Ich weiss ja nicht, ob Sie es wussten, aber die Programmdirektorin der ARD ist derzeit – eine Frau. Gut, sie und ihr Mann haben sicher gerade ganz andere Sorgen. Und der Papa kann sich auch nicht mehr um alles kümmern. Wie kommichdrauf?

Andreas Rüttenauer (“lebenslänglich Bayer”)/taz beschreibt die Frauenfeindlichkeit der internationalen Fussballorganisationen. So weit, so richtig. Und so schön weit weg. Mit ihnen im Bunde sind die deutschen Medien, private und öffentliche gleichermassen. Die füttern diese Organisationen durch.

Nicht bestätigen kann ich Rüttenauers Fussballfan-Gesprächsthemen. Im Momo-Bistro Odeon tauschen wir mittags die Spielstände der WM und ihre Bewertung aus. Jüngst mit BVB-Fan Klaus Kleinöder beschrieben wir uns gegenseitig unseren Ekel am saudi-arabisch kapitalisierten Fussball der Herren und unsere Verzweiflung am Niedergang des deutschen Sportjournalismus, bei Rüttenauer am Beispiel “Kicker” repräsentativ beschrieben.

Nicht tolerierbar ist, wenn unsere, die öffentlichen Medien sich in ihrer Strategie in nichts von alledem unterscheiden, sondern alles reproduzieren und auf die Spitze treiben. Auf die WM bezogen heisst das: sie versenden brav, wofür sie Lizenzen gekauft haben. Bei der ARD spulen Claus Lufen und Nia Künzer brav morgens und nachts ihr Pflichtprogramm ab. Und nach dem mittäglichen Schlusspfiff ist für die ARD der Fall erledigt. Aber sie kapieren nicht, was passiert.

Ihre Ignoranz ist in keiner Weise durch Publikumszuspruch und -nachfrage gedeckt. Gestern haben mittags um 12 über 3 Mio. Australien-England geguckt. Das ist nur 1 Mio. weniger, als die absolute Spitze der deutschen Männerelite jüngst zur abendlichen Hauptsendezeit mit ihrem Kirmesspiel (“Supercup”) erzielte, bei dem einer eingewechselt wurde, der alleine so viel abkassiert, wie die Finalistinnen bei der WM nicht zusammengerechnet bekommen. Noch nicht! Denn der Männerfussball hat seine Kapitaldecke erreicht. Da geht nichts mehr. Es wird derzeit nur durch ein spendables verbrecherisches Feudalsystem (“Clankriminalität”) aus Arabien verdeckt. Die legen ihre Decke drüber, um alles in Besitz zu nehmen; so haben sie es immer gemacht.

Wie das politisch läuft, lesen Sie hier: Oliver Eberhardt/telepolis: Jemen: Was kann China, was der Westen nicht kann? – Wie der rostige Tanker FSO Safer fast die internationalen Lieferketten zum Zusammenbruch gebracht hätte und nichts unternommen wurde. Bis die Diplomatie aus Peking neue Wege eröffnete.” Mir gefällt das so wenig wie Ihnen. Aber wer die Welt besser machen will, muss zunächst ihre Wirklichkeit erkennen und analysieren. Das gelingt in unserer Hauptstadt nicht mehr jeder*m.

Der Wachstumsfaktor sind die Frauen. Sportlich werden sie immer stärker, dass selbst Laiinnen es erkennen und dabei zusehen können. Identifikation und Begeisterung sind echt und fallen viel leichter. Am Sonntag um 12 beim Finale ohne deutschen Nationalismus wird dem deutschen Fernsehen eine weitere Lehre erteilt. Von den Halbfinals zeigte die 20-Uhr-Tagesschau noch nicht mal mehr die Tore, während sie samstags für die Männerbundesliga 3 Minuten Zeit hat. Hallo, ist da noch jemand zuhause? Oder ist das schon KI?

Über Martin Böttger:

Martin Böttger ist seit 2014 Herausgeber des Beueler-Extradienst. Sein Lebenslauf findet sich hier...
Sie können dem Autor auch via Fediverse folgen unter: @martin.boettger@extradienst.net