Mit Update 2.11.
Es geht bei Cum-ex nicht um Pornoaufnahmen von Friedrich Merz. Es ist schlimmer. Merz-Fans müssen hoffen, dass er bei Blackrock nur ein Grüssaugust war, und nicht mit operativem Geschäft befasst. Sonst wird der den CDU-Parteitag im Dezember nicht im Kandidaten-Status erreichen. Aber was, wenn doch?
Nach seiner gestrigen Show ist das Interesse einiger Journalist*inn*en erwacht: was machte der eigentlich beruflich? Darauf habe ich hier schon hingewiesen. Wenn er bei Blackrock nicht nur Türöffner und Klinkenputzer, sondern eine wichtige Führungskraft war, dann braucht der teure Anwalt Merz noch ein paar weitere teure Anwälte. Denn die Cum-Ex-Geschäfte, an denen fast der komplette Finanz- und Industrieadel beteiligt war, waren vielleicht nicht juristisch kriminell, weil die neoliberale Politik absichtsvoll gesetzliche Schlupflöcher offen liess. Dieses gemeinsame Handeln von Finanzbranche und Politik – und wo war Merz mittendrin, wenn nicht dort? – war politisch in höchstem Masse asozial-kriminell. Damit sollte keiner mehr durchkommen. Lesen Sie hier bei Klaus Ott/SZ, einem der besten deutschen Recherchejournalisten, der sogar jahrelang Hans Leyendecker ausgehalten hat, wie es da zuging.
Wahlen werden meistens nicht mehr, wie noch 1972, mit Aussenpolitik gewoennen. Parteivorsitzendenwahlen sowieso nicht. Aber verloren vielleicht. Sind offene Atlantiker wie Merz, die letzten Dinosaurier Europas, noch wählbar? Und wenn sie Parteivorsitzende sind, ist es dann noch ihre Partei?
Update 2.11.: diese eifrige Dementiarbeit wird zusätzlich dafür sorgen, dass sich „vollkommen unmoralische“ Geschäfte als Teil des öffentlichen Merz-Bildes festsetzen. Und spannend wird gewiss auch, was dem Atlantikbrückler Merz hierzu einfällt. Ob ihn der CDU-„Wirtschaftsflügel“ das öffentlich fragt?
Möglich ist auch eine andere Variante: dass es uns am Arsch vorbeigeht. Wir wissen doch wie die sind, und der Merz sowieso. Alle Bescheidwisser haben es doch immer gewusst. Und eine Mehrheit bei CDU und FDP findet soviel Cleverness und Schmerzfreiheit einfach geil. Kann sein, dass sich eine Mehrheit von CDU-Delegierten nach einem rhetorisch vollprofessionellen Vortrag für sowas entscheidet, weil ihr das Draussen sch….egal ist. Wahlen gewinnen können sie dann aber nur noch, wann von den Anderen keiner mehr hingeht. Und das war eigentlich Merkels Spezialität …
Die Milliardäre, schreibt Mark O’Connell/Guardian (dt. Fassung im Freitag), träumen derweil von Neuseeland; Trump-Buddy Peter Thiel ist schon da. Eskapismus scheint bei den Herrschenden noch verbreiteter als bei uns. Das macht Hoffnung. Ist Merz schon Milliardär? Sonst gebt ihm Rabatt!

Über Martin Böttger:

Martin Böttger ist seit 2014 Herausgeber des Beueler-Extradienst. Sein Lebenslauf findet sich hier...
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