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Mediathek: Monaco Franze wieder da

Muss über Helmut Dietl noch was geschrieben werden? Es gibt schon ein Buch über ihn von einem nicht so doofen FAZ-Redakteur. Die Auszüge, die ich gelesen habe, waren fast so gut wie Dietl selbst. Seine Kunst bestand wohl darin, sein eigenes Leben so gut zu “lesen”, dass er es in Drehbüchern verdichten und in entspannt-ironisch-unterhaltsamen Filmen vermarkten konnte. Viele liebten ihn dafür: Schauspieler*innen (ich überlegte in diesem Fall, ob das Sternchen sein muss, aber doch, Männer mitgemeint), und sehr, sehr viele Kino- und TV-Zuschauer*innen seiner Zeit. Auch ich.

Im WDR-Rundfunkrat (1997-03) hatte ich auch irgendwann einem Vertragsabschluss mit Dietls “Diana-Film” zugestimmt. Ich wusste damals noch nicht, dass er schon etwas ausgebrannt war, nach den Gipfeln seiner zeitweise überbordenden Kreativität, ob mit oder ohne Drogen.

Wie die meisten bemerkte ich Dietl erstmals mit seinem TV-epochemachenden 6-Teiler Kir Royal. Das war unbeabsichtigt, mehr so nebenbei, die seinerzeit ausgereifteste Medienkritik der Zeit, als gedruckte Zeitungen noch wichtig waren. “Monaco Franze” wurde drei Jahre zuvor gedreht. Und weitere 10 Jahre davor gab es die Münchner Geschichten. Habe ich danach in Wiederholungen komplett alles gesehen. Und es nicht bereut. Danach verstand ich Dietl besser. Und diese merkwürdige Stadt, umringt vom reaktionären CSUtum.

Der sympathischste Münchner, den ich persönlich kennen gelernt habe, war gar keiner, sondern (Herkunfts-)Ägypter: Magdi Gohary. Wir kämpften zusammen gegen das südafrikanische Apartheidregime und seine mächtigen Freunde in der BRD. München sah ich bei ihm immer in guten Händen. Er hatte die Stadt mental vollständig im Griff. Das bewunderte ich. Zu seinem Lebenswerk gehört ein gut geratener Sohn Karim El-Gawhary. Sieht aus wie ein geglücktes Leben. In München.

In die sympathischste Münchnerin war ich mal verliebt, habs aber total verbockt. Das war kurz vor “Monaco Franze”. Ich hatte nichts kapiert. Sie wurde erfolgreiche Kommunalpolitikerin in einem Vorort.

Heute gehört er zur Stadtgeschichte: Dietl und “Monaco Franze”, verfügbar bis 19.10. (ganz ohne Netflix-Abo).

Über Martin Böttger:

Martin Böttger ist seit 2014 Herausgeber des Beueler-Extradienst. Sein Lebenslauf findet sich hier...
Sie können dem Autor auch via Fediverse folgen unter: @martin.boettger@extradienst.net

2 Kommentare

  1. Annette

    Interessant, lieber Martin. ich kannte Magdi Gohari ja auch, durch Eure WG. Bitte beschreib doch mal wie jemand eine Stadt mental im Griff haben kann. Das würde mich interessieren.

  2. Martin Böttger

    Magdi vermittelte mir damals – Ende der 70er – was für eine freud- und genussvolle Sache politischer Kampf sein kann (auch viele ANC-Leute – damals im Untergrund! – taten das). Da ich damals (und heute) zu viele kannte, die es typisch deutsch (oder westfälisch? oder evangelisch?) – mit Askese und Quälerei verbanden, hat er mich damit sehr positiv beeinflusst und stärker gemacht. Und weil ich so viele Andere kannte, führte ich es auf seine Heimatstadt München und sein dortiges Wohlfühlen zurück. Er kannte dort “alle” und “alle” kannten ihn. Da musste es einen Zusammenhang geben 😉

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