Harald Schmidt hat hofgehalten, und der Spiegel warf sich vor ihm in den Staub. So charakterisiert Stefan Niggemeier/uebermedien ein Interview dieses “Sturmgeschützes der Demokratie”. Und ich zweifle nicht an seinem Urteil. Das ganze Geschäftsmodell des Multimillionärs Schmidt basiert auf dieser nihilistischen Kunst (“Interviewdarsteller”). Seine grosse distinktionssüchtige Fangemeinde war ihm während seiner gesamten – aussergewöhnlich erfolgreichen – Entertainer-Karriere in die Zynismusfalle gelaufen. Und merkte es nicht.
Einerseits erinnert dieses typisch deutsche Phänomen mich an die aktuelle Impfpflicht-Erregung. Es gibt ja auch wenige Millionen TV-Glotzer*innen wöchentlich, die Dieter Nuhr für einen Kabarettisten halten. Davon immerhin hatte Schmidt früh Abstand genommen. Dabei gibt es immer noch genug ernstzunehmendes Kabarett und TV-Entertainment. Mann muss nur lange genug wachbleiben, oder wenigstens Mediatheken nutzen lernen. Unser Freund Küppi kann im übrigen in der Zynismus-Disziplin spielend mithalten und liefert als kostenlosen Bonus noch eine erkennbare politische Haltung dazu, mehrmals in der Woche, und in Ihren Gebühren für Rechnerhardware (bei mir vom Papa) und Internetzugang (knapp 40 €/Monat) bereits enthalten.
DGB-Vorsitz
Ich könnte nun Übergangsmoderieren “und nun zu was Wichtigem”. Aber es geht nur um den DGB. Der publizistisch rührige Sozialwissenschaftler Stefan Sell, arbeitend und wohnend hier um die Ecke in Remagen, gibt einen Einblick in die interne Kür der nächsten sozialdemokratischen DGB-Vorsitzenden. Immerhin – noch vor dem Bundespräsident*inn*enamt – eine Frau. Dem Michael Vassiliadis seine Frau, dem Sigmar Gabriel seine kurzzeitige SPD-Generalsekretärin, die sich, das war wohl damals das Problem, gut mit Andrea Nahles versteht.
Dass Frau Nahles und Frau Fahimi jetzt erneut was Wichtiges werden, ist das durch die sozialdemokratische Ränkekultur kontaminiert? Ich fürchte: ja, das ist es. Sind es neidische Männer, die nun skandalisieren, worin sie sich besonders gut auskennen? Ja klar, auch das.
Es ist Politik.
Tipp: Achten Sie in Sells Text auf die IG Metall und ihre Vorsitzfrage. Die wird wichtig. Sehr.

Über Martin Böttger:

Martin Böttger ist seit 2014 Herausgeber des Beueler-Extradienst. Sein Lebenslauf findet sich hier...
Sie können dem Autor auch via Fediverse folgen unter: @martin.boettger@extradienst.net