Für deutsche “feministische Aussenpolitik” – Best of 12. April 2023: Niger, Südafrika, Frankreich, EU, USA, China

Roland Appel diskutiert heute feministische deutsche Aussenpolitk am Beispiel Afghanistan. Ich hätte da noch ein nicht weniger beeindruckendes: Niger/Sahel/Afrika. Nach dem Rausschmiss aus Mali konzentrieren sich dort jetzt die französischen und deutschen Militärkräfte. Was machen die da? Gute Frage. Olaf Bernau/taz berichtet u.a. das: “Besonders heftig fällt die Kritik in Agadez aus, der einst von Tuareg gegründeten Handelsmetropole am Südrand der Sahara. Das hat mit Nigers Antimigrationsgesetz ‘2015/036’ zu tun. Verabschiedet auf Druck der EU, richtet es sich offiziell gegen Menschenhandel, de facto kriminalisiert es jegliche Unterstützungsleistungen für Migrant:innen.” Dä.

Ich hätte da eine Idee für feministische Aussenpolitik: Sicherheit für durchreisende Migrantinnen vor Vergewaltigern, Menschenhändlern, Mördern, Dieben, kriminellen Lagerbetreibern und anderen Islamisten. Visaerteilung für EU-Europa für die Frauen und ihre mitreisenden Kinder. Zur Weiterbildung der feministischen Aussenpolitikerinnen im deutschen Auswärtigen Amt empfehle ich diese ARTE-Dokumentation: Die letzte Zuflucht – Das Haus am Tor zur Sahara – Gao befindet sich am Tor zur Sahara. Jedes Jahr durchqueren Tausende Männer und Frauen aus ganz Afrika die malische Stadt. Viele von ihnen machen Halt in einem Haus, das der einzige Anlaufpunkt für Migrantinnen und Migranten auf dem Weg nach Europa ist. In dem Haus werden sie betreut, beraten und vor Gefahren gewarnt. Wie eine fragile Festung trotzt es der Wüste …” (Video 53 min – so viel Zeit muss sein). Der Film lief im Rahmen des spektakulär hochwertigen ARTE-Projekts “Generation Africa”.

Gerd Schumann/Junge Welt erinnerte ausserdem an den ANC-Genossen Denis Goldberg: Antiapartheid: Zwischen den Ozeanen – Erinnerungen an den südafrikanischen Kommunisten Denis Goldberg, der am 11. April 90 Jahre alt geworden wäre”. In meinen Aktivitätsjahren bei der Anti-Apartheid-Bewegung der BRD habe ich den Mann nie persönlich getroffen, doch oft war von ihm die Rede. (Links zur Jungen Welt verschwinden nach ein paar Tagen in einem paywallbewehrten Archiv – “linke” Medienstrategie; über vieles muss mann sich dann nicht mehr wundern …)

Sonstiges Internationales

Deutsche Politik und Medien sind mittlerweile so doof, dass sie schon unseren wichtigsten politischen Nachbarn und Partner 0 (in Worten: NULL) verstehen. Und das Hindernis ist nicht die Sprache, sondern der Verstand. Thomas Pany/telepolis hilft: Europa: Der dritte mögliche Pol? – Der Entrüstung über Macrons Äußerungen, der eine eigene Position Europas gegenüber den USA und China fordert, zeugt von einer Selbstvergewisserung der Transatlantiker, die es sich zu einfach macht und vieles ausspart.”

Harald Neuber/telepolis hat diese Story parallel in der Berliner Zeitung platziert: Exklusiv: EU-Diplomaten sehen in Ukraine-Krieg ‘keinen Wendepunkt’ – EU-Dokument bewertet ukrainischen Verteidigungskampf verhalten. Analyse deckt sich mit US-Geheimakten. Brüssel behält sich Ende der Militärhilfe vor.” Darüber wird unsere feministische Aussenministerin nicht amüsiert sein.

Leon Gerleit/telepolis verbreitet Hoffnung über die Doofheit der US-Rechten: Der Dobbs-Effekt: Wie die Republikaner sich tot gesiegt haben – Die Gegenreaktion auf das Abtreibungsverbot verheißt nichts Gutes für die Partei, die die Biden-Regierung ablösen will. Die Anti-Abtreibungs-Haltung wird von einflussreichen Konservativen infrage gestellt.” Das wäre doch mal ein Grund zur Freude für feministische Aussenpolitik.

Und zum vernagelten deutschen Medienblickfeld in Sachen Klimaschutz geben Lorenza Colzato und Bernhard Hommel/overton einige Nachhilfeminuten in Grundrechenarten: Schmutzfink China? – China produziert wirklich ganz schön viel Emissionen. Aber es sind halt auch schon ziemlich viele Leute!” Ich empfehle ergänzend zu diesem Thema immer wieder gerne die gesammelten Werke des Kollegen Wolfgang Pomrehn.

Über Martin Böttger:

Martin Böttger ist seit 2014 Herausgeber des Beueler-Extradienst. Sein Lebenslauf findet sich hier...
Sie können dem Autor auch via Fediverse folgen unter: @martin.boettger@extradienst.net