Beueler-Extradienst

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Schwein gehabt

Vor etlicher Zeit war ich auf einer Wahlkampfparty der Grünen, mit Essen und Trinken.  Alles war sorgfältig geplant und vorab auf einer Vorstandssitzung besprochen worden. Die hatte ziemlich lange gedauert, weil man sich nicht einigen konnte: normales oder vegetarisches Buffet? Am Ende stand ein Kompromiss: Wir bauen zwei Buffets auf, einmal so und einmal so.

Gegen 22.00 Uhr dann die Überraschung: Alle gingen zum vegetarischen Buffet. Allerdings nicht, weil sie mit einem Mal zu Vegetarier/innen geworden waren. Sondern weil das normale Buffet leergefegt war. Da fiel mir ein früheres Gedicht ein:

Geschmort und gebraten, gekocht und gegrillt,

vom Rind und Geflügel, vom Schwein und vom Wild.

Da kann man ja kaum einen Einblick gewinnen,

doch irgendwo müssen wir schließlich beginnen.

Wir stellen uns an, und wir schauen nach Schnäppchen.

Zuerst mal ein Häppchen.

 

Ob Steak oder Roastbeef, Filet oder Schnitzel,

solch Fleischsortiment ist ein herzhafter Kitzel.

Ob Rippchen, ob Kotelett, ob Kalbsfrikassee,

solch schmackhafte Knüller braucht jedes Buffet.

Am Spargel mit Schinken, da bleib ich gern pappen

und gönn mir ‘nen Happen.

 

Ob Muscheln, ob Krebse, ob Krabben, Garnelen.

Es ist gar nicht leicht, hier das Richt’ge zu wählen.

Und nebenan warten schon Lachs und Forellen.

Da kann man sich sicher auch Haifisch bestellen.

Die riesigen Austern sind leider Attrappen.

Drum erst noch ‘nen Happen.

 

Am Grillstand, da riecht es nach knusprigem Braten,

da ist wohl ein Wildschwein vortrefflich geraten,

wo Döner aus Lammfleisch und Gulasch vom Rind

und Hammel vom Spieß Kulinaria sind. 

Dazu woll’n wir uns ein Champagnerglas schnappen.

Doch erst einen Happen.

 

Gebratene Hähnchen sind auch nicht ganz ohne,

Mit Knoblauch, Olivenöl, Wein und Zitrone.

Ob Gans oder Ente, Fasan oder Tauben,

die leckerste Vielfalt, man mag es kaum glauben.

Und alles umsonst, niemand muss was berappen

für würzige Happen.

 

Das Wildangebot steigt mir gleich in die Nase,

mit Delikatessen von Hirsch, Reh und Hase.

Selbst Braten von Kängurus, Elchen und Büffeln,

Kamelen und Lamas, natürlich mit Trüffeln.

Wir speisen fortwährend und nicht in Etappen,

drum noch einen Happen.

 

Den Hering, den gibt’s auf verschiedenste Art,

gebraten, gekocht, mariniert und gegart.

Als Matjes, als Rollmops, entgrätet und zart,

beliebt auch als Hering nach Hausfrauen Art.

Mich kann man drum gerne beim Hering ertappen

mit drei großen Happen.

 

Die Auswahl an Flunder und Dorsch und Dorade,

die lässt man nicht liegen, das wäre zu schade.

Den Thunfisch als Steak darf man nicht ignorieren.

Vitello tonnato, das muss man probieren.  

Wir hoffen, der Nachschub an Tellern wird klappen.

Vorab noch ‘nen Happen.

 

Ob Tintenfisch, Kabeljau, Wels oder Hecht,

dem Feinschmecker kommt solch ein Angebot recht.

Makrelen, Sardinen, ein Aal richtig fett, 

dazwischen ein Brötchen mit Zwiebeln und Mett.

Der Koch trägt wie immer ein schneeweißes Käppchen,

und ich nehm ein Häppchen.

 

Dann gibt es auch Würstchen verschiedenster Quellen,

Cevapcici, Gyros und Fischfrikadellen,

Carpaccio, Bouletten und Spätzle mit Speck,

Spaghetti mit Käse und Hackfleischgebäck.

Die Schnitzel sind riesige goldbraune Lappen,

drum schnell einen Happen.

 

Um bei den Besuchern die Esslust zu wecken,

gibt’s auch eine Gala mit Hummern und Schnecken,

mit Kaviar, Pilzen und Leberpastete,

mit Wachteln und Rebhuhn, so schließt man die Fete. 

In Zuckerguss thront dort das städtische Wappen.

Noch schnell einen Happen.

Über Heiner Jüttner:

Der Autor war von 1972 bis 1982 FDP-Mitglied, 1980 Bundestagskandidat, 1981-1982 Vorsitzender in Aachen, 1982-1983 Landesvorsitzender der Liberalen Demokraten NRW, 1984 bis 1991 Ratsmitglied der Grünen in Aachen, 1991-98 Beigeordneter der Stadt Aachen. 1999–2007 kaufmännischer Geschäftsführer der Wassergewinnungs- und -aufbereitungsgesellschaft Nordeifel, die die Stadt Aachen und den Kreis Aachen mit Trinkwasser beliefert.

3 Kommentare

  1. w.nissing

    schnupper, schnüffel, riech ich da nicht den Wiglaf, den Drosten ? 🙂 oder ist es doch den Vincent der die Kling(e) wetzt mmmh derweil die Mägensäfte kapriolieren

    • Martin Böttger

      Wiglaf hiess Droste ohne “n”, und um Verwechslungen zu vermeiden. Eine würdige, weil durchaus kritische Würdigung gab es kürzlich von Stefan Gärtner hier:
      https://www.jungewelt.de/artikel/477751.literatur-ganz-oder-gar-nicht.html?sstr=Wiglaf%7CDroste
      Und ob Autor Heiner Jüttner auch Vincent Klink so oft besucht hat, wie ich (3-4x), weiss ich gar nicht. Aber Wiglaf auf jeden Fall viel, viel öfter. Die beiden – Vincent und er – haben sogar Urlaube zusammen gemacht.

    • w. nissing

      a,ja das Lektorat :), es gibt btw eine sehr schöne Bio über Ihn von Christof Meueler, “Die Welt in Schach halten”. Ausleihbar in der Stib in Köln

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