Das erste Lob geht an die Fans, die in dem größten deutschen Fußballstadion in Dortmund ein schwarz-gelbes Transparent mit dem richtigen Namen aufhängten. Die Mannschaft heute dagegen ist ein komplizierteres Thema.

Erstmals erschienen in der Sportpublizistik BVB- und Klopp-kritische Beiträge. Dahinter steckte der Zeit-Redakteur Oliver Fritsch, in meinen Augen ein außerordentlich sachkundiger Kollege. Er interviewte einen, naja, Philosophen namens Wolfram Eilenberger, der sich in meinen Augen durchaus sachverständig zu den Dortmunder Fußball-Krisenphänomenen äußerte. Etwas entwertet wurde seine Analyse durch sein Interview bei Arnd Zeigler, bei dem er sein Fähnchen dann doch sehr in den gerade aufgekommenen Anti-Klopp-Wind hängte. Richtig ist in meinen Augen immer noch diese BVB-Kritik von Oliver Fritsch selbst. Darauf beharre ich auch nach dem heutigen sehenswerten 4:2 gegen Mainz.
Denn in der ersten Halbzeit zeigte der BVB seine ganze aktuelle Labilität. Was schief gehen konnte, ging schief – Weidenfehler und Reus’ Pfostenschuss, der zu seinen besten Gladbacher Zeiten immer reingegangen wäre.

Die Vertragsverlängerung mit ihm zu einem angeblichen Jahresgehalt von 8 Mio. Euro war trotzdem ein wichtiger strategischer Schritt. Selbst wenn der BVB absteigen sollte, könnte man sich von der dann erzielbaren Ablösesumme aus dem Stand eine aufsteigbare Zweitligamannschaft zusammenkaufen, als FC Bayern der 2. Liga. So weit muss es nicht kommen. Denn Reus war jedenfalls heute einer der wenigen, die schon in der ersten Halbzeit gute Form zeigten und der sich in der 2. Halbzeit dazu auch die verdienten Erfolgserlebnisse erarbeitete. Sein Außenristpass auf Aubameyang reichte fast schon an Finn BARTEls von Werder Bremen, der ästhetisch noch etwas anspruchsvoller letzten Sonntag auf Davie Selke aufgelegt hatte, heran.

Für Fanaugen war die 2. Halbzeit von beiden Seiten überragend gut. Es hätte aber auch andersrum laufen können. Also kein Grund für Dortmunder Beruhigung. Das waren nur drei Punkte.

Über Martin Böttger:

Martin Böttger ist seit 2014 Herausgeber des Beueler-Extradienst. Sein Lebenslauf findet sich hier...
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