Der Gates-Bill ist nach Zählung einiger Quellen der zweitreichste Mann der Welt, nach Jeff Bezos. Diese Zählung stimmt wahrscheinlich nur, wenn jemand der Ansicht anhängt, der Reichtum der Herren Mohammed Bin Salman (MBS, Saudi-Arabien) und Muhammad bin Zayid Al Nahyan (MBZ, Vereinigte Arabische Emirate) sei illegitim, weil sie sich das Eigentum unter den Nagel gerissen haben, das ihrem Volk gehört. Nun, so ähnlich hat es der Gates-Bill auch gemacht, und aus lauter Gewohnheit in dieser Woche ein weiteres Plädoyer für die Gentechnik abgesetzt. Was soll ihn die “kritische Sicht in Europa” jucken?
Das Geschäftsmodell ist immer, öffentliches Eigentum in privates Kapital zu verwandeln. Gates’ Reichtum kam dadurch zustande, dass er Forschungsergebnisse für Produkte und Dienstleistungen patentieren und damit monopolisieren und privatisieren liess. Unseren Kapitalismus hat er damit besonders gut verstanden. Nun war es nur noch nötig, öffentlichen Einrichtungen und Infrastrukturen seine Produkte anzudrehen, sie probieren zu lassen, abhängig zu machen, und flutsch fliessen die Milliardenumsätze und -profite von ganz alleine.
Die Gentechnik, in die der globale Grossaktionär selbstverständlich investiert ist, funktioniert genau so wie Microsoft: die Bauern locken, ihnen den Deal mit scheinbarer Bequemlichkeit versüssen, von ihren Unabhängigkeitsmethoden regional angepasster, selbstgezogener und vielfältiger Saatgüter abbringen und in die patentierte und ökonomisch abhängig machende “perfekte” Gensaat zu locken – aus der es dann ökonomisch und ökologisch kein Zurück mehr gibt. Ein Prinzip, nach dem schon all die schönen “Freihandelsabkommen” zwischen mächtigen und schwachen Staaten so prächtig für beider Seiten herrschende Klassen funktionieren. Und Drogenhändler machens übrigens auch so. Es gibt sie noch, die Extraprofite.
Praktischerweise ist sogar die Weltgesundheitsorganisation (WHO) u.a. durch den Beitragsboykott des Mitgliedslandes USA schon von den Spendierhosen des Gates-Bill und der Gates-Melinda abhängig. Also warum nicht auch Afrika und wir?

Über Martin Böttger:

Martin Böttger ist seit 2014 Herausgeber des Beueler-Extradienst. Sein Lebenslauf findet sich hier...
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