20,6 Prozent aller Kinder in Bonn gelten als arm. In Zahlen ausgedrückt sind das 12.000. Das trifft auch auf ihre Familien zu. In meinem Podiumsgespräch im Rahmen der DGB-Kundgebung zum 01. Mai auf dem Bonner Marktplatz habe ich dieses Krebsgeschwür unserer Gesellschaft mit dem Geschäftsführer der Diakonie, Ulrich Hamacher, thematisiert. Die Diakonie in Bonn kümmert sich in diversen Stadtteilbüros im Tannenbusch, in Medinghoven und auf dem Brüser Berg um hilfsbedürftige Menschen. Sie hilft bei Anträgen an die Stadt Bonn, das Arbeitsamt, das Jobcenter oder das BAMF. Quasi als Reparaturbetrieb für das Versagen des Staates.

Ein bunter Reigen weiterer Themen aus den Bereichen der Bildungs- und Schulpolitik, der Digitalisierung der Arbeit und aus der Berufsausbildung bei der Deutschen Telekom AG wurde vor rund 700 Zuhörer*innen besprochen. “Was sind die Gründe für den Belastungsdruck in den Grundschulen?” fragte ich Sybille Clement, die als Vorsitzende des Personalrats an den Grundschulen beim Schulamt der Stadt Bonn sehr nah am Puls der Probleme agiert. An diesem Hotspot der deutschen Schullandschaft fehlt es an Geld und am Personal. Das äußert sich an den rund 700 offenen Schulleiterstellen sowie über 900 Konrektorstellen in NRW, die aktuell vakant sind. Verantwortlich ist dafür die Landesregierung, die gezielt Kitas als auch Grundschulen, die das Basiswissen jedes Menschen entscheidend bilden, finanziell und personell aufpäppeln muss.

Ganz anders sieht die Welt bei der Deutschen Telekom AG aus, die weltweit 216.000 Mitarbeiter*innen hat und in Bonn über 16.000 Beschäftigte zählt. Dort kümmert sich Alina Kobold als Vorsitzende der Auszubildendenvertretung um die Belange der Azubis und der dualen Studierenden. Als “Digital Natives” spielt dort die Digitalisierung und deren Nachhaltigkeit eine große Rolle. Vor allem deshalb, weil in einem globalisierten Telekommunikationskonzern die digitale Revolution betriebswirtschaftlich dominiert. Alina Kobold achtet allerdings akribisch darauf, dass die Verantwortung und die Nachhaltigkeit der modernen Medien nicht zu kurz kommt. Als Moderator der Diskussion fand ich dieses Statement meiner jungen Kollegin nicht nur sehr diffenziert, sondern ausgesprochen bemerkenswert.

Dem Bonner DGB-Vorsitzenden Bernd Weede kam die Aufgabe zu, den Begriff der Arbeit neu zu definieren. Anläßlich des Maifeiertages hatte der DGB-Bundesvorsitzende Reiner Hoffmann von “moderner Sklaverei und einem “digitalen Proletariat” gesprochen. Menschen, die auf der Basis von Internetplattformen arbeiten sind in aller Regel nicht sozial abgesichert und können keine Rücklagen bilden. Ihnen droht ständig der soziale Absturz. Deshalb müssen sich der DGB und die Einzelgewerkschaften verstärkt um diese “modernen Sklaven” kümmern.

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