Im Fussball nur Objekte? Von Neuseeland über Zürich bis Bonn

Wenn Männer über Frauen handeln, was soll da schon Besseres rauskommen als das? Die Männer in den (öffentlichen) Medien stehen unter Druck, weil sie zu viel öffentliches Geld für Fussball der Herren zum Fenster rausgeschmissen haben. Da fügt es sich, bei den Frauen zu zeigen, dass sie ehrlich sparen wollen. Die Männer bei der Fifa sind, von Saudi-Arabien und Qatar gepampert, Beträge mit so vielen Nullen gewöhnt, dass sie die im Frauenfussball zirkulierenden Beträge gar nicht lesen können.

Frauenfussball ist, anders als der der Männer, in Deutschland Einschaltquotengarant. Aber wer soll das zu australischen Anstosszeiten gucken? Die Kinder sind in der Schule (oder im Urlaub – ausser die Kinder, die dafür zu arm sind, nicht wenige immerhin). Die Eltern sind auf Arbeit oder in der Mittagspause, die selten so lang wie ein Fussballspiel (105 min. inkl. Pause + 35 min. Verlängerung + 15 Minuten Elfmeterschiessen) ist.

Und wir Rentner*innen? Die Ü60-jährigen gelten in der was-mit-Medien-Branche als der Publikumsteil, dem mann den billigsten Scheiss vorsetzen kann – die gucken alles. Allerdings nicht vor dem Abendessen.

Das ist dem Fifa-Infantino sowas von gleichgültig. Der will Gebote sehen. Und es gibt in der Tat keinen guten Grund, ihm welche zu machen.

Was wäre eine Lösung? Frauen verhandeln selbst über sich selbst. Infantino und seiner korrupten Fifa-Bande den Fussball wegnehmen. Wenn die Jungs zu doof dazu sind, dann wenigstens die intelligenteren Mädels. Umgekehrt in den Medien das Gleiche. Die mächtigsten Medienfrauen in Deutschland sind über 80 (Friede Springer, Liz Mohn) und lehnen mutmasslich Feminismus grundsätzlich ab. Für sie als Sekretärinnen ist es doch gut gelaufen. Die Freundschaft mit “Kohls Mädchen” genügte ihnen für ihr politisches Glück. Die drittmächtigste Medienfrau Julia Becker (Funke-Mediengruppe) ist rund 30 Jahre jünger. Ob sie Feministin ist, weiss sich nicht. Aber ihre gesellschaftliche Sozialisation hat in einer Zeit stattgefunden, in der der Feminismus immerhin ein relevanter Faktor war. Sie hat darum früher als Andere gewagt, dem Tyrannen Döpfner Widerworte zu geben, und den Verband der gestrigen Milliardärs-“Familienunternehmen” BDZV unter Döpfners Vorsitz zu verlassen – eine Weitsicht, um die sie viele Andere in dieser Woche beneidet haben.

Unter der Schirmherrschaft der genannten älteren Damen konnte das Döpfner-Reichelt-System erst richtig aufblühen und gedeihen. Das ist eine komplett andere Welt, als der gegenwärtig weltweit sportlich und ökonomisch aufblühende Frauenfussball. Wenn Sie seit der jüngsten Frauen-EM, die die Deutschen wie 1966 in Wembley im Finale gegen England nur durch Schiri-Fehlentscheidungen verloren haben, in die Gesichter interviewter Spielerinnen oder ihrer älteren Kolleginnen, die heute als TV-Kommentatorinnen arbeiten, blicken, sehen Sie ein inneres Strahlen, den Stolz, an einer grossen Sache beteiligt zu sein. Das trifft zu.

Diese Frauen würden niemals wegen irgendwelcher Geldbeträge, die bei ihnen sowieso weniger Nullen haben, als bei den Jungs, riskieren, bei ihrer WM nicht gesehen werden zu können. Was im übrigen durch die Medien- und Informationsfreiheit, elementares Menschenrecht, auch in keiner Weise gedeckt wäre. Auch und gerade in Australien und Neuseeland nicht. Haben die etwa (auch) Verträge mit der Fifa-Bande abgeschlossen, die ihre Landesverfassungen ausserkraft setzen? Ich vermute das.

Ich habe Freunde im Weltmeisterinnen-Land USA. Rupert Murdochs-TV-Konzern Fox hat die Rechte schon gekauft. Murdoch, der trumpartige Medienoligarch, von dem die ganze verkommene Kommerzfussballwelt sich füttern lässt. Mehr über den hier. (Ironie: diese dem Murdoch-Clan nachempfundene Serie hat HBO an Sky verkauft, das ehemals Murdoch gehörte). Meine New Yorker Freund*inn*e*n sollen einen TV-Account nach Beuel mitbringen – dann gucken wir hier Frauen-WM.

Kleiner Weckruf für Bonn

2025 jährt sich zum 50. Mal der Meistertitel für den Bonner SC. Leistungsträgerin war die Torschützin des Monats Beverly Ranger, die heute in Charlotte/USA lebt. Wird es unserer Stadt gelingen, das angemessen zu feiern, Mrs. Ranger und ihr Mitspielerinnen zu ehren, wie sie es verdient hätten? Ich halte das für ungewiss.

Über Martin Böttger:

Martin Böttger ist seit 2014 Herausgeber des Beueler-Extradienst. Sein Lebenslauf findet sich hier...
Sie können dem Autor auch via Fediverse folgen unter: @martin.boettger@extradienst.net