Mediathekperle “Tropiques criminels” (“Deadly Tropics”)

Der Schweizer Tatort war bescheiden. Quote nur knapp 6 Mio., mir war nach der Hälfte zu langweilig, und ich wechselte zu meinen Aufzeichnungen der ersten Staffel von “Deadly tropics” (ZDF, verfügbar bis 28.5.). Die erste Dtaffel ist keine Erstausstrahlung, mglw. ist sie der Vorlauf zur deutschen Premiere der Zweiten. Das Sujet erinnert an das britische “Death in Paradise”: Kommissarin aus dem Mutterland wird in die karibische Kolonie (Martinique) strafversetzt. Aber: bei den Briten ist es ein weisser Mann, bei den Franzosen eine schwarze Frau. Gemeinsam ist beiden Reihen: viele sehr, sehr schöne Darsteller*innen, und beständige Aussenaufnahmen in einer Urlaubslandschaft, die die Schweiz an Schönheit übertrifft (es fehlt nur die weltweit bestfunktionierende Eisenbahn), weil inkl. Meer und bildhübscher Strände (die realen Hurricanes kommen meistens nicht vor).

Die Fälle sind alle flott erzählt und inszeniert. Der Dialogwitz schlägt den Tatort um Längen. Die Liebesgeschichten der Polizistinnen sind weniger rührselig als bei den Briten, die Polizistinnen lösen ihre Probleme pragmatischer – und haben ihren alten weissen Chef bestens im Griff (der Inselchefpolizist wiederum war bei den Briten schwarz – der war auch die stärkste Rolle: Don Warrington).

Bei “Deadly Tropics” hat Sonia Rolland die starke Hauptrolle. Ich hoffe sehr für sie, dass sie als ehemalige “Miss France” (2000, die erste Schwarze) und 9. der “Miss Universum” nicht (mehr) unter Essstörungen leidet, was in diesen Branchen leider eine verbreitete Berufskrankheit ist. Denn Madame Rollands Leben war auch ohne das turbulent genug. Bei jeder abgedrehten Folge dieser unterhaltsamen und witzigen Reihe können wir uns ein bisschen mit ihr freuen.

Über Martin Böttger:

Martin Böttger ist seit 2014 Herausgeber des Beueler-Extradienst. Sein Lebenslauf findet sich hier...
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