Die deutschen Fussballerinnen dürfen nachhause. Ob sie wissen, dass das Wetter hier genauso schlecht ist? Die richtigen Gesichter dafür machten sie schon während ihres 1:1 gegen Südkorea – immerhin nicht verloren wie die Jungs 2018. Die Welt zieht an unserem Land vorbei, auch die des Frauenfussballs. Dass es die Fussballgrossmächte Italien und Brasilien auch erwischt hat – um einen Pfostentreffer fast auch die Titelverteidigerinnen aus den USA – ist kein Trost.

Vor der Glotze trennen sich jetzt die Spektakelsüchtigen von den Sportinteressierten. Darum freut es mich immer besonders, wenn die Deutschen rausfliegen. Dann ist ein fachlicher Austausch wieder möglich.

Das Ergebnis war schon weit vor dem Schlusspfiff zu sehen. Die deutschen Frauen sahen aus, als müssten sie entfremdete Arbeit verrichten. Was ja auch objektiv richtig ist. Die Koreanerinnen strahlten dagegen aus, dass es um die Chance ihres Lebens ging, und sie dabei nichts zu verlieren, nur zu gewinnen hatten. Ihr deutschlandkundiger Coach stellte sie darauf ein, den Deutschen jeden Spass am Spiel zu nehmen. Viel gehörte nicht dazu. Es klappte hervorragend, und verstärkte das Strahlen in den koreanischen Gesichtern.

Demütigend und wütendmachend für deutsche Hetzpresse ist gewiss, dass ausgerechnet Marokko, wie schon bei den Männern in Qatar, eine Runde weiter ist – trotz des 0:6 gegen die Deutschen im ersten Spiel. Zweimal gewonnen ist eben einmal mehr. Die können das sogar mit Kopftuch – isses denn möglich?

Ja, ist es. Die deutsche Frauenauswahl erwies sich – das hat sie sich gewiss am wenigsten selbst gewünscht – als würdige Vertreterin ihres entsendenden Verbandes. Wachstumsfantasien platzen wie Seifenblasen. Ist es ein grosser Verlust? Denn die Heim-WM 2011 wurde – weniger auf dem Platz, als in den männerdominierten Vereinen an der Basis – so grosszügig vergeigt … Wäre es dieses Mal besser gelaufen?

Der Bonner SC wurde 1975 deutscher Meister. Sein Stürmerstar Beverly Ranger schoss das “Tor des Monats”. Und was hat er draus gemacht? Die hochtalentierte Bonnerin Célia Okoyino da Mbabi musste 2004-13 nach Bad Neuenahr gehen, um erstklassig auf Torejagd zu gehen (97 in 136 Spielen). Gab es Bonner Initiativen den Nachbarverein vor der Insolvenz zu retten, erstklassigen Frauenfussball nach Bonn zu holen? Ich habe nichts davon bemerkt. Frau Sasic ist heute die Aufgabe zugedacht, in einer sog. “Taskforce” den DFB vor all dem fussballerischen Elend zu retten. Eine Aufgabe, die selbst für diese starke Frau zu gross ist.

Über Martin Böttger:

Martin Böttger ist seit 2014 Herausgeber des Beueler-Extradienst. Sein Lebenslauf findet sich hier...
Sie können dem Autor auch via Fediverse folgen unter: @martin.boettger@extradienst.net