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Freitag für Fracking?

Nächsten Freitag 25.3. ist wieder Klimastreik, initiiert durch “Fridays for Future”, nur scheint es diesmal eine Abzweigung Richtung Vergangenheit zu geben.

In einer der Emails, die im Vorfeld von FFF verschickt wurden, heißt es: „600 Millionen Euro – mindestens so viel ist das Gas wert, das die EU täglich aus Russland importiert. 600 Millionen Euro, mit denen wir täglichen den grausamen Angriffskrieg auf die Ukraine finanzieren. 600 Millionen Euro für die Zerstörung unseres Klimas. … Gerade jetzt sind unsere Klimastreiks aber wichtiger denn je. Es steht ein EU-weiter Importstopp von russischem Öl und Gas zur Diskussion und Deutschland ist Hauptbremser in den Verhandlungen. Unsere Demos am 25. März können einen entscheidenden Unterschied machen.“ Das Ziel eines EU-weiten Importstopp von russischem Öl und Gas lässt sich nur erreichen, wenn u.a.:

  • LNG-Gas aus Qatar importiert wird, ein Land was bis 2017 den Krieg im Jemen offen unterstützte.
  • LNG-Gas aus den Vereinigten Arabischen Emiraten importiert wird, ein Land was bis 2019 den Krieg im Jemen offen unterstützte.
  • LNG-Gas aus Ägypten importiert wird, ein Land, was den Krieg im Jemen offen unterstützt, von Deutschland mit Waffen beliefert wurde.
  • LNG-Gas aus den USA importiert wird, ein Land, was auch notorisch Angriffskriege führt. Ein Land was einige Krieg führenden Parteien im Jemen durch Waffen, Logistik und Geheimdienstoperationen unterstützt. Das meiste Gas wird dort durch Fracking gefördert.

Mir erschließt sich nicht, welchen Sinn die Umschichtung von einer Kriegskasse in andere Kriegskassen macht (außer für die Profiteure). Der kurzfristige Ausschluss Russlands von relevanten Teilen des globalen Energiemarktes würde solche Preissteigerungen zur Folge haben, dass es speziell im globalen Süden zu noch drastischerer Verarmung führen würde, wie sie jetzt schon zu erwarten ist.

Hingegen würde das Einsparen von fossilen Energieträgern nicht nur den Klimawandeln bremsen, sondern alle uns beliefernden Schurken treffen.

Dazu könnte man kurzfristig für ein Tempolimit, für autofreie Sonntage, Reduzierung der Massentierhaltung, und und und kämpfen.

Mittelfristig scheint mir kein Weg an einem drastischen Umbau unserer Ökonomie inklusive Umverteilung vorbeizuführen.

Diese Perspektive fehlt mir in dem Mobilisierungsaufruf. Was mir auch fehlt ist eine Kritik am 100 Milliarden Euro schweren Aufrüstungsprogramm der Bundesregierung.

Die NATO gibt jetzt schon ein Vielfaches gegenüber Russland und China für Militär aus, das hat den aktuellen Krieg auch nicht verhindert.

Es gibt keine Lösung der globalen Menschheitsfragen ohne Verhandlungen und Abrüstung. Die zur Zeit für Destruktion verplanten Ressourcen werden dringend für den Umbau unserer Ökonomie gebraucht.

Diese Überlegungen halten mich bisher davon ab, am 25.3. mitzustreiken, aber vielleicht erklärt mir ja jemand, warum ich falsch liege.

Über Peter Kramer (Gastautor):

Unter der Kennung "Gastautor:innen" fassen wir die unterschiedlichsten Beiträge externer Quellen zusammen, die wir dankbar im Beueler-Extradienst (wieder-)veröffentlichen dürfen. Die Autor*innen, Quellen und ggf. Lizenzen sind, soweit bekannt, jeweils im Beitrag vermerkt und/oder verlinkt.

3 Kommentare

  1. Roland Appel

    Danke für diese klare Stellungnahme! Die allseitige Betroffenheitspolitik der Wolkenkukuksheimer führt zu seltsamen Blüten. Dass sich der Schlächter Prinz Salman von Saudi-Arabien dieser Tage als “Vermittler” angeboten hat, schlägt dem Fass den Boden aus.

  2. Gernot G. Herrmann

    Sehr geehrter Herr Kramer,
    ich weiß ja nicht, wer Ihnen e-mails schickt, im Demo-Aufruf wird lediglich der schnellstmögliche Ausstieg aus fossilen Energien gefordert. Dabei spielt der Ausbau der erneuerbaren eine wichtige Rolle. Und deshalb ist die Forderung nach einem Sonderhaushalt für erneuerbare Energien sinnvoll und der Bezug zu den 100 Mrd. für Rüstung plausibel. In einem allerdings haben Sie recht. Alle alternativen Einkäufe von Gas kommen von Kriegsverbrechern! Und das macht die Forderung nach Ausbau der erneuerbaren Energien umso dringlicher!

  3. Peter Kramer

    Die zitierte email hatte als Absender “Helena von FFF”. Da ich mir auch nicht sicher war wie repräsentativ das ist, habe ich den Text meines Beitrags an FFF-Köln gesandt, von dort kam die relativ lapidare, aber klare Antwort: “Die FFF Bundesebene hat sich auf den sozialen Medien klar für einen sofortigen Importstopp positioniert. Falls Dich das stört, ist es vielleicht nicht unbedingt sinnvoll am Streik teilzunehmen.” Zu den anderen Kritikpunkten (Aufrüstung, globaler Süden) hätte ich auch gerne eine Position gehört, gab es aber nichts.

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