Politischer Aktivismus ist nicht immer gesund. Gesundes Mass ist wichtig. Wenn wir nur kurz leben, sind wir auch nur eine kurze Hilfe. Und wenn wir nicht gut sondern schlecht zu uns selbst leben, ist auch keiner*m geholfen. Finde ich. Diese Gedanken warf mir dieser sehenswerte Film auf: Alles ist Eins. Außer der 0 – Dr. Waus Chaos Computer Film – Der Mann mit dem Namen Wau Holland, auch Dr. Wau, war die Gründerseele des legendären Chaos Computer Clubs – kurz CCC. Vom Computer-Nerd zum Datenkünstler, vom Einsiedler zum Medienstar, vom subversiven Hacker zum Verfechter der Demokratie: Der energiegeladene Dokumentarfilm zeigt mit cleveren Montagen, wie die großen Fragen unserer Gegenwart das Leben und Wirken Wau Hollands auch schon damals durchzogen.” Verfügbar nur bis 12. Januar 24.

Andererseits: nur wenigen wird es gelingen so nachhaltige Spuren und Erb*inn*en zu hinterlassen, wie dem kurzgelebten Herwart Holland-Moritz/”Wau Holland”. Der Film macht es gut: keine Ikonographie im Gestern, sondern der Bogen ins heute (und morgen). So wie die Daten das neue Kapital werden (und schon sind), so ist hier der neue und was das “Unten” betrifft erst in den Anfängen steckende Klassenkampf um soziale und individuelle Grundrechte zu erkennen. Von unten erfolgreich wird er nur sein, wenn er popularisiert und bündnisorientiert vorangetrieben wird.

Die Aussichten sind gar nicht schlecht

Der Klassenfeind hat immer Privilegien bei der Erlangung von Informationen, sowie bei ihrer Verbreitung oder auch Unterdrückung. Privilegien heisst aber auch – nicht immer gelingt es. Und nichts davon gelingt widerspruchsfrei. Darüber sind sich die Informationsprivilegierten im Klaren.

Und siehe, sie flüchten, sie mauern sich ein, sie vergraben sich, sie haben Angst. Vor der Welt, und das sind wir. Schon vor 5 Jahren berichtete der Guardian/Freitag über den Trump-Financier Peter Thiel: Mark O’Connell: Mordor, mein Mordor – Apokalypse Silicon-Valley-Milliardäre wie Peter Thiel bereiten sich in Neuseeland auf den Zusammenbruch des Kapitalismus vor”. Nun wird Ähnliches von Mark Zuckerberg berichtet (Spiegel mit Bezug auf Wired): 270-Millionen-Dollar-Anwesen: Mark Zuckerberg soll Bunker auf Hawaii-Insel bauen lassen – Auf 566 Hektar und unter großer Geheimhaltung entsteht auf Kauai das künftige Zuhause des Meta-Chefs. Laut Gerichtsunterlagen und Aussagen von Arbeitern gehört ein 460 Quadratmeter großer Bunker dazu.”

Warum dieser Aufwand? In meiner Fantasie nur, wenn ich fürchte, dass der Tag kommt, an dem ich nie, nie wieder raus kann.

Wobei: sind das nicht alles Vulkan- und Erdbeben-Gebiete? Nunja, bei diesen beiden Gestalten kann es uns egal sein. Trauer nur um das ausgebeutete Personal, das sie dort miteinsperren.

Über Martin Böttger:

Martin Böttger ist seit 2014 Herausgeber des Beueler-Extradienst. Sein Lebenslauf findet sich hier...
Sie können dem Autor auch via Fediverse folgen unter: @martin.boettger@extradienst.net