Daniela Dahn will mit ihrem Sammelband – Im Krieg verlieren auch die Sieger. Nur der Frieden kann gewonnen werden – ihr Engagement für das Erreichen des Friedens verständlich und nachvollziehbar machen, das in einer Welt erfolgen muss, in der das Schreien nach immer mehr Waffen alles andere dominieren will. Frieden ist für die Autorin mehr als nur die Abwesenheit von Krieg und Gewalt. Das Buch enthält zehn Beiträge zum „Albtraum vom ewigen Krieg“ und zwölf weitere zum „Traum vom ewigen Frieden“, Texte aus den Jahren ab 2014, die sie zur Hälfte in den Jahren 2022 und 2021 verfasst hat.

Im ersten Beitrag „Vom Wirbel des Krieges gepackt“ – aus dem September 2022 – erinnert Daniela Dahn an die Euphorie vieler beim Ausbruch des 1. Weltkriegs, die in Ernüchterung der meisten der damals zunächst Euphorisierten umschlug. Den Ukrainekrieg bezeichnet sie als „eine einzige Katastrophe“. Von Anfang an hätten sich zwei Sichtweisen über die zweckmäßige Unterstützung diametral gegenübergestanden: Waffen oder Waffenstillstand. Als eine der Mitunterzeichner*innen des Briefes an Bundeskanzler Scholz „Deeskalation jetzt“ vom 24.4.2022 bezog sie frühzeitig Stellung für das Einstellen der Waffenlieferungen an die Ukraine. Damit zog sie sich – wie alle anderen – wütende Reaktionen aus Politik, Gesellschaft und Medien zu. Unter anderem äußerte sich auch Serhij Zhadan aggressiv vorwurfsvoll und stets Waffen fordernd. Zhadan wurde später im Jahr mit dem „Friedenspreis des Deutschen Buchhandels“ geehrt, was nicht überall auf Zustimmung stieß. Daniela Dahn zeichnet in diesem Beitrag ihre Antworten auf elf verschiedene Anfeindungen des ukrainischen Schriftstellers nach, um nachvollziehbar zu machen, weshalb sie auf der Grundlage der ihr zur Verfügung stehenden Fakten und Quellen zu ihren Erwägungen, Einschätzungen und Schlüssen gelangt ist. Dieses Nachzeichnen ist gespickt mit Informationen; zahlreiche dürften vielen Leserinnen und Lesern kaum oder gar nicht bekannt sein. Einige zusätzliche Quellenhinweise wären da sehr hilfreich.

Das Buch endet mit einem weiteren Beitrag aus dem September 2022: „Frieden für das hungernde Afrika. Es gäbe Wichtigeres zurückzugeben als die Benin-Bronzen“. Daniela Dahn verweist auf die Bodenfrage als die Souveränitätsfrage. „Ohne Selbstbestimmung über die Agrarfläche keine nationale Konzeption zum wichtigsten Problem – dem der Ernährung der eigenen Bevölkerung.“ Sie kritisiert die westliche Entwicklungshilfe und weist auf die Potenziale Afrikas mit seinen Schätzen an Sonne und Wasser, die den Kontinent zu einer Wohlstandsregion werden ließen mit Beschäftigung sowie ausreichend bezahlbare Lebensmittel für alle, wenn … ja, wenn nicht die wirtschaftlichen Interessen und Regeln der US-Amerikaner, Europäer und Japaner weiterhin dominieren würden. Frieden wie auch soziale Gerechtigkeit sind für die Autorin als Prozess erreichbar.

Vor den Ostermärchen 2022 wurden die Engagierten in der Friedensbewegung von bekannten Politikerinnen und Politikern sowie von vielen Medien als „aus der Zeit gefallen“ auszusortieren versucht. Daniela Dahn stellt sich dem entgegen und liefert viele wichtige und gute Argumente für ein Weitermachen für den Frieden.

Über Gert Samuel / Gastautor:

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