Beueler-Extradienst

Meldungen und Meinungen aus Beuel und der Welt

Schlagwort: Medienkorrespondenz (Seite 1 von 3)

Der Star ist die Frau

“Ewald Lienen – Eine griechische Tragödie”

Das Bescheuertste an diesem sehenswerten Dokumentarfilm ist sein Titel. Das gab der strenge Ost-Westfale Ewald Lienen gestern Abend bei der Filmpremiere in Köln gleich zu Beginn der Nachdiskussion zu Protokoll. Sein westfälisches Naturell stellte ihm im Umgang mit der real existierenden Medienökonomie, die in Köln ein natürliches Habitat hat, immer wieder ein Bein. Das ist in diesem Film zu sehen, und war gestern Abend erneut zu spüren. Weiterlesen

Die Hannoversche Republik

Niedersachsen ist ein besonderes Bundesland. Seit langem gehört es neben Baden-Württemberg, Bayern und Nordrhein-Westfalen zu jenen Bundesländern, die wegen ihrer Größe im Bundesrat über sechs Stimmen verfügen und nicht – wie zum Beispiel Bremen oder das Saarland – bloß über drei. Zu Zeiten der „Bonner Republik“ überwog das politische Personal, das aus dem Westen und Südwesten der „alten“ Bundesrepublik kam. Nach der Wende änderte sich das. Weiterlesen

Hitler-Festspiele

mit Update 5.1.
Passend zum 75. Geburtstag des Spiegel veranstaltet das ZDF auf seinem Hitler-Festspiele-Kanal ZDFinfo heute wieder seine – nahezu täglichen – Hitler-Festspiele. Gemäss dem (deutschen) Medien-Motto “Hitler geht immer”. Das ZDF liess sich von seinem ehemaligen Haus-Historiker das Archiv damit vollmüllen, und sendet es jetzt kostengünstig permanent ab (Marktanteil 1,8%). Weiterlesen

Morsche Achse

Und: Reiche Kirchen / Armselige ARD
Wie lange geht das noch gut? Am 10. April ist die Präsidentschaftswahl in Frankreich; zwei Wochen später die wahrscheinliche Stichwahl. Fällt der Vorsitz im EU-Rat dann an die Faschisten? Das wäre wohl die Zeit, in der ich zu Peter Wahls EU-kritischer Position überlaufen muss. Der gegenwärtige Publizitätslärm um die Beurteilung von Atom und Gas durch die EU-Kommission (“Taxonomie”) scheint mir der Vorhang zu sein, der vor was anderes geschoben wird. Weiterlesen

Machtspiele (II)

Die obere Mittelschicht
Die Oberfläche bildet Lauterbach. Ihn hat Olafs Management vor die Gardine geschoben. Dietrich Leder/Medienkorrespondenz hat es fein beobachtet. Seine Schlussfrage lässt sich einfach beantworten: es war eine “respektable Schauspielerleistung”. Dafür hat der Mann genug Gelegenheit zum Üben gehabt. “Er kann auch Teamplayer sein, und wird das jetzt dann auch beweisen müssen” sagte dazu heute morgen Rolf Mützenich (hier ca. in Minute 5) – eine kaum verklausulierte Drohung. Weiterlesen

Wer braucht Medienkritik?

Medienjournalismus war schon immer stark von Selbstreferentialität belastet. Davon zeugen die kaum zählbaren Besprechungen der TV-Talkshows, die meisten davon so überflüssig wie die Shows selbst. Medienpolitik dagegen bleibt weitgehend unsichtbar. Die Politiker*innen und Konzerne, die sie klandestin betreiben, wollen es so. Und nur wenige, oftmals nirgendwo angestellte “freie” Journalist*inn*en bemühen sich um Aufklärung der Öffentlichkeit. “Zapp” (NDR) gehörte dazu, und läuft linear nur noch monatlich. Die “Medienkorrespondenz” gehörte dazu, und wird von der Katholischen Kirche jetzt dichtgemacht. Weiterlesen

Ruge

Mehrere Tage grübelte ich, ob und wie ich einen Nachruf zu Gerd Ruge beitragen kann. Ich kam zu keinem Ergebnis, weil sein Journalistenleben so vielseitig war, dass es mir schwerfiel, Schwerpunkte zu finden, die nicht schon andere besser gesehen haben. Nun lieferte Dietrich Leder/Medienkorrespondenz mir mal wieder die Lösung. Sein Nachruf enthält alles, was mir wichtig gewesen wäre. Er wird noch länger Gewicht behalten, über Gerd Ruges 93-jähriges Leben hinaus. Weiterlesen

Diskussionsverweigerung und “keine Experimente”

Eine gewisse Spannung lag schon über der Diskussionsarena, als sich Annalena Baerbock, Armin Laschet und  Olaf Scholz zum “Triell” der Kanzlerkandidat*innen trafen. Zwei Dinge seien im Interesse erstens der Verfassung und zweitens der Kultur klargestellt. Das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland sieht vor, dass die/der Kanzler*in vom Parlament gewählt wird und dessen Abgeordnet*innen zur Hälfte direkt, zur Hälfte über Landeslisten der Parteien. Es gibt also verfassungsrechtlich gar keine “Kanzlerkandidat*innen und ein solches Spektakel dient der Verengung der politischen Perspektive der Wählerinnen und Wähler. Weiterlesen

ARD-Selbstdemontage

Wenn Sie glauben, mit einem spektakulären Bundestagswahlergebnis gelangten die öffentlichen Medien in Deutschland ans sichere Ufer, dann irren Sie. Ich werde es Ihnen erklären. Dem klugen, mit gutem Gedächtnis ausgestatteten Dietrich Leder/Medienkorrespondenz liegen die “Reformpläne” der ARD-Programmdirektorin Christine Strobl vor, ganz offensichtlich “die starke Frau” im real existierenden ARD-Machtapparat. Sie hat ein Zerstörungswerk am Start, das ihren Vater und ihren Gatten erfreuen wird, selbst wenn die CDU am 26.9. unter 20% landen sollte. Weiterlesen

Weltspiegel

Manches ändert sich nicht. Z.B. das Managementdenken in den Führungsetagen in der ARD: Kostenreduzierung, Audience Flow, Revier- und Schubladendenken, Quotenfixierung: der Rückstand der Einschaltquoten gegenüber dem ZDF “muss” aufgeholt werden. Diese verquere Philosophie führt dazu, dass er immer grösser statt kleiner wird, zwangsläufige Folge von Kleinmut und Ideenlosigkeit. Besonders unwitzig: Digitalisierung, Streaming und Bedeutungsgewinn von Mediathekangeboten werden von den Boss*inn*en als Vorwand instrumentalisiert, Programmangebote zu verschlechtern. Darauf muss mann*frau erst mal kommen. Immerhin gibt es immer noch innere Widerstandspotenziale, von denen, ohne die ARD nichts wäre. Sie müssen nun erneut den “Weltspiegel” verteidigen. Die Medienkorrespondenz dokumentiert.

Die endgültige EM-TV-Kritik

Und: Wundersame Bahn LXVII / Otto wird 73
Über den Hampelmann Seehofer ist jedes Wort zu viel. Gestern hat er das Risiko einer EM in Pandemiezeiten erkannt. Oder war es vorgestern? Der Minister ist für beides zuständig: Sicherheit und Sport. Und er ist aus Bayern, dessen Landeshauptstadt München schon vor Jahren einen Ausrichtervertrag mit der fiesen, bösen Uefa abgeschlossen hat. Dazu gibt es nichts mehr zu kommentieren. Aber 2024 soll mit der selben gemeingefährlichen Partnerin, repräsentiert ausschliesslich durch Männer, eine EM in Deutschland stattfinden. Wer wird ihr dann unsere Sicherheit ausliefern? Und unser Steuergeld?
Stattdessen möchte ich Ihnen diese TV-Kritik von Dietrich Leder/Medienkorrespondenz ans Herz legen. Weiterlesen

Märchen statt “Humorkrimi”

Verschönern Sie sich Ihr Wochenende mit Denys Arcands “Der unverhoffte Charme des Geldes” (ARTE)
“Wenn die Programmplanung das alleine entscheiden könnte, würde jeden Abend eine Abfolge ‘Tagesschau’, ‘Tatort’, Talkshow, ‘Tagesthemen’ gesendet, und zwar nur diese Sendungen. Weil alles andere irritiert und ist lästiger, also, irgend so einen Dokumentarfilmer auf dem Hals zu haben, der mal jahrelang an einem Produkt arbeitet, das ist einfach lästig. Also, das läuft im Grunde wie geschmiert. Und es ist ein bisschen eine mentale Prostitution von allen Beteiligten, weil jeder etwas davon hat: die Moderatorinnen werden bekannt, die Produktionsfirmen verdienen gut, die Gäste werden prominent, wenn sie es nicht schon sind – also, das ist so ein System, eine Versicherung auf Gegenseitigkeit, die ziemlich gut funktioniert. Weiterlesen

Marianne Lienau hat uns verlassen

Marianne Lienau ist tot. Ich habe es über Leser Klemens Roloff erfahren, der mich auf diesen würdigen Nachruf von Dietrich Leder/Medienkorrespondenz hinwies. Ich habe Frau Lienau leider nur telefonisch kennengelernt, als mein damaliger Chef Roland Appel an einer Reise des Innenausschusses des NRW-Landtags nach Italien teilnahm. Es ging um Mafia-Bekämpfung. Tja, hats geholfen? Alles was Leder schreibt, kann ich bestätigen. Ich fürchte, im WDR weiss niemand mehr wirklich, was für ein Verlust sie ist.
Update 3.6.: einen ebenfalls sehr würdigen Nachruf von Lienaus ehemaligem WDR-Kollegen Jürgen Keimer können wir Ihnen auf individuelle Anforderung gerne zusenden.

Nebel vor den Klassenkämpfen

Alles nur Ablenkung? Einerseits. Andererseits kann es auch der Klarheit dienen: Aufräumen im Kopf, Positionssuche, Positionsbestimmung, Parteinahme. Die Sache mit der Kultur ist keineswegs ein Nebenwiderspruch. Wenn berufsbedingt extrovertierte Persönlichkeiten die Öffentlichkeit an ihrer Positionssuche teilhaben lassen, ist das durchsichtiger, “transparenter”, als der immer klandestiner werdende Politikstil in der Hauptstadt. Eigentore inklusive. Die klügeren Wortmeldungen nehmen zu. Weiterlesen

Wie ein Tukur-Tatort

Es ist so lange her, ich habe schon vergessen, wann mich die ARD das letzte Mal so positiv überrascht hat. Gestern geschah es endlich wieder. Die TV-Kritker*innen überschlagen sich vor Begeisterung. Lassen Sie sich davon nicht abschrecken. “Heute stirbt hier Kainer” (Video 1:30 h, 3 Monate Mediathek) ist ein grosser, im besten Sinne des Wortes anarchistischer Spass. Wenn Sie mir nicht glauben, dann lesen Sie Katharina Zeckau/Medienkorrespondenz. Bei ihr habe ich erfahren, dass meine ästhetische Erinnerung an die Tukur-Tatorte des Hessischen Rundfunks (“Experimental-Tatorte”) nicht zufällig ist. Weiterlesen

Here comes the sun

Gute Beobachtungen: Kinder und Jugend in der Pandemie / Baerbock / Wirecard / Super League
Vorsicht: mein erster Tipp könnte Sie runterziehen. Und hindert Sie an der Ausrede, es “nicht gewusst/geahnt” zu haben. Das von mir während der gesamten Pandemiezeit hochgeschätzte 3sat-Magazin nano berichtete gestern über eine Studie „JuCo I und II“ (= “Jugend und Corona”), deren Ergebnisse nur als alarmierend gesehen werden können – auch wenn das Original von der unvermeidlichen Bertelsmann-Stiftung vermarktet wird. Weiterlesen

Wer hat dich nur so ruiniert?

Betriebsklima und Unternehmenskultur in NDR und WDR
Als Extradienst-Gastautor Hans Conrad Zander mir zum ersten Mal im WDR-Programm auffiel (“Rotkohl – das Magazin der Jungkonservativen Bewegung Deutschlands”, mit Georg Bungter), war der WDR für mich noch ein Leitmedium, mit der Anmutung eines Kreativitäts-Treibhauses, mit zeitweiligen Anwandlungen von Widerständigkeit. Zanders unwiderstehliche schweizerische Intonation würde heute niemand mehr ans Radiomikrofon lassen. Darum ist heute ist das meiste Versendete schnell wieder vergessen. Weiterlesen

Merkel-Rücktritt? II / Kunstverachtung / Tönnies

Das Thema “Merkel-Rücktritt” ist schon wieder tot. Wolfgang Michal/Freitag war nicht der, der es zuerst aufgebracht hat. Obwohl seine Genoss*inn*en vielleicht (letzte) Hoffnungen damit verbunden haben. Die Überbringerquelle war der Spiegel, windig genug. Und politisch kommt der Trash von Friedrich Merz und seinen Freunden. Womit die ganze Idee ihren sicheren Tod bereits gefunden hat. Welche Erkenntnis bleibt dennoch aus diesem Vorgang? Weiterlesen

Implosion

Öffentliche Medien faulen von Innen nach Aussen – und von Oben nach Unten
Wenn die Coronapandemie irgendwas Gutes hatte, dann vielleicht die Erkenntnis, wie wertvoll öffentliche Medien sein können, solche die nicht ausschliesslich dem kapitalistschen Renditedenken unterworfen sind. Um es noch mal an dem scheinbaren Boulevard-Fall eines tragischen Opfers zu erklären: mann kann den Skandal so beschreiben wie Imre Grimm von der Madsack-Gruppe, die sich im Marketingdeutsch lieber “Redaktionsnetzwerk Deutschland” nennt. Nichts an dem, was Grimm schreibt, ist falsch. Die Produktionsverhältnisse blendet es jedoch komplett aus. Weiterlesen

Verschlafen? Oder cool geblieben?

Deutsche Medien und die Inszenierung der US-Faschos
Zwei von mir ausserordentlich geschätzte Medienjournalist*inn*en kommen zu recht unterschiedlichen Ergebnissen. Dietrich Leder/Medienkorrespondenz gibt sich bitter enttäuscht über ARD, ZDF und ihre Nebensender. Jenni Zylka/MDR-Altpapier dagegen kann auf durchwachte Nächte vor der öffentlich-rechtlichen Glotze, ähnlich wie ich, gut verzichten.
Das ZDF wird der festen Überzeugung sein, alles richtig gemacht zu haben. Es hat am Mittwoch klar “gewonnen”. Weiterlesen

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