Beueler-Extradienst

Meldungen und Meinungen aus Beuel und der Welt

Kategorie: Genuss (Seite 1 von 44)

Kamala’s Lachen (II)

Der genialste Komiker und Filmstar der 50er Jahre, Heinz Erhardt, hat in vielen Filmen, wie “Der Haustyrann” und “Immer die Autofahrer”, viele Jahrzehnte vor Trump dessen despotischen Charakter herausgearbeitet und karikiert. Bei seinen Figuren – ob verbitterter Cafebesitzer oder besserwisserischer Verkehrspolizist-, immer patriarchale Despoten, die niemals lachen, außer höhnisch und aus Boshaftigkeit. Sie sind immer im Krieg mit allen – selbst Familie und Freunde müssen darunter leiden. Der wesentliche Unterschied zu Trump und Kim Jong Un, Putin und Bolsonaro, Orban und Kaczyński: der 50er Jahre Schauspieler brach seine Charaktere durch kleine Schwächen und die späte Läuterung im Happyend. Er lächelte dann am Ende immer. Weiterlesen

Menschen und Tiere

Hartmut Kiewert in der Zitadelle Spandau

In Berlin gibt es einige Kunstorte, die zu besuchen sich immer lohnt. Dazu gehört die Zitadelle Spandau mit gleich mehreren Ausstellungsorten, betrieben vom Bezirk Spandau. Schon das alte Gemäuer lohnt die Anreise in diese Berliner Randlage. Der Bau dieser Festung begann im Jahr 1557 und wurde 1594 vollendet. Einer der schönsten Ausstellungsorte ist die Bastian Kronprinz, wo noch bis zum 18. August 2024 die Einzelschau von Hartmut Kiewert zu sehen ist. Weiterlesen

Kulturelle Feigenblätter

Der Kunsthistoriker Hartwig Fischer ist einer von vielen aus dem europäischen Kulturbetrieb, die nun in Saudi-Arabien hohe Museumsposten bekleiden.

Elf Jahre Gefängnis. Zu dieser Strafe verurteilte ein saudisches Gericht Anfang Januar Manahel al-Otaibi. Das „Verbrechen“ der 29-jährigen Fitnesstrainerin und Aktivistin für Frauenrechte: Auf Snapchat hatte sie 2022 das saudische Männervormundschaftsgesetz und dasjenige zum Hidschab kritisiert und sich beim Shopping ohne den obligaten Schleier gezeigt. Prompt folgte eine Anklage wegen „terroristischer Straftaten“. Weiterlesen

Von Berlin nach Bonn

Mit dem Deutschlandticket von Berlin nach Bonn – Wundersame Bahn CXCVII

Warnungen hatte ich genug bekommen – das ist doch verrückt, Du weißt doch was bei der Bahn los ist, da brauchst du sicher 15 Stunden und mehr … Ich habe es trotzdem gemacht – bin von Berlin aus in Richtung Bonn mit dem 49-Euro-Ticket, da ich das ja ohnehin nutze – also ohne weitere Kosten gefahren. Weiterlesen

Gut eingekauft

Mein erster Test des “Beueler Weinkonzepts”

Ob dieser Name gut ausgedacht ist? Wirkt er nicht allzu angeberisch? Und damit abweisend? Offenbar nicht. Wenn Sie abends dorthin wollen – geöffnet nur bis 22 h – müssen Sie derzeit reservieren. Das ist schon mal ein guter Start. Es wird offenbar von einer grossen Zahl Menschen als gastronomische Bereicherung der Beueler City wahrgenommen. Gestern mittag habe ich es selbst ausprobiert. Weiterlesen

Die “Mutti”-Tarnung

mit Update nachmittags & 22.7.: Feministische Glotze

Wie kommichdrauf? Blogkollege Alfons Pieper/”Blog der Republik” ist eine faire Würdigung der Bundeskanzlerin a.D. Angela Merkel gelungen: “Die Merkel wird nie was: So Unionskreise einst in Bonn – Zum 70. Geburtstag der Ex-Kanzlerin”. Der Autor war sehr, sehr lange Hauptstadtkorrespondent der WAZ in Bonn, und übte bei dieser grössten Abonnementzeitung der BRD zahlreiche leitende Funktionen aus. Weiterlesen

Fußball nervt

Als 1.FC Köln-Fan bin ich Folter gewöhnt. Was aber die öffentlich-rechtlichen Medien mit der EM an Programmterror angerichtet haben, übersteigt allen Stumpfsinn, den ich mir bisher im Fernsehen ausmalen konnte. Fangen wir beim “Endspiel” an: Das Spiel wurde um 21.00 Uhr angepfiffen. Um 19.00 bereits begann die ARD – oder war es das ZDF? – beide haben denselben Nerventerror angerichtet – mit seiner Fußballsendung voller inhaltsleerer Inhalte. Das Kommentator*inn*en-Team und die Expert*inn*en wurden vorgestellt – Reklame für Kommerz, Reklame für den Erpresser der Kommunen UEFA – Wischiwaschi-Gerede, überflüssige Interviews mit Fans, Kneipenwirten, 6b-Promis, dann endlich das Spiel. Weiterlesen

Fischers Fritze fischt keine Fische

Über Jahrhunderte war der Hering der Brot- und Butterfisch der gesamten Ostsee. Überfischung, die Erwärmung der Ostsee, ihre Verschmutzung mit Düngemitteln und der damit einhergehende Sauerstoffmangel haben die Fischbestände dezimiert. Längst stecken die Küstenfischer in einer Existenzkrise

Es ist mitten in der Nacht, als Fischer Dennis Görtz den Dieselmotor seines Kutters anwirft, die “Eisvogel” den Rügener Hafen von Thiessow hinaussteuert und in den silbrigen Glanz eines strahlend-hellen Dreiviertelmondes eintaucht. Wir haben Windstärke 5, aber der 43 Jahre alte Stahlkutter tanzt auf den Wellen so seefest wie eine Möwe. Weiterlesen

Schwein gehabt

Vor etlicher Zeit war ich auf einer Wahlkampfparty der Grünen, mit Essen und Trinken.  Alles war sorgfältig geplant und vorab auf einer Vorstandssitzung besprochen worden. Die hatte ziemlich lange gedauert, weil man sich nicht einigen konnte: normales oder vegetarisches Buffet? Am Ende stand ein Kompromiss: Wir bauen zwei Buffets auf, einmal so und einmal so.

Gegen 22.00 Uhr dann die Überraschung: Alle gingen zum vegetarischen Buffet. Allerdings nicht, weil sie mit einem Mal zu Vegetarier/innen geworden waren. Sondern weil das normale Buffet leergefegt war. Da fiel mir ein früheres Gedicht ein: Weiterlesen

Dramaturgien

Die EM – und eine gute Ablenkung von ihr

Zu den essentiellen Dramaturgien vom WMs und EMs, den zentralen Finanzierungsquellen der Mafiaorganisationen Fifa bzw. Uefa, gehört, dass das Veranstalterland, das diese Organisationen so wunderbar auszusaugen verstehen, sportlich oder unsportlich nicht benachteiligt werden darf. Und so geschah es auch gestern beim Spiel BRD-Dänemark. Peter Ahrens/Spiegel gelang eine faire Bilanz, in der auch die dänische Position zu Wort kam – ist aber digital vermauert. Weiterlesen

Dynamisches

Psychoanalytikerin über Konflikte: Frieden ist etwas Dynamisches, die Schuld spaltet nur – Schuld und Herrschaft hängen eng miteinander zusammen. Anstatt die Welt in Täter und Opfer aufzuteilen, könnten wir unsere Energie auf etwas anderes richten.

Letzthin habe ich mit einer Bekannten Mittag gegessen. Sie aß jedoch nichts, meinte, sie hätte Magenverstimmung, weil sie gestern Abend zu viel und vor allem das Falsche gegessen hätte. Ich bot ihr an, Wermuttropfen aus der Apotheke von nebenan zu holen, das würde die Beschwerden schnell lindern. Sie meinte dann: „Nein nein, ich bin ja selbst schuld“.

Es mag die Leser überraschen, aber als Psychoanalytikerin würde ich sagen: Diese Episode zeugt von Herrschaft. Im Folgenden werde ich erklären, warum. Weiterlesen

Kunst ist kein Politikersatz

Eine Rehabilitation des Kollektivs? Die türkische Künstlerin Işıl Eğrikavuk beobachtet in ihrem Buch, wie die Gezi-Proteste 2013 in der Kunst fortleben können

Streunende Katzen, Kinder auf dem Spielplatz, Spaziergänger dösen auf Parkbänken. Nichts erinnert mehr in diesen Sommertagen daran, dass in Istanbuls Gezipark am zentralen Taksimplatz vor elf Jahren ein Aufstand tobte, der das Regime des Recep Tayyip Erdoğan um ein Haar ins Wanken gebracht hätte. Wie viele junge Tür­k:in­nen war auch Işıl Eğrikavuk fasziniert davon, wie damals im Gezipark für eine kurze Zeit eine andere türkische Republik zum Vorschein kam, welch kreativen Ausdruck die Proteste in Istanbul ebenso hervorbrachten wie die fast gleichzeitigen Aufstände der Schirm-Revolution in Hongkong, Occupy Wall Street in New York oder der Arabischen Revolution. Weiterlesen

Scheitern an simplem ÖPNV

Wundersame Bahn CXCIV

“Sommermärchen”? Das geht in Wirklichkeit ungefähr so. Aufgabe: Reise von Bonn-Beuel nach Köln-Bickendorf. Überraschung: die Teile mit SWB (Stadtwerke Bonn) und KVB (Kölner Verkehrsbetriebe) funktionieren. Als ich noch jung war, waren das zivilisatorische Selbstverständlichkeiten. Heute dagegen ist mann froh und dankbar. Ich weiss heute einiges über die dortigen Arbeitsbedingungen. Und weiss also, dass die, die dafür arbeiten, einen sehr harten Job machen, der sie selten bis zur Rente durchhalten lässt. Also: Danke, danke, danke! Weiterlesen

Kritik der 1. Halbzeit

“Wo wir sind, ist oben” – wichtiges Sujet, aber …

mit Update 16.6.

Vor drei Jahren machte das ZDF bereits einen Versuch mit “Die Lobbyistin”, mit Rosalie Thomass in der Hauptrolle prominent besetzt. Es war ein Realismus-Versuch, an dem nicht alles missglückt war. So bewerte ich auch die erste Halbzeit (= 4 von 8 Folgen) von “Wo wir sind ist oben”. 1 Jahr verfügbar. Das Degeto-Süssholz ist eine schlimme Belastung Weiterlesen

So wird das gemacht

Die schwarze Frau zeigt dem derangierten Land ihre Weltklasse: Malaika Mihambo

Sie hat es schon wieder gemacht. Die Funke-Mediengruppe behauptet und schlagzeilt, sie “erlöst Deutschland”. Das ist definitiv Fake-News, aber aussagestark über den Zustand des Landes und seiner Medien. Dass das diese Frau in den Momenten, in denen sie die maximale Leistungskraft ihres Körpers abrufen muss, nicht juckt, ist das eigentliche Wunder. Wobei sie längst demonstriert hat, dass sie zu komplexem gesellschaftlichem Denken und Handeln in der Lage ist. Weiterlesen

Daily Good News – Grünes Bonn

mit Update 20.6.

Dieses Frühjahr hatte für die einheimische Vegetation einen besonders günstigen Verlauf. Es sparte weder mit Wasser noch mit Sonnenlicht. Während es ständig irgendwo auf der Welt und in Deutschland Wetterkatastrophen gibt, bleiben wir auf der glücklichen Insel Beuel von alldem verschont. Während der Ahr-Katastrophe 2021 hatten ein paar Keller ein wenig Wasser, null Personenschäden. Auch in diesem Jahr kennen wir das Schlimmste nur aus dem TV. Hier dagegen blüht und grünt es um die Wette. Weiterlesen

Selbstbestimmt arbeiten

Aylin Tezel – eine Schauspielerin als Ereignis

Sie macht es wie ich, nur ein paar Lebensjahrzehnte früher und auf um Potenzen höherem Niveau. Der Ausstieg von Aylin Tezel aus dem Dortmund-“Tatort” 2020 – sie war 37 – war für diesen ein grösserer Verlust als für sie. Sie hatte durch das Seriengagement offenbar genug ideelles und materielles Kapital angespart, um von dort an selbstbestimmt arbeiten zu können. Weiterlesen

Es gibt nichts Ernsteres

Nein, Karneval ist nicht gemeint

Wäre die hier anzuzeigende Serie britisch, dann würde sie wahrscheinlich ein Pointenfeuerwerk abschiessen. Sie ist aber italienisch. Das erfordert Romantik und Gefühl. Showrunner Mohammad Phaim Bhuiyan bezeichnet sich selbst (spielend) an einer Stelle als “halben Italiener”, weil er in Rom geboren ist, und die Handlung in seinem Heimatstadtteil Tor Pignattara ansiedelt und gedreht hat. Der Arme muss unter brutalem Kontrollzwang leiden. Weiterlesen

Exotisches Spektakel, wenig Kontext

Kunstbiennale Mardin in der Türkei – Die Kunstbiennale in der 3.000 Jahre alten südostanatolischen Stadt Mardin hat ihre kritischen Anfänge hinter sich gelassen. Es ist die 6. Ausgabe.

Brennende Wälder, rot verfärbte Flüsse, Polareis an der Arktis, das durch Flammensäulen aufzubrechen beginnt. In Laurent Grassos Film „Artificialis“ verschwimmen die Grenzen zwischen der realen und der fiktiven Welt, zwischen zerstörter und imaginierter Landschaft. Wahrscheinlich könnte es keinen besseren Platz geben, um das berückend-bedrückende Szenario einer postanthropozänen Welt aufzurufen als die verwitterte Ruine des alten Kameldepots Develihan im 3.000 Jahre alten südostanatolischen Mardin. Der kommende Verfall wird hier gleichsam sinnfällig. Weiterlesen

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