In Deutschland sieht die Mehrheit der Fußballfans keine Champions League. Nicht weil sie eine langweilige Kapitalmaschine ist, sondern weil sie ins Pay-TV eingesperrt wurde. Und die Menge des Fußballs in freien Medien ist wahrlich gross genug. Kein Mensch kann das alles gucken.
Hat die Uefa sich im Angesicht der heraufziehenden finalen Machtkämpfe um die Fußball-Weltherrschaft Gedanken gemacht, wie ihr wichtigstes von quälender Langeweile gebranntes Produkt dramaturgisch aufgemotzt werden kann? Oder sind es schlicht letzte Lebenszeichen des Fußballs als Sport? Oder zufällig beides?
Ich gestehe, dass ich meinen Champions League-Verzicht gestern und vorgestern erstmals bedauert habe, und frage mich, was die Uefa daran gedreht hat. Seriensieger Real Madrid – im Heimspiel – rausgeflogen gegen ein bezauberndes, und so in keiner Saison mehr zusammenspielendes Ajax; die Mannschaft wird wie jedes Jahr auseinandergekauft werden.
Gestern der 2. Teil: Milliardenkrösus PSG, gefüttert und regiert aus Katar, unterliegt ebenfalls im Heimspiel gegen die Zweite von ManU. Viele Pointen in diesem Spiel. Das Märchen von dem Trainer, das dem von Jose Mourinho in die Sackgasse gecoachten Team wieder Leben einhauchte. Und noch schöner gegen arabische Feudalrassisten: fast die gesamte Dramaturgie gestern, bei Fehlern wie Torschützen, wurde von Schwarzen (einer der Fehler von dem Tübinger Thilo Kehrer) bestimmt. In den Heldenrollen: der Belgier Romelo Lukaku und in der letzten Sekunde der Nachspielzeit der Jugendliche britische Elfmeter(!!!)schütze Marcus Rashford.
Der Schiri, über den der nicht mitspielende Neymar hinterher herzog, kam aus dem gleichen Kleinstaat Slowenien wie der Uefa-Präsident. Zufall?

Über Martin Böttger:

Martin Böttger ist seit 2014 Herausgeber des Beueler-Extradienst. Sein Lebenslauf findet sich hier...
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