Den Ukrainekrieg und die missratene Qatar-WM kommentiert Deutschlands prominenteste Hure Hanna Lakomy/Berliner Zeitung, und ich gestehe: ihr Kommentar beeindruckt mich. Auch Frau Lakomy verfügt über die Werkzeuge der Dialektik und materialistischer Analyse. Und lässt das alltägliche Diskursniveau deutscher Medien – egal ob alte Holzmedien oder asoziale Netzwerke – weit hinter sich. Ihr Kunstgriff ist, dass sie beide Ereignisse mit keinem Wort namentlich erwähnt, dafür umso gründlicher und lobenswert transparent ihre eigenen Mittel, die Weltverhältnisse zu sehen, zu analysieren, und für sich ganz persönlich zu bewerten.

Sie kommt dabei gelegentlich, aber keineswegs durchgehend, zu stark vom Mainstream abweichenden Ergebnissen, was sie im Rahmen ihres Berufes mitunter vergleichbar mit bspw. russischen oder ukrainischen Kriegsdienstverweigerern macht. Gemeinsam ist ihnen das weit verbreitete Unverständnis ihrer aufgeheizten Mehrheitsgesellschaften für ihr nur scheinbar “absurdes” Tun. Das nenne ich intellektuell anregend. Mindestens.

Neues Ulrike-Heider-Buch

Extradienst-Gastautorin Ulrike Heider annonciert mit dem ihr eigenen Schreibfleiss und – nach meiner unmassgeblichen Meinung trotz fortgeschrittenen Alters – voll auf Ballhöhe gesellschaftlicher Entwicklungen ein neues Buch: “Die grausame Lust – Sadomasochismus als Ideologie”. Den Klappentext versandte sie an Freunde und Bekannte per E-Mail und ich dokumentiere ihn gerne:

“Popmusik, Werbung, Mode und Kulturbetrieb sind voll von Symbolen und Szenarien der grausamen Lust. Akademiker und Intellektuelle sprechen ehrfürchtig von den Nachtseiten der Sexualität.

Ulrike Heider geht in diesem Buch Philosophien und Ideologien auf den Grund, die sich um das Phänomen Sadomasochismus ranken. Ihr Buch ist eine kritische und aufklärerische Erwiderung auf den erotischen Irrationalismus von Philosophen und Literaten wie dem Marquis de Sade, seinem Schüler Georges Bataille und seiner Schülerin Pauline Rèage, Verfasserin der Geschichte der O. Kritik erfahren auch der Vordenker der Postmoderne Michel Foucault, Bestsellerautorin Erika Leonard und Queer-Ikone Paul B. Preciado.

Als wiederkehrende Merkmale der Ideologien zum Sadomasochismus erkennt die Autorin eine meist unverblümte Misanthropie, autoritäre pädagogische Konzepte, blasphemisch getarntes Religionsbedürfnis und den Komplex von Schuld und Sühne.

Die Befreiung der Sexualität unter unfreien, d.h. kapitalistischen Bedingungen war und ist das Gegenteil einer sexuellen Revolution im emanzipatorischen Sinn, die nie stattgefunden hat. Sie befördert heute ein Bild von der körperlichen Liebe, das die schlimmsten Merkmale unserer Gesellschaft widerspiegelt: Ungleichheit, Konkurrenz, Macht und Machtkämpfe bis hin zum Krieg.

Ulrike Heider wuchs in Frankfurt/Main auf, beteiligte sich dort an der Studentenbewegung und war in den 1970er-Jahren Hausbesetzerin. 1978 promovierte sie an der Universität Frankfurt als Politologin. Sie schreibt Bücher, Essays und Radiosendungen zu den Themen Schüler- und Studentenbewegung, Anarchismus, afroamerikanische Politik und Sexualität.”

Über Martin Böttger:

Martin Böttger ist seit 2014 Herausgeber des Beueler-Extradienst. Sein Lebenslauf findet sich hier...
Sie können dem Autor auch via Fediverse folgen unter: @martin.boettger@extradienst.net