In der Glotze sind sie die Besten. Bei der Frequenz ihrer Produktion und Ausstrahlung müssten die britischen Inseln mittlerweile menschenleer sein. Mein Vorschlag wäre, in Deutschland nur noch alle drei Tage einen Krimi (bei Serienmorden entsprechend seltener) auszustrahlen, damit im Publikum kein falscher Eindruck mehr über die Kriminalität hergestellt wird. Das wird er nämlich. Aber auf mich hört ja keiner. Beim britischen TV zum Glück auch nicht.

So konnte “Silent Witness” entstehen, das ich vor Jahren hier schon kurz besprochen hatte. Im ZDF folgt jetzt die 22. Staffel – wow! Wie immer ist die Kriminalität nur der Vorwand, um mit fiktionaler kreativer Freiheit Sozialstudien zu betreiben. Und das machen sie gut. Verfügbar sind die Folgen nur einen Monat.

So auch bei “Der junge Inspektor Morse”. Schriftsteller Colin Dexter, 2017 verstorben, wirkt auch bei den Verfilmungen als Drehbuchautor. Der “junge Morse” ist in den 60er/70er Jahren angesiedelt – hier ist der reale gesellschaftliche Fortschritt zur schlechten alten Zeit zu erkennen, und wird von der Inszenierung elegant entschlüsselt.

Linear sind beide Reihen unguckbar, Dienstagnachts hintereinander auf ZDFneo. Die Altersbeschränkung auf 22 und 6 Uhr ist komplett gaga. Jedes heute-journal ist brutaler und jugendgefährdender. Das ZDF will Ihre Daten.

Über Martin Böttger:

Martin Böttger ist seit 2014 Herausgeber des Beueler-Extradienst. Sein Lebenslauf findet sich hier...
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