Lektüreperlen, u.a. zur Wundersamen Bahn CLXXXV

“Udo Norden” ist in der Berliner Zeitung ein Pseudonym für einen “deutschen Journalisten”. Das wirft mehr Fragen auf, als es beantwortet. Doof und ahnungslos ist er definitiv nicht: Europäer chancenlos: In Afrika räumen Chinesen und Russen geopolitisch ab – Außenministerin Baerbocks Fototermine ändern nichts: In Afrika wird der Einfluss der hochmütigen Europäer durch Russland und China verdrängt.” Wo mag er wohl arbeiten, dass er sich das nicht offen zu schreiben traut?

Der Bonner Kollege Uwe Kerkow/telepolis hat diese Probleme nicht: Wie China und Russland den Westen im Handel mit Afrika ausstechen – Chinas Geschäfte mit Afrika boomen. Russland drängt mit Weizengeschenken und politischer Annäherung auf den schwarzen Kontinent. Wie der Westen reagiert.”

Die Bahn und die Welt

Mittlerweile weiss jedes kleine Kind, dass die VR China den Globus mit all den Bahnbauprojekten überzieht, die die Deutsche Bahn soeben sogar fürs Inland gestrichen hat. Wirklich witzig, dass sich dieses gleiche China als “Entwicklungsland” sieht – Deutschland dagegen … als was?

Warum tut China das? Auch hier weiss jedes Kind: nicht aus Barmherzigkeit, sondern aus Geschäftssinn. Verboten ist das nicht. Im Gegenteil: im Kapitalismus ist das Gesetz. Wer kann mit China beim Bahnbau noch konkurrieren? Bei Erwähnung der USA würde sich eher ein Lachanfall anbieten. Der deutsche Siemens-Konzern, seit Kaiserzeiten grösster Profiteur von deutschen Staatsaufträgen (egal welche Regierung), ist noch bei den arabischen Emiraten am Persischen Golf im Geschäft. Mit Feudaldiktaturen kennen sie sich bei Siemens aus. Auch das von Schäuble niedergemachte Pleite-Griechenland hatten sie noch ausgeraubt.

Aber ernsthafte Bahnqualität hat allenfalls noch Japan zu bieten. Dort sind Verspätungen verboten. Und die haben der Türkei noch einen erdbebenresilienten Bosporus-Tunnel für die Bahn geliefert. Das war beeindruckend.

Die Deutsche Bahn dagegen. Anja Krüger/taz meint: “Viele Bür­ge­r:in­nen sehen in dem Konzern ein schwarzes Loch, in dem Milliarden verschwinden, etwa für unsinnige Projekte wie Stuttgart 21. Deshalb ist die öffentliche Empörung über die Kürzungen leider nicht so groß, wie sie sein sollte.” Das ist wohl genau so. Gewöhnung und Ermüdung. In meinem Freund*inn*e*nkreis werden keine Ärgergeschichten mehr erzählt, sondern, wenn mal was geklappt hat. Das ist schneller fertig und origineller.

Über Martin Böttger:

Martin Böttger ist seit 2014 Herausgeber des Beueler-Extradienst. Sein Lebenslauf findet sich hier...
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