von Gert Eisenbürger

Die Zeitschriften aus der internationalistischen Bewegung haben alle schon ein paar Jährchen auf dem Buckel: „Südostasien“ aus Köln wird dieses Jahr 34 Jahre alt, die „Frauensolidarität“ aus Wien 36 Jahre, die „Correos de Centroamérica“ aus Zürich und das „Südwind-Magazin“ aus Wien 39 Jahre, „Lateinamerika anders“ aus Wien und die „ila“ 42 Jahre, der „Brennpunkt Drëtt Welt“ aus Lëtzebuerg (Luxemburg) und die „Lateinamerika Nachrichten“ aus Berlin 45 Jahre sowie „Afrika Süd“ aus Bonn sogar 46 Jahre.

Doch keine existiert so lange wie „iz3w“ aus Freiburg. Die feiert nämlich 2018 ihr fünfzigjähriges Bestehen! Die erste Ausgabe der „blätter des iz3w“ (iz3w stand für „Informationszentrum Dritte Welt“) erschien im bewegten 1968. Allerdings waren die Macher*innen der ersten Stunden keine klassischen 68er. Während die nämlich in der Entwicklungshilfe ein Instrument der imperialistischen Einflussnahme sahen, traten die Mitglieder der „Aktion Dritte Welt“ (ADW), so der Name des Trägervereins des iz3w, in der Anfangsphase für eine Erhöhung der Entwicklungshilfe ein. Doch die späten sechziger und siebziger Jahre waren eine Zeit, wo viel debattiert und gelernt wurde. Bald sahen auch ADW und iz3w die Entwicklungshilfe äußerst kritisch und solidarisierten sich stattdessen mit den Befreiungsbewegungen in der Dritten Welt bzw. dem Trikont (den drei Kontinenten Afrika, Asien und Lateinamerika), wie damals meistens gesagt wurde.

Irgendwann erkannte man auch bei denen Widersprüche wie autoritäre Strukturen, männlich geprägte Hierarchien, militaristisches Denken, bei einigen auch Homophobie oder Antisemitismus. Über alles wurde in der Zeitschrift iz3w (die „blätter“ wurden irgendwann aus dem Namen gestrichen) zunächst acht Mal, später sechs Mal jährlich berichtet und kritisch diskutiert, was das für die internationalistische Praxis „in den Metropolen“, also bei uns, bedeutet. Immer stärker reflektierte man die Differenziertheit der Gesellschaften des Südens und interessierte sich für die sozialen und kulturellen Bewegungen, die diese Heterogenität widerspiegeln. Wie die anderen oben er- wähnten Zeitschriften auch waren auch die „blätter des iz3w“ früh darauf bedacht, dass nicht nur über den Süden/Trikont geschrieben wird, sondern auch Autor*innen aus den Ländern Afrikas, Asiens und Lateinamerikas zu Wort kommen und wichtige Reflexionen und Debatten von dort hier wahrgenommen und bekanntgemacht werden sollten.

Zu Beginn des Jubiläumsjahres haben die Kolleg*innen aus Freiburg passenderweise ein Schwerpunktheft zum Thema „1968 international – ein grenzenloser Aufbruch“ veröffentlicht. Es setzt den für dieses Jahr angekündigten, überwiegend eurozentristischen Rückblicken Beiträge zu den Revolten, aber auch den folgenschweren Niederlagen jenes historischen Jahres in Südostasien, Uruguay, im Kongo, Südafrika, der Chicanas in den USA und der Frauen in Japan und Indonesien entgegen.

Als weitere Aktivitäten soll im Laufe des Jahres 2018 eine Chronik des iz3w erscheinen, in Freiburg wird es eine Ausstellung mit Plakaten und Tondokumenten zur Geschichte von ADW und iz3w geben, eine Geburtstagsgala und ein Open- Air-Festival geben. Im Rahmen des Programms „iz3w on tour“ sind zudem eine Reihe von Veranstaltungen in mehreren deutschen Städten sowie in Basel und Paris geplant. Die Redaktion der ila gratuliert den Freiburger Kolleg*innen ganz herzlich zum runden Geburtstag und wünscht ihnen alles Gute, viel Power und noch mehr Spaß – mindestens für die nächsten 50 Jahre!
Gert Eisenbürger

Dieser Beitrag ist eine Übernahme aus “ila 922, Feb. 2018”, hg. von der Informationsstelle Lateinamerika in Bonn.
Das neue Heft hat das Schwerpunktthema “Ver-rückte Welt – Psychische Gesundheit in Lateinamerika”, u.a. mit Fallstudien aus Argentinien, Kolumbien, Brasilien, Guatemala, El Salvador und Cuba, Porträts mehrerer Wissenschaftler*innen und Praktiker*innen, die Besonderheit “indigener Psychologien”, die Lateinamerika-Politik der WHO u.v.m. Ein “irrer” Materialreichtum.

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