Das Schauspiel, das Fifa, UEFA und DFB am Wochenende boten, wirkt wie ein mittelmässiger Mafia-Film. Francis Ford Coppola oder Martin Scorsese würden so ein Drehbuch wahrscheinlich als “zu schlecht” ablehnen müssen. Allein bei der Formulierung der Dementis von Niersbach, Beckenbauer, Radmann und Co. frage ich mich, ob deren PR-Leute denn wirklich überhaupt nichts können. Oder, was ich für das Wahrscheinlichste halte, ob die Herren in ihrem Altersstarrsinn und ihrer Hybris unberatbar sind.
Ich hatte hier bereits aus anderem Anlass eine Einschätzung gegeben, wie es mit dem Fußball-Business weitergehen könnte. Die Wahrscheinllichkeit dieser Variante nimmt mit hohem Tempo zu. Besser wird dadurch nichts, jedenfalls nicht sportlich.
Unter diesen Vorzeichen kann man den BürgerInnen Hamburgs nur ausreichend Verstand wünschen, der Paralellstruktur aus IOC, DOSB und ihnen nicht gewachsenen Poltikern bloss nicht auf den Leim zu gehen. Bürgermeister Olaf Scholz habe ich noch als “Stamokap”-Juso in der Studentenpolitik der 80er-Jahre kennengelernt. Die Mehrheit in seinem Verein dünkte ihm seinerzeit links, also ordnete er sich selbst entsprechend zu. Ohne, dass das jemals seine ehrliche Absicht war. Geblieben ist er ein gewiefter Winkeladvokat, mit dem Begriff “Scholz-o-mat” treffend beschrieben. Seinem Treiben Einhalt zu gebieten, das wäre echter Fortschritt.
Sollte er den Bürgerentscheid gewinnen, ist ihm immerhin zuzutrauen, dass er noch eine Notbremse findet, nicht in eine weitere Milliarden-Pleite zu rauschen, z.B. wenn er sich früh genug darauf hinweisen lässt, dass Hamburgs Bewerbung im IOC aussichtslos ist. Das wäre mal eine echte Gefälligkeit, die Michael Vesper ihm erweisen könnte.

Über Martin Böttger:

Martin Böttger ist seit 2014 Herausgeber des Beueler-Extradienst. Sein Lebenslauf findet sich hier...
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