERSTANDEN-
Eine schutzbehauptung — Weiterlesen

Bundesligakrise

Übermorgen beginnt die Rückrunde, und unbarmherzig droht der Neujahrsempfang der DFL. Schreckensbleich entdecken die Fußballmedien, die sich immer noch von der Bild genannten sogenannten Tageszeitung die Agenda diktieren lassen: ojeh, ist ja alles total langweilig. Und die Zuschauer*innen im Stadion habens auch schon gemerkt.
Die Manager zeigen wie immer auf England, das ja viel, viel, mehr Geld habe. Daran kanns aber kaum liegen, wenn für deutsche Spitzenmannschaften Gegner aus Zypern unschlagbar werden. Obwohl…. gut…. Zypern ist eine der grössten Geldwaschanlagen der EU für flüchtiges Oligarchenkapital. Vielleicht müssen wir uns doch realistischere Ziele setzen.
Lesen Sie dazu hier, was die Frankfurter Rundschau am Sitz des deutschen Grosskapitals und der nationalen Fußballzentralen das sieht.

Iran (I) – in deutschen Medien

Siehe da, unsere Medien sind wieder auffe Arbeit. Iran steht in der Perspektive der geostrategische Spin-Doktor*inn*en im Mittelpunkt. Zumal in Berlin nichts Substanzielles los ist. Doch wenn das so ist, ist auch Vorsicht angebracht. Zuviele Interessen sind im Spiel.

Ferdos Forudastan wurde im letzten Jahr neue Innenpolitik-Chefin der Süddeutschen. Schade eigentlich. Denn jetzt wäre die Gelegenheit, die Iran-Berichterstattung ihrer Redaktion, ich drücke es mal diplomatisch aus: zu aktualisieren. Der zuständige SZ-Korrespondent muss von Kairo aus arbeiten. Leider nicht Ferdos’ Ressort. Aber sicher kann sie helfen, ich gebe die Hoffnung nicht auf. Schade, dass Chimelli nicht mehr lebt.
Gestern verwiesen wir schon auf Gerrit Wustmanns vorsichtig akzentuierten Bericht bei telepolis. Heute schreibt Bahman Nirumand, ein integrer 68er in der taz: wie immer kompetent zum Iran, leider komplett ahnungslos zu Trump. Die beste Leistung zeigt, Weiterlesen

Statt extra3 und heute-show: Albert Schäffer

Gut, die CSU interessiert uns hier im Westen eher weniger, so lange sie uns nicht belästigt. Gelegentlich können wir sie aber beneiden für ihren Sinn für Theatralik, Dramaturgie, Pathos. Nur mit ihrer Selbstbesoffenheit können wir hier im Rheinland ansatzweise mithalten. Da wir hier auch immer Geschmack an inszenatorischer Kraft entwickeln, denken Sie nur an Adenauer!, halte ich eine ausdrückliche namentliche Empfehlung heute für besonders angebracht.
Albert Schäffer, einst als Landeskorrespondent hier im nordrhein-westfälischen Exil, wurde von seiner Frankfurter Arbeitgeberin (FAZ) vor einigen Jahren in die Heimat versetzt. Und mein Gefühl ist: hier ist er ganz bei sich. Er weiss alles zu entschlüsseln und uns so zu erklären, dass wir, ganz zurückhaltend formuliert, nicht gelangweilt sind. Bei ihm kann ich, obwohl das Sujet CSU dazu in der realen Welt wenig Anlass bietet, ein Amüsement nicht unterdrücken. Danke für diese Aufhellung eines grauen Tages!
Hier eine kleine Sammlung früherer Schäffer-Texte:

Beklopptes Berlin

Die Berliner beklagen sich mehrheitlich über den Mangel an Fluglärm. Sie wünschten in einer Volksabstimmung nicht nur einen, sondern gleich zwei Flughäfen. Offen ist bis heute geblieben, ob sie den Zweiten überhaupt fertigkriegen. Aber diese Abstimmung soll ohnehin “unverbindlich” gewesen sein, hauptsache der Berliner kann motzen.
Er hat es auch nicht leicht. Was können wir Bonner*innen froh sei, dass dieses ganze Hauptstadtgewese in den 90ern nach Osten abgehauen ist.
So geht es dort z.B. gerade bei der CDU zu (Bannas/FAZ).
Und so bei der CSU (Schäffer/FAZ) – in diesem Fall zwar noch in München, aber auch die werden Berlin belästigen.
Und so (DLF) hat die AfD schon Sachsen verändert. Nur wenige von den Älteren erinnern sich, dass die CDU bei der Vereinigung 1989 fürchtete, und die Sozialdemokrat*inn*en hofften, durch die einstmals “roten” Bundesländer Thüringen und Sachsen würden sich die bundesweiten Mehrheitsverhältnisse verschieben. Haben sie ja auch, aber in die entgegengesetzte Richtung. Das kommt davon, wenn Deutsche jahrzehntelang unter sich bleiben. “Antideutsche” schrieben Anfang der 90er Graffitis wie “Ausländer, lasst uns mit diesen Deutschen nicht allein!” an die Wände.
Micha Brumlik, in seiner politische Jugend Grüner Stadtverordneter in Frankfurt/M., heute Wissenschaftler und Essayist, kann sich noch gut an die Rolle des Hetzers Gauland in der hessischen CDU erinnern. In diesem Fall verstellt das nicht, sondern öffnet seinen Blick, so dass wir alle Erkenntnis davon haben.

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