Lesen Sie Armin Wolf

mit Update nachmittags

Der in meinen subjektiven Augen seriöseste Journalist deutscher Sprache, Armin Wolf, hat auf Einladung von Prof. Volker Lilienthal und der Augstein-Stiftung an der Uni Hamburg eine Ringvorlesung gehalten, die er freundlicherweise in seinem Blog online gestellt hat: “Was wir besser machen könnten”. Ich geniesse seine Arbeit als Journalist und Moderator immer häufiger über die 3sat-Ausstrahlung von ZIB2, dem Österreich-Gegenstück der ARD-Tagesthemen oder des ZDF-heute-journals. Testen Sie mal den Unterschied.

In Österreich geht es weniger missionarisch zu als in Deutschland. Die Lage an der Blockgrenze zwischen Ost und West hat die weltweit berühmten Zyniker gelehrt, cooler auf Interessen als auf Gut-und-Böse zu gucken. Und wie Wolf personifiziert, ist das das Gegenteil von Standpunktlosigkeit. Wer was-mit-Medien macht oder machen will, und seinen Text nicht liest, kann direkt aufgeben.

Seit mir die Arbeit dieses Mannes bekannt ist, rätsele ich über die Frage, warum dieser Typus unabhängiger Journalist hierzulande fast ausgestorben ist. In meiner politischen Jugend der 70er und 80er hätte ich ein Dutzend vergleichbarer Leute spontan aufzählen können. Das kann ich heute nicht mehr – und das liegt nicht an Verminderung meines Medienkonsums.

Sicher hat das was mit all dem zu tun, was Wolf in seinem Text selbst nachzeichnet. Doch es gibt Spezifika, z.B. in öffentlichen Anstalten wie dem NDR und dem WDR, in denen in lang zurückliegenden Jahrzehnten ähnliche Typen wie Wolf herangewachsen sind. Und die, die solches Potenzial heute haben. solche Anstalten eher fliehen, als dass sie es als Ehre empfinden würden, für sie arbeiten zu dürfen. Die Unternehmenskultur ist im Eimer. Ihre Führungen sind unfähig zu Menschenführung. Sie sind falsch gewählt. Ein Grund, über die Systeme ihrer Wahl fundamental nachzudenken.

Update nachmittags

Eine sehr qualifizierte Abhandlung der aktuellen deutschspezifischen Probleme gelingt dem Münsteraner Ralf Heimann/MDR-Altpapier: Die Lehnitzsee-Konferenz – Correctiv berichtet über ein Geheimtreffen von Rechtsextremen. Die Enthüllung fügt sich ein in weltweites Bild. In ihm wird sehr deutlich, wie Rechte die Demokratie manipulieren.”

Über Martin Böttger:

Martin Böttger ist seit 2014 Herausgeber des Beueler-Extradienst. Sein Lebenslauf findet sich hier...
Sie können dem Autor auch via Fediverse folgen unter: @martin.boettger@extradienst.net