Anlässlich der “Grünen Woche”, deren zentrales Ereignis alljährlich die “Wir haben es satt!” Demo ist, sind sie wieder Thema: unsere nächsten Säugetierverwandten, die Schweine (und keineswegs die Hunde). Nicht nur bei uns, auch bei ihnen gibt es einen demografischen Wandel. Mehrere Faktoren kommen dafür zusammen.

Erstens werden in Deutschland immer weniger Schweine von Menschen gefressen. Zweitens hat China 2020 einen Importstopp verhängt, wegen einer Pest, die die Europäer*innen frech “afrikanisch” nennen. Drittens findet, wie überall im Kapitalismus, eine Kapital- und Unternehmenskonzentration statt, bei der die Grossen die Kleinen fressen (nicht Schweine, sondern Betriebe).

Während sich nun Staatsoberhäupter um die Vermehrung ihrer Untertanen sorgen (auch in China), und Kriegsherren über Mangel an menschlichem Kanonenfutter klagen, kann dem deutschen Schwein vorläufig nichts Besseres passieren, als dass seine Artgenossen weniger werden.

Und also hoben die Kollegen von overton einen Buchbeitrag von Renate Künast in ihr Online-Magazin: Mehr als eine Frage der Haltung – Tierhaltung und Tierwohl – geht das überhaupt zusammen? Immer wieder gelangen Informationen und Bilder von schlimmsten und schockierenden Zuständen auf industriell ausgerichteten landwirtschaftlichen Betrieben an die Öffentlichkeit.” Ich weiss, dass Künast mit ihrer persönlichen Performance das Publikum polarisiert. Sie tut es gern. Tatsache ist, dass es weder vor noch nach ihr Bundeslandwirtschaftsminister gab, die auch nur annähernd so leistungsfähig waren.

Trump & Haley

Bei Schweinen assoziiere ich Trump, aus politischen Gründen, wie aufgrund des ähnlichen Teints. Meiner ist auch so, wenn ich zu lange in der Sonne war. Bei Trump dürfte es der Blutdruck sein – Ferndiagnosen sind bei ihm ja üblich. Einen anderen Teint hat seine reaktionäre Sparringspartnerin Haley, der Eva C. Schweitzer/overton ein Farewell hinterherschreibt: Nikki, die Indian Princess – Nikki Haley möchte Präsidentschaftskandidatin der Republikaner werden und versucht Donald Trump auszustechen. Eine Indianerprinzessin als Präsidentin: Das wäre doch mal was!” Ich unterstelle der Autorin mit Zwinkersmiley, dass sie sich diese Lässigkeit gestattet, weil diese neokonservative Gefahr vorüber ist.

KI und wir Menschen

Um dieses Thema mache ich wg. der verbreiteten pastoralen Geschwätzigkeit als Leser in der Regel einen weiten Bogen. Nicht so bei Florian Rötzer/overton, dem ich unterstelle, dass er darüber entschieden mehr weiss als ich: “KI-Guru Sam Altman: “‘Menschen sind wirklich daran interessiert, was andere denken’ – Dürftige Antwort auf die Frage, was in Konkurrenz mit KI vom Menschen übrigbleibt. Umfrage: Zweidrittel denken, dass ihre Jobs von KI geleistet werden können.”

Mehr Zeit des Menschen für seine “soziale Intelligenz”. Das wäre in der Tat eine Fortschrittsperspektive, die der des Rheinländers Karl Marx (“…morgens zu jagen, nachmittags zu fischen, abends Viehzucht zu treiben, nach dem Essen zu kritisieren, wie ich gerade Lust habe …”) oder meinem Rentneralltag nahekommt. Denn derzeit ist objektiv festzustellen, dass die sog. “sozialen Medien” das Gegenteil bewirken (sollen), indem sie die Menschen, ihre Zeit, ihre Daten und ihre “soziale Intelligenz” als Gefangene nehmen, als Diebesgut weiterverkaufen – und damit nie gekannten unermesslichen Reichtum an Kapital und Macht anhäufen.

Zu Rötzers Schlussabsatz möchte ich darum ergänzen: hier entpuppt sich die entscheidende wieder zur Klassen-Frage: wer übt die Herrschaft über die Technologie und ihre Entwicklung aus? Der*die demokratische Gesetzgeber*in tut es nämlich nicht, sondern schläft seit Jahrzehnten den neoliberalen Schlaf der Ungerechten. Wenn es weniger als ein halbes Dutzend Milliardäre sind (Frauen nicht mitgemeint), dann geht es sogar in China demokratischer zu … Doch wer geht sich dafür schämen?

Über Martin Böttger:

Martin Böttger ist seit 2014 Herausgeber des Beueler-Extradienst. Sein Lebenslauf findet sich hier...
Sie können dem Autor auch via Fediverse folgen unter: @martin.boettger@extradienst.net