Personalentwicklung

Praktikantinnen sind billiger – Wundersame Bahn CLXXV

mit Update 15.12.

Als jüngst der Boulevard-Wind den Vorstandsmitgliedern der Deutschen Bahn AG mal wieder um die Nasen wehte, erinnerte ich mich an eine von mir hochgeschätzte WDR-Journalistin, die vor einigen Jahren die Aufgabe übernahm, denen zu PR-Diensten zu sein. Umzug von Köln nach Berlin – das konnte ich mir nur mit fürstlicher Entschädigung erklären. Dafür muss die Gute wahrscheinlich mehr arbeiten als zu schaffen ist. Ich hatte sie schon verdächtigt, dem Job wieder entflohen zu sein, weil sie anders als ein männlicher Kollege ihr Gesicht so selten in TV-Kameras hält. Aber das liegt wohl nur an der unterschiedlichen Eitelkeitsverteilung zwischen den Gendern.

Es ist wie so oft: unklar, ob die Sache selber oder der öffentliche Umgang damit schlimmer ist. “Sie hauen sich die Taschen voll” – dä. Wie bei den politischen Vorgesetzten der Ampelkoalition sind es die Durchstecher*innen aus dem eigenen Laden, die den teuer bezahlten PR-Strateg*inn*en eine kontrollierte Steuerung des öffentlichen Diskurses unmöglich machen. Oder war das Absicht?

Denn im Windschatten dieses praktisch weitgehend folgenlosen Empörungskarussells blieb weitgehend unbemerkt, wie sich die DB AG ihre Kundschaft künftig selbst backen will: “digital” natürlich. Nunja, wir beim Extradienst habens natürlich sofort gemerkt, aber wir laufen unterm Radar.

Wichtiger ist da schon die Praktikantin bei Netzpolitik.org Zeynep Yirmibesoglu: “Schritt für Schritt gegen das Recht auf analoges Leben – Die Deutsche Bahn schafft die Bahncard aus Plastik ab. Ein vermeintlicher Versuch, digitalen Fortschritt und Umweltschutz zusammenzubringen. Kritiker:innen befürchten: Menschen, die bereits durch den technologischen Wandel benachteiligt sind, werden so weiter ausgeschlossen.” Die kluge Praktikantin könnte bei der Deutschen Bahn AG glatt ein teures Vorstandsmitglied ersetzen und sich um die Sache kümmern. Wichtig genug ist es. Und Praktikantinnen arbeiten ja quasi kostenlos.

Wenn sie dann als DB-Vorständlerin jedes Jahr zur Adventszeit die Fahrpreise – sagen wir mal um den gerade aktuellen Prozentanteil der FDP – senkt, dann kann sie als Kanzlerinnenkandidatin antreten, egal für welche Partei.

Generationenbündnis für Analog

Die schärfsten Befürworter*innen für ein Bürger*innen*recht auf Analog sind die “digitalen Nerds”. Die wissen nämlich am besten von der Sache bescheid und quasseln nicht nur kariertes Zeug. So wie bei Netzpolitik.org kümmern sie sich auch bei Digitalcourage um die Sache. Es wird Zeit für ein gesellschaftliches Bündnis mit Sozialverbänden und Senior*inn*enorganisationen.

Update 15.12.

Leser und Autor Michael Kleff (z.Z. New York) bekam heute morgen vom BahnCard-Service diese erstaunlich verbindlich formulierte Zusicherung:
“Wir möchten uns für das Missverständnis entschuldigen. Ab dem 10. Dezember 2023 werden keine physischen Karten mehr für das dreimonatige ‘Probe BahnCard’ Abonnement ausgegeben. Diese Regelung gilt jedoch nicht für das Jahres Abonnement. Sie erhalten weiterhin eine Physische Karte, wenn Sie ein Jahres Abonnement abschließen oder es sich automatisch verlängert.”
Notieren Sie: Freitag, 15.12., 9:32 h.