Untem am Ende dieses Textes eine politisch relevante Leseempfehlung
Unter Prä-Corona-Bedingungen wäre Rot-Weiss-Essen so gut wie gerettet. Seit Jahren spielt der deutsche Fußballmeister der Herren von 1955 in der Regionalliga West (= 4. Liga) und versucht vergeblich aufzusteigen. Nach meinem Überblick hat RWE in dieser Liga die höchsten Zuschauerzahlen, entschuldigung: hatte. Sie waren immer vierstellig, bei Spitzenspielen und Derbys (gegen RWO) fünfstellig. Zuschauerkrösus wurde sowas genannt. Die Essener SPD glaubte, wenn sie dem Verein einen Stadion-Neubau hinstellt, steigt er von alleine auf, die Vereinsführung (damals ein SPD-MdB) hat es auch geglaubt – keine Ahnung von Fußball. Stattdessen stieg die SPD ab, und verlor vor 5 Jahren mit einem Stadionskandal das Amt des Oberbürgermeisters in Essen zum ersten Mal seit Menschengedenken an die CDU.
Gestern hätte, hätte Fahrradkette der RWE vorläufig seine wirtschaftliche Existenz gerettet. Die Qualifikation zum DFB-Pokal mit einem Heimspiel gegen Arminia Bielefeld (Trainer: RWEs ehemaliger Vorstopper Uwe Neuhaus) gelang mit einem 3:1 gegen einen Fünftligisten aus Kleve. Entscheidend der knapp 200.000 Euro teure (4. Liga!!) 31-jährige “Königstransfer” Simon Engelmann. Was wäre da los gewesen, hätten die Fans dabei sein dürfen. Erst recht gilt das für das Spiel gegen die Arminia. Mit Fans wäre in Essen immer eine Sensation drin – Arminias Priorität ist nicht der Pokal, sondern der Klassenerhalt. Mit einer dann prall gefüllte Kasse könnten Träume wieder geträumt werden.
Ein bisschen viel Konjunktiv.
Das nur als Service für den urlaubenden Friedrich Küppersbusch – obwohl: gestern hörte ich seine Frau Sabine noch im Radio. Jedenfalls habe ich schon Entzug wg. seiner letzten Montag erstmals ausgefallenen taz-Kolumne (“Und was machen die Borussen?”). Vielleicht muss er auch an seinem Relaunch für den “Locker Room” brüten, viel Spass und Erfolg dabei, möge es so ähnlich ausgehen, wie gestern an der Hafenstrasse! Meine Borussen gewinnen beängstigend sicher jedes Vorbereitungsspiel = schlechtes Omen für einen guten Saisonstart. Plea trainiert wieder mit, Elvedi hat sich soeben verletzt. 300 sollen angeblich jetzt zugucken dürfen. Wir knobeln, wer gegen uns in die Champions League kommt; guckt nur auch wieder keine*r zu.
Und hier die Leseempfehlung
Heute Abend gucken einige das Pokalfinale um den Katar-Cup, ich werde ein gutes Abendessen in attraktiver Begleitung auf einer Rheinterasse vorziehen.. Jens Weinreich, der schon viele mächtige Feinde gesammelt hat, darf das beim Spiegel vorkommentieren. Das sollten Sie, auch wenn Fußball sie nicht interessiert, nicht verpassen.

Über Martin Böttger:

Martin Böttger ist seit 2014 Herausgeber des Beueler-Extradienst. Sein Lebenslauf findet sich hier...
Sie können dem Autor auch via Fediverse folgen unter: @martin.boettger@extradienst.net